Sprachräume 1, Deutsch für die AHS-Oberstufe, Schulbuch

SPRACHRAUM 5 Zeitung lesen 56 Textkompetenz Mediale Bildung Die Glosse Eine Glosse ist satirisch, ironisch, humorvoll, möchte originell sein und Spaß machen, baut gerne Anspielungen ein und zeigt meist dreiteiligen Aufbau: direkten Einstieg, Darstellung eines Sachverhalts, Schlusspointe. Glossen bauen ein persönliches Verhältnis zum Lesepublikum auf, das vom Verfasser/der Verfasserin häufig direkt angesprochen wird. Einen Kommentar inhaltlich und stilistisch erfassen Bestimmen Sie Autor/Autorin, Medium und Titel der Kommentarreihe. Bestimmen Sie das Thema des Kommentars und den Vorfall, auf den er sich bezieht. Würden Sie die Haltung der Autorin als eher „skeptisch“ oder eher „zuversichtlich“ bezeichnen? Welches Stilmittel wendet die Autorin sehr betont an? 5.4 a b c Ich hasse Kekse. Ich hasse Kekse, weil ich Kekse liebe, diese Liebe aber nicht ausleben kann. Wenn ich diese Liebe auslebte, würde ich im Jänner durch die Redak- tion rollen wie eine riesige runde Rumkugel, völlig unzumutbar für die Kollegen. Ich bin nicht der Ein- zige, der an Keks-Schizophrenie leidet. Die Frau- enzeitschri®en drucken seitenweise Keksrezepte ab und warnen seitenweise davor, Kekse zu essen. Zehn Kekse haben den kalorischen Gegenwert von einem Schweinsbraten. Das Keks ist eine richtige Sau. Um von ihremhochkalorischenWesenskern abzulenken, tarnen sich die Kekse unter verharmlosendenNamen („Zimtsterne“, „Mandelbögen“ usw.). Man beachte die hinterfotzige Verkleinerungsform im „Vanillekipferl“ (55 Kalorien) oder den unpassen- den erotischen Unterton im „Kokosbusserl“ (31 Ka- lorien). Wenn der Gesundheitsminister einmal ernst- ha® gegen die Keksgefahr vorgehen sollte, wäre der erste Schritt eine Verordnung, dass die Dinger bei ihrem wahren Namen genannt werden müssen: Nicht „Linzerauge“ oder „Husarenkrapferl“ , sondern „Fetter Schmierer“, „Feister Pracker“ und so fort. 2 4 6 8 10 12 14 16 18 20 22 Schreiben Sie allein oder in der Gruppe eine Glosse im Stil des oben zitierten Textes, wahlweise zum Thema „Ostereier“, „Geburtstagstorte“, „Gemüseplatte“ oder „Grillparty“. 5.5 Schriftliche Kompetenz Leserbriefe und Postings LESERBRIEFE: WICHTIG FÜR DIE MEDIEN Jede Zeitung bietet Platz für die Meinung ihrer Leserinnen und Leser: in den Printausgaben als Leserbriefe, in den Online-Ausgaben als Postings. Leserbriefe und Postings sind für die Medien wichtig, sie verstärken die Bindung der Leser/Leserinnen an das Medium. Dies garantiert eine stabile (Verkaufs)reichweite, die für die Werbeeinnahmen von großer Bedeutung ist. WERDEN SIE AKTIV: SCHRITT FÜR SCHRITT ZUM SCHREIBEN EINES LESERBRIEFES Was will ein Leserbrief, an wen richtet er sich? Ein Leserbrief ist eine Reaktion auf einen Zeitungsbeitrag – eine Nachricht, einen Bericht, einen Kommentar oder einen anderen Leserbrief. Er äußert Ablehnung oder Zustimmung, Richtigstellung oder Ergänzung, verweist auf eigene Erfahrungen, bezieht also Stellung zum Inhalt des Beitrags. Dabei kann es sich um Informationen handeln, mit denen Sie sich auseinandersetzen wollen, aber auch um Ansichten und Meinungen , zu denen Sie Stellung nehmen möchten. Möglich ist es auch, hauptsächlich den Stil eines Artikels zu würdigen oder anzugreifen. Die Zielgruppe sind die Leser/Leserinnen, die Redaktion des Mediums beziehungsweise die Verfasser/Verfasserin des Beitrags, die entweder namentlich genannt und/oder mit ihrer E-Mail-Adresse angeführt sind. Versandt wird der Leserbrief per Mail, Brief oder Fax. So wie in der Realität geht auch der im Unterricht zu schreibende Leserbrief immer von einer bestimmten Situation, in der Sie den Brief verfassen sollen, und von einem bestimmten Text aus. Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des V rlags öbv

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