Sprachräume 1, Deutsch für die AHS-Oberstufe, Schulbuch

57 Schriftliche Kompetenz Wie ich meinen Leserbrief aufbaue, welchen Operatoren ich beim Schreiben begegnen werde ƒƒ Die Anrede: Entweder reden Sie die jeweiligen Autoren/Autorinnen an oder die Redaktion ƒƒ Die Bezugnahme: Stellen Sie dar, auf welchen Beitrag (Datum, Titel) Sie sich beziehen. Fassen Sie das Thema des Artikels beziehungsweise den Teil, den Sie kommentieren möchten, kurz zusammen. Verweisen Sie überdies auf die Rolle, die Sie selbst einnehmen: Sind Sie Schüler/Schülerin oder eventuell Betroffene(r) oder Experte/Expertin? Dabei werden Sie z. B. folgenden Operatoren begegnen: Benennen Sie das Thema des Artikels; Fassen Sie … zusammen; Geben Sie … wieder … ƒƒ Der eigene Standpunkt: Stellen Sie die Position des Autors/der Autorin Ihrer Position/Meinung zustimmend oder kritisierend gegenüber. Begründen Sie Ihre Position mit Argumenten, Beispielen, Erfahrungen. Beachten Sie dabei, dass Leserbriefe als eher kurze Meinungsäußerung zu verstehen sind und Ihre Argumentation deshalb „kurz und bündig“ ist. Mögliche Operatoren : Erklären/erläutern/analysieren Sie die Position des Autors/der Autorin …; Setzen Sie das Anliegen des Artikels in Beziehung zu Ihren Erfahrungen …; Begründen Sie Ihre Stellungnahme … ƒƒ Der Schlussteil: Unterstreichen Sie nochmals, worauf es Ihnen ankommt und was sich aus Ihrer Argumentation ableiten lassen soll, wie zum Beispiel ein Lösungsvorschlag oder ein Appell. Mögliche Operatoren : Entwerfen Sie einen Ausweg/eine Lösung …; Appellieren Sie an …, dieser Frage hohes Augenmerk zu schenken …; Der Stil Je pointierter und prägnanter und auf Ihr Anliegen konzentriert Sie schreiben, desto weniger kann das Medium Ihren Leserbrief kürzen. Längere Leserbriefe werden nämlich meist in Auszügen veröffentlicht, und natürlich haben Sie keinen Einfluss darauf, was gekürzt wird. Verzichten Sie aber nicht auf Stilmittel wie etwa rhetorische Fragen oder Metaphern. Wie schreibt man einen Leserbrief? Als Einstieg weisen Sie auf Anlass/Bezug des Leserbriefs hin: Zeitungsartikel (Datum, Titel, Verfasser/ Verfasserin), Leserbrief, aktuelles Ereignis … Im Hauptteil greifen Sie z. B. den Inhalt des Zeitungsartikels auf, kommentieren oder ergänzen, widersprechen oder stimmen zu und stützen Ihre Position auf Argumente, Beispiele, Erfahrungen. Als Schluss machen Sie nochmals deutlich, worauf es Ihnen ankommt und schließen beispielsweise mit einem Appell oder Lösungsvorschlag. Schreiben Sie kurz und präzise. Formales: Im Briefkopf geben Sie Ihre persönlichen Daten (Name, Adresse, meist auch Handynummer) und die Adresse des Mediums an; dann folgen Ort, Datum; Bezug auf Text oder Anlass, zu dem Sie schreiben, wie z. B.: Betrifft: „Frauen- und Kinderrechte sind auch in Österreich zu schützen!“ von Gudula Walterskirchen, 7.11.2016; Als Anrede verwenden Sie z. B. „Sehr geehrte Redaktion!“ oder reden Autor/Autorin direkt an. Schließen Sie mit einem Gruß und Ihrem Namen. Wenn Sie Ihren Leserbrief per E-Mail senden, lassen Sie die Anschrift des Mediums weg und fügen Ihre eigenen Daten am E-Mail-Ende an. Die E-Mail-Adressen finden Sie meist auf der Leserbriefseite. Zeitungskommentare schließen oft mit der E-Mail-Adresse der Journalistinnen/Journalisten oder der Kommentarreihe. Aufbau und Inhalt eines Leserbriefes erfassen Die Situation: Eine Schülerin der 5. Klasse hat in den Unterricht den Kommentar von Sibylle Hamann – siehe Seite 55 – mitgebracht und Kopien in der Klasse verteilt. Die Schülerinnen und Schüler beschließen nach intensiver Diskussion, einen Leserbrief an die Kommentatorin zu senden, in dem sie ihre Zustimmung zum Kommentar und ihre Besorgnis über den Vorfall und die Verrohung der Sprache ausdrücken. Lesen Sie zunächst den Leserbrief und bearbeiten Sie daraufhin die angeschlossenen Arbeitsaufgaben. Sehr geehrte Frau Hamann, wir, die Schülerinnen und Schüler der 5.a des XX-Gymnasiums, möchten zum Kommentar „Schmiert einer, der ‘Kopfschuss!’ postet, danach die Jausenbrote?“ Stellung beziehen, in dem Sie auch die Verrohung der Sprache kritisieren und Ihre Befürchtung ausdrücken, dass eine solche Sprache auch zu den angekündigten Taten führen könnte. Wir möchten auch gleich auf Ihre Frage antworten: Ja, sicher schmiert er die Jausenbrote für seine Kinder. Und er wird besorgt sein, wenn ein Kind erkrankt. Genauso würde er mit Mitgefühl reagieren, wenn er den, der sich vor die StraBa schmeißt, persönlich kennen würde. Der Einzelne ist nämlich kaum das Problem, sondern vor allem die anonyme Masse, in der sich der Einzelne verstecken kann und die ihn stark macht. Stark vor allem dann, wenn er sich sonst, im Alltag, im Beruf, in seiner gesellscha®lichen Position schwach fühlt. Sicher, es gibt auch Stammtische, wo beim Bier manchmal Ähnliches geäußert wird. Aber der große Unterschied 5.6 Mündliche Kompetenz Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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