Sprachräume 1, Deutsch für die AHS-Oberstufe, Schulbuch

63 Diebesgut für eigenen Shop Seoul – Als ungeladener Gast bei Trauerfeiern hat ein Südkoreaner über die Jahre rund 1200 Paar Schuhe gestohlen. Er machte sich die koreanische Gewohn- heit zunutze, beim Betreten von Häusern die Schuhe auszuziehen. Mit dem Diebesgut wollte er „ein Schuhgeschä® erö¡nen“. (Kleine Zeitung) 2 4 6 Einen Leserbrief verfassen Die Situation: Sie haben im „Standard“ die folgende Pro-und-Kontra-Debatte zum Thema „Geld schenken“ gelesen und möchten Ihre Meinung dazu in einem Leserbrief von 270 bis 330 Wörtern formulieren. Fassen Sie die Argumente der beiden Texte zusammen, vergleichen Sie diese und erörtern Sie Ihre eigene Position. Pro von Doris Priesching Grüß euch Gott, liebe Kinder! Hier ist das Christkind, und es hat eine Überraschung für euch! Am Weihnachts- abend ¥ndet ihr dieses Jahr unter dem Lichterbaum liebevoll geschmückte Kuverts. Ihr wisst nicht, was das zu bedeuten hat? Kommet her, ich will es euch gerne erzählen. Diese Kuverts sind nämlich etwas ganz Besonderes. Sie du®en nach Zimt und nach Apfel, und ihr Inhalt ist von unschätzbarem Wert. Ich, das Christkindlein, bin gekommen, um euch zu geben, was ihr am allersehnlichsten wünschet: Kohle an Heiligabend für Handys, Smartphones, Tablets, Gameboys, und was ihr sonst noch an Herrlichkeiten auf dieser Welt erdenken könnt! Wisset ihr, was das heißt, kleine Frechdachse? Nie wieder pädagogisch wertvolle Mama-Geschenke, der Papa kann euch nach der Bescherung kein Spielzeug wegnehmen, nichts Nützliches mehr von Oma und Opa, sondern Münzen, die süßer als Glocken klingen! Und wenn ihr dann euren Freunden noch erzählt, dass es mich wirklich gibt, leg‘ ich sogar noch was drauf. Nun? Wo sind jetzt die strahlenden Kinderaugen? Na, also! Kontra von Ljubisa Tosic Es hängt natürlich von der Summe ab. Ist sie dermaßen opulent, dass sie alle mit Geld zu behebenden Lebenssorgen des Diesseits aus der Welt schaµ, wird beim Beschenkten keinerlei Kränkung ausgelöst. Aber zurück in die Wirklichkeit. Das Geldpräsent in seiner Realform bleibt ein klägliches Symbol des Desinteresses am Beschenkten. Außerdem ist es ein verhängnisvoller Tiefschlag für ein womöglich bereits klappriges Wirtscha®swachstum, das so endgültig in den Rollstuhl befördert wird. Wird nichts ausgegeben, wird Geld weitergereicht, gelangt es nie in den Wirtscha®skreislauf. Auch der Beschenkte, im ängstlichen Bewusstsein der Wirtscha®slage, gibt nicht aus. Er hortet. Firmen verkaufen weniger, Gewinneinbrüchen folgen Lohnkürzung und Rauswürfe. Die Entlassenen haben noch weniger zum Ausgeben, wodurch die Wirtscha® abermals ... Kurzum: Geldgeschenke sind Teil einer Todesspirale der Wirtscha®, und die wollen wir doch alle nicht! Stattdessen: Studium der Wünsche euerer Liebsten, konkretes Schenken. Die Konjunktur wird es danken. (Der Standard, 18.12.2015) KT 2 Mediale Bildung Textkompetenz Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des V rlags öbv

RkJQdWJsaXNoZXIy ODE3MDE=