Sprachräume 2, Deutsch für die AHS-Oberstufe, Schulbuch

11 Text 1: Leserbriefe (Oberösterreichische Nachrichten; www.nachrichten.at/ooen/) So ein Blödsinn, dieses Binnen-I. Das ist krampfhaft. Für die Gleichberechtigung ist das nicht notwendig. Das macht Bezeichnungen nur komplizierter. Und das Umbenennen kostet auch etwas. / Helmut H., Pensionist, 69, Linz Ich habe kein Bedürfnis nach dem Binnen-I. Wenn eine Frau selbstbewusst ist, braucht sie so etwas nicht. […] Am Faktum, dass Frauen benachteiligt sind, ändert das Binnen-I nichts. / Bettina R., Filialleiterin, 48, Leonding Geschlechtsneutrale Bezeichnungen sind wichtig […]. Es muss aber nicht in Form des Binnen-I’s sein. Ins Lächerliche ziehen soll man das Anliegen nicht. / Alex S., Buchhändler, 46, Linz Für Emanzen ist das Binnen-I sicher nicht schlecht. Ich weiß aber nicht, ob das notwendig ist. Ich fühle mich nicht benachteiligt, wenn es „Bürgerservice“ heißt, hätte aber nichts gegen „BürgerInnenservice“. Ich verurteile es nicht, so tolerant sollte man sein. / Johanna H., Studentin, 21, Linz Die meisten schauen eh nicht wirklich drauf. Ich glaube, dass die Bezeichnungen auch den meisten Frauen egal sind. Nachteile für Frauen werden durch das Binnen-I nicht beseitigt. / Dominik H., Schüler, 16, Bad Leonfelden Text 2: Friedrich Achleitner: verein für gnadenloses binnen-i Analysieren Sie die Leserbriefe nach folgenden Gesichtspunkten: Welche sind pro Gender Splitting/ Binnen-I, welche dagegen, welche nehmen eine neutrale Position ein? Benennen Sie die Argumente, die pro und kontra angeführt werden. Lassen sich Zusammenhänge zwischen Pro und Kontra und Alter bzw. Geschlecht der Verfasserinnen bzw. Verfasser feststellen? Wie zeigt sich, dass Achleitner wohl kein Gegner von Gender Splitting ist, jedoch vor „Extremen“ warnt? Wie beurteilt der Text von Eva Male die bisherige Entwicklung des Gender Splittings? Erklären Sie, weshalb die Autorin das grammatische Geschlecht von Advent , Nikolo etc. ironisch hervorhebt. Verfassen Sie einen Leserbrief von 270 bis 330 Wörtern, in dem Sie Ihre Meinung zum Thema Gender Splitting formulieren. Benennen Sie das Thema, erläutern Sie Ihr Anliegen und nehmen Sie (kritisch) Stellung zu den verschiedenen Möglichkeiten des Gender-Splittings. Tipps für das Verfassen von Leserbriefen finden Sie in Zwischenraum 1, S. 20 f. Sprachspaltereien Eva Male: Nebenwirkung, sexistisch „Über Risiken und unerwünschte Nebenwirkungen informieren Gebrauchsinformation, Arzt oder Apo- theker.“ Den Begleittext zur Medikamentenwerbung haben wir inzwischen so verinnerlicht, dass es uns gar nicht mehr auffällt: Die Akademiker Arzt und Apotheker sind selbstverständlichmännlich, obwohl es in beiden Berufsgruppen Frauen gibt, in letzterer sogar mehrheitlich. Die Gebrauchsanweisung ist weiblich, vielen Dank, ganze Sätze bringen ja auch Frauen zustande. Besser tippen können sie sowieso. Die Nebenwirkung ist unerwünscht, das Risiko säch- lich-sachlich. Klar, wir werden jetzt nicht willkürlich die grammatischen Geschlechter ändern. Aber gera- de bei Berufsbezeichnungen dürfte man einen zeit- gemäßen, geschlechtergerechten Sprachgebraucher- warten, wie er längst etwa in Stellenausschreibungen verpflichtend ist. Als Feministin frage ich prinzipiell Ärztin oder Apothekerin, nicht zuletzt, um die ein- gangs beschriebene sprachliche Ungerechtigkeit aus- zugleichen. Lieber Leser – und ich meine ausnahmsweise wirk- lich nur die Leser –, ich übertreibe natürlich bewusst! Aber der Kampf gegen den Sexismus der Sprache, der seine Hoch-Zeit bereits vor 25 Jahren erlebte, ist noch lange nicht ausgefochten. Und jetzt wollen wir uns auf den Nikolo freuen, den Advent, den heiligen Abend. Auf den Christbaum, den Weihnachtsmann, den einen oder anderen Engel und das Christkind. […] Wir Frauen dürfen immerhin die meiste Vorbe- reitungsarbeit erledigen. 2 4 6 8 10 12 14 16 18 20 22 24 26 28 30 im »verein für gnadenloses binnen-i« ist die hölle los. ein mitglied hat die frage aufgeworfen, was die philo- sophinnen kant, schopenhauer und nietzsche zum binnen-i gesagt hätten. sie hätten gelacht, sagte ein vor- lautes mitglied, dem dieser sager wie ein furz ent- schlüpfte, worauf er aus dem vorstand ausgeschlossen wurde. und ein wackeres mitglied (ein neutrum also) wagte den gedanken, wenn ein mann eine bestie, eine biene, ja eine sau sein kann, wieso dann eine frau nicht mechaniker, tischler, rauchfangkehrer oder architekt sein dürfte. um einen tumult (eine tumultin) zu ver- hindern, schloss die obmännin die sitzung. […] 2 4 6 8 10 12 Text 3: Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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