Sprachräume 1, Deutsch für die AHS-Oberstufe, Schulbuch

9 …und Raphael, Franz, Felix Da gibt es in Sammys Klasse auch den dominanten Raphael. Der imponiert, indem er den Klassenkameraden von seiner Gewaltvideosammlung erzählt. Doch Raphael übt diese Gewalt auch aus: gegenüber den Jüngeren in der Schule, gegenüber den Mädchen, gegenüber Ausländern und ganz Schwachen in der Klasse, wie zum Beispiel Franz und Felix. Und Sammy tut mit, die Spirale der Gewalt beginnt sich zu drehen … Reaktionen zum Buch: Ich fühlte mich von allen verlassen, wie würde es erst werden, wenn die Großeltern für immer in Frankreich waren und wir in diesem neuen Haus? Konrad als Hausbesitzer und Stiefvater und meine verliebte, zer- streute Mutter, die ohnehin schon so wenig Zeit mit mir verbrachte? Leander und Karlotta, die mich lä- cherlich fanden, mein Körper, der verrückt spielte? Keiner, wirklich keiner interessierte sich für mich. Wie peinlich, in der Klasse alleine sitzen zu müssen, nie- mand außer mir saß schließlich alleine. Nicht mal die, die mir früher leid getan hatten, weil sie nie so richtig dazugehörten, die Außenseiter eben. Warum plötzlich ich, was war bloß passiert? Ich merkte ärgerlich, dass ich schon wieder weinte. Und da sah ich die Taube. Und dabei habe ich Tiere immer sehr gerne gehabt. Trotzdem tat ich dann das, was ich tat. Die Taube war verletzt. Sie hockte plötzlich ganz in meiner Nähe, trippelte einfach so auf mich zu und schaute mich ängstlich und hil©os an. Ihr linker Flügel war geknickt und schlei–e auf der Erde. Wir schauten uns an, die ängstliche Taube und ich. Sie mit großen schwarzen Augen und ich mit verheulten, verquollenen Augen. Und dann dachte ich gar nichts mehr, alles, was eben noch in meinem Kopf gewesen war, schob ich weg, weit weg, und plötzlich nahm ich einen schweren, dicken Ast und schlug die Taube tot. Schlug sie richtig kaputt. Ich war wie von Sinnen, Tau- benblut spritzte herum, der dicke Ast sauste zischend durch die Lu–. Danach heulte ich wieder, meine Hände und meine Jacke waren voller Blut, ich ekelte mich und fuhr mit meinen Händen ©uchend im nassen Laub herum. Ir- gendwann stand ich erschöp– und müde da, es goss in Strömen, die Bäume rauschten und die Lu– roch gut. Da beruhigte ich mich und wanderte zurück in die Stadt. Danach habe ich für lange Zeit nicht mehr ge- weint. […] Ob das eine neue Krankheit war, Gefühls- schwund? 2 4 6 8 10 12 14 16 18 20 22 24 26 28 30 32 34 36 40 Man bekommt sehr schön mitgeteilt, wie schwer das Erwachsenwerden mit den falschen Freunden ist! Je- der braucht ein Vorbild, doch wenn das nicht ganz auf der richtigen Bahn ist, kann das für einen selbst zu ei- nem sehr großen Problem werden! Hier wird wunder- bar geschildert, wie schwer es ist, wieder auf die gerade Bahn zu gelangen, wenn man einmal von ihr runter ist, aber: Es ist möglich!!! Jana Frey hat einen packenden Jugendroman geschrie- ben, der glaubwürdig aktuelle Probleme (Gewalt in der Schule u. a.) anschneidet. Der Text blendet jeweils dann aus, wenn der Leser zum Voyeur werden würde (z. B. bei sexuellem Missbrauch) – und das ist gut so! Außerdem ist die Form des Romans sehr „leserfreund- lich“: verschiedene Akteure des Romans berichten (mal länger, mal kürzer) aus ihrer Perspektive. Man wünscht diesem spannenden Roman sehr viele Leser! 2 4 6 8 10 12 14 16 Nur zu Prüfzwecken – Eigentum es Verlags öbv

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