Sprachräume 1, Deutsch für die AHS-Oberstufe, Schulbuch

43 Schriftliche Kompetenz Textkompetenz Analysieren Sie das folgende Beispiel für eine Zusammenfassung und beantworten Sie: Was wird zusammengefasst, was wird weggelassen? Für wen wird zusammengefasst (welche Zielgruppe wird angesprochen)? Welchen Zweck wollen die Schreiberinnen und Schreiber mit ihrer Zusammenfassung erreichen? Ist der Text sachlich/objektiv oder enthält er Wertungen/Meinungen. In letzterem Fall: Markieren Sie diese. 4.3 a b c d Zusammenfassungen von poetischen (fiktionalen) Texten jeder Länge, Filme, Theaterstücke u. Ä. sind ihrer Intention nach in der Regel sachlich-informativ . Häufig sind Zusammenfassungen fiktionaler Werke keine eigenen, abgeschlossenen Texte, sondern nur Teile längerer Texte (z. B. in Literaturgeschichten oder in Literatur- Referaten). Verfassen von Zusammenfassungen ƒƒ Nennen Sie gleich zu Beginn den Autor bzw. die Autorin, Titel, Textsorte (z. B. Erzählung, Märchen) und erklären Sie kurz, worum es geht. ƒƒ Geben Sie das für das Verständnis der Handlung absolut Wichtige wieder (also das Handlungsgerüst, den sogenannten Plot). ƒƒ Versetzen Sie sich in die Lage eines Lesers/einer Leserin, der/die keine Ahnung vom Inhalt des Originaltextes, Films, … hat. ƒƒ Lassen Sie unwesentliche Details, Ausschmückungen weg und verzichten Sie auf persönliche Wertungen und Urteile. Beachten Sie beim Schreiben: ƒƒ Das Tempus, in dem Zusammenfassungen geschrieben werden, ist das Präsens! ƒƒ Es gibt meist keine direkten Reden, sondern nur indirekte. ƒƒ Prüfen Sie abschließend Ihre Zusammenfassung: Ist alles klar verständlich oder fehlt Wichtiges? Welche Details könnte ich weglassen? Habe ich auf Wertungen (auch versteckte oder indirekte) verzichtet? Daniel Glattauer schildert in seinem jüngsten Ro- man „Gut gegen Nordwind“, wie eine falsch abge- schriebene Mail-Adresse den AuŠakt bildet für eine Bildschirm-Beziehung, die allmählich außer Kon- trolle gerät. Und das völlig abseits aller Chatrooms und Kontaktanzeigen – diese Art der BekanntschaŠ spielt im Roman absolut keine Rolle. Es ist vielmehr der Zufall, der auch einmal Schicksal spielen möch- te. Oder ein bisschen Amorspfeile schießen, so gut er das eben zustande bringt. Leo ist Sprachpsychologe und forscht an der Uni- versität. Ausgerechnet über den Transport von Emotionen via E-Mail. Das wird ihm allerdings bald zu privat zumWeiterforschen. Emmi ist glück- lich verheiratet und Ersatzmama für die beiden Kinder ihres Mannes aus erster Ehe. Ansonsten eine Powerfrau, beliebt, erfolgreich und beneidet. Leo nimmt es immer wieder in Angri—, die Bezie- hung zu seiner Ex-Freundin allmählich endgültig zu beenden. Emmi möchte an der Seite ihres Man- nes alt werden. Das alles schürt mit der Zeit unterschiedliche Er- wartungen – die besten Voraussetzungen für Schwierigkeiten. Aus anfänglichem Geplänkel, Entschuldigungen für Versendefehler, intellektuellem Fingerhakeln auf der Tastatur ganz im Sinne echten oder einge- bildeten Geschlechterkampfes – eine kurze Ant- wort ist so schnell geschrieben und versendet, wa- rum also nicht noch eine kurze Replik und sei sie noch so nichtig – entwickelt sich allmählich echte Kommunikation mit immer greišarerem Inhalt und in weiterer Folge eine immer intimere Freund- schaŠ. Es beginnt zu knistern in der Leitung. Und Leos E-Mails sind gut gegen den Nordwind, der Emmi nicht schlafen lässt, wenn er bläst. Sie sind gut gegen Nordwind in Emmis Kopf. 2 4 6 8 10 12 14 16 18 20 22 24 26 28 30 32 34 36 Sammeln Sie weitere (konkrete) Beispiele für Zusammenfassungen, die Ihnen im Alltag begegnen (Klappentexte, Fernsehvorschauen, Buchbesprechungen, Filmkritiken usw.), und untersuchen Sie diese mithilfe der Fragen „Was?“, „Für wen?“ und „Wozu?“. 4.4 Zusammenfassungen fiktionaler Texte schreiben Mündliche Kompetenz Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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