Sprachräume 1, Deutsch für die AHS-Oberstufe, Schulbuch

SPRACHRAUM 6 Erörterung, Argumentieren 66 Textkompetenz in dem nordamerikanischen Land zu schwer, jeder zehnte erwachseneMexikaner ist Diabetiker. Prozen- tual sind damit in Mexiko noch mehr Menschen übergewichtig als in den dafür berüchtigten USA. Jetzt will der mexikanische Staat mit einer Strafsteuer auf Fast Food und So‘drinks das Übergewicht be- kämpfen. Entscheidend für die am Donnerstag vom mexikanischen Kongress beschlossene Abgabe ist die Energiedichte vonNahrungsmitteln. Abmehr als 275 Kilokalorien pro 100 Grammwird die Steuer inHöhe von acht Prozent erhoben. „Angesichts einer wahren Epidemie von Überge- wicht und Fettsucht können wir nicht einfach die Arme verschränken“, sagte Präsident Enrique Peña Nieto wenige Stunden vor der Abstimmung. Er riet seinen Landsleuten dazu, mehr zu laufen, Treppen zu steigen und sich jeden Tag mindestens eine Stunde lang sportlich zu betätigen. Zudem kündigte Peña Nieto eine Reihe von Gegenmaßnahmen wie Erzie- hungsinitiativen, neue Etikettierungsvorschri‘en und Sportprogramme an. Lebensmittel mit einer niedrigen Energiedichte und hohem Ballaststo£anteil sollen nach Angaben Peña Nietos ein Qualitätssiegel erhalten. Dadurch sollen die Hersteller einen Anreiz haben, ihre Produkte an- ders zusammenzusetzen. Die neue Steuer tri¥ nicht nur Fast Food, sondern auch Süßigkeiten wie Schokolade, Eis oder Erdnuss- butter. Auf So‘drinks muss kün‘ig pro Liter eine Steuer von einem Peso – knapp sechs Cent – gezahlt werden. In kaum einem anderen Land der Welt trin- ken die Einwohner so viele So‘drinks wie inMexiko, mit jährlich durchschnittlich 163 Litern pro Kopf. „Nie zuvor stand eine Zivilisation einer Epidemie ge- genüber, die keine Infektionskrankheit betraf “, sagte der Präsident des mexikanischen Gesundheitsinsti- tuts, Enrique Ruelas. „Heute ist die Situation nicht nur beispiellos, sondern auch eine Bedrohung für die Zukun‘ unseres Staates.“ Mexiko wird bei der Rate übergewichtiger Erwachsener nach den Zahlen der UNO-Organisation für Lebensmittel und Landwirt- scha‘ (FAO) nur von Staaten wie Ägypten, Kuwait und dem Südseeinselstaat Nauru übertro£en. Mexikanische Süßwarenhersteller reagierten am Donnerstag nicht auf Anfragen zu den Strafsteuern. Der Chef von Coca-Cola Lateinamerika, Brian Smith, sagte, der So‘drink-Hersteller arbeite an neu- en kalorienarmen und -freien Getränken und beton- te, das Unternehmen wolle die Gesellscha‘ gesund erhalten. Vertreter mexikanischer Verbraucherschutzorganisa- tionen wiesen dagegen darauf hin, dass die So‘- drink-Hersteller sich in den vergangenen Wochen he‘ig gegen die Strafsteuer gewehrt hatten. Deren Einführung sei ein Sieg über die Lobby. Auch in Europa diskutieren Ernährungswissen- scha‘ler seit Langem darüber, welche gesellscha‘li- chen Maßnahmen im Kampf gegen steigende Raten von Übergewicht in der Bevölkerung ergri£en wer- den sollen. Befürworter von Strafsteuern und ande- ren regulierenden Eingri£en führen an, dass der ein- zelne Mensch sich sehr schwer tue, sich in einer das Übergewicht begünstigenden Umwelt ausgewogen zu ernähren. 14 16 18 20 22 24 26 28 30 32 34 36 38 40 42 44 46 48 50 52 54 56 58 60 62 64 66 68 70 72 74 76 Bei der Untersuchung von Argumentationen sollten Sie zunächst die zentrale Streitfrage formulieren . Von dieser zentralen Streitfrage können dann weitere Detailfragen, die ebenfalls strittig sein können, abhängen. Ist ein Text Ausgangspunkt einer Diskussion, können Sie nach einer gründlichen Lektüre des Textes Fragen an ihn stellen. Mögliche Fragen können sein: ƒƒ W-Fragen (vor allem bei Texten, in denen es um konkrete Ereignisse geht): wer, wo, was, wann, wie, warum? ƒƒ themenbezogene Fragen, z. B.: Um welches Thema (Problem) geht es? Was sind die wichtigsten Aussagen dazu? Welche Begründungen werden für diese Aussagen gegeben? Welche Schlussfolgerungen zieht die Autorin/der Autor? Welche Absicht verfolgt die Autorin/der Autor? Beachten Sie, dass ein Text nicht unbedingt auf Ihre Fragen antworten muss. Enthält ein Text aber keine Antwort auf eine sinnvolle inhaltliche Frage, so ist dies auch ein wichtiges Erschließungsergebnis, das z. B. in einer Diskussion eine Rolle spielen kann (z. B.: „Problematisch an der Argumentation ist schließlich, dass es auf die wichtige Frage, ob/wie …, keine Antwort gibt.“). Untersuchen Sie den Text genauer. Beantworten Sie insbesondere die folgenden Fragen. Welcher konkrete Anlass liegt dem Artikel zugrunde? Wie wird die Strafsteuer begründet (These, Belege)? Wie steht die Autorin bzw. der Autor des Artikels wohl persönlich zu der Strafsteuer? Woran erkennen Sie das? Auf welche wichtigen Fragen antwortet der Artikel nicht bzw. welche Aspekte bleiben ausgeblendet? 6.6 a b c d Schriftliche Kompetenz Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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