Sprachräume 1, Deutsch für die AHS-Oberstufe, Schulbuch

39 werkschaˆen nicht so stark sind. Es gibt in der Branche auch keine langfristigen Arbeitsverträge mehr, sondern die Spinnereien undNähereien befris- ten die Anstellung auf drei oder vier Jahre. Sie arbei- ten heute hauptsächlichmit Frauen, weil die schlech- ter organisiert sind als Männer. Die Sumangali-Mäd- chen sind bislang die letzten in dieser Kette. ZEIT ONLINE: Sumangali ist ein relativ neues Pro- blem? Cheria: Wir kennen Sumangali erst seit etwa 2005. Allerdings scheint sich das System der „Hostel“-Ar- beiter, die nach einer Schicht nicht nach Hause ge- hen, sondern auf dem Fabrikgelände leben müssen, auszubreiten. ZEIT ONLINE: Wie viele Mädchen arbeiten derzeit als Sumangali? Cheria: Die Schätzungen der NGOs 1 , die vor Ort in Tamil Nadu sind, gehen von etwa 200.000 Mädchen aus. Von den etwa 400.000 Mitarbeitern in den Spin- nereien in Tamil Nadu ist also etwa jede zweite Opfer des Sumangali-Systems. Die Vorgesetzten allerdings sind immer Männer. Die Mädchen werden häu‹g belästigt. ZEIT ONLINE: Frau Burckhardt, wie viel Garn aus Spinnereien, die Sumangali beschäˆigen, kommt nach Deutschland? Burckhardt: Das ist für Außenstehende sehr schwer nachzuvollziehen. Manmuss die Verbindung herstel- len zwischen der Spinnerei, der Sto¦produktion und dem Exportpartner. In zwei Fällen ist uns das gerade über die Angaben der Hafenbehörden gelungen: Otto und Earnsting‘s Family beziehen nach unseren Recherchen von zwei Fabriken, die wiederum ihr Garn aus einer Spinnerei namens Bannari Amman bekommen. Dort herrscht nach unseren Informatio- nen das Sumangali-System. Wir haben beide Firmen angeschrieben und sie auf diesen Missstand hinge- wiesen. ZEIT ONLINE: Wie haben die Unternehmen rea- giert? Burckhardt: Otto hat erklärt, man sei erschrocken, dass das noch existiere. Sie hätten ihre Lieferanten darauf hingewiesen, dass sie Sumangali nicht billi- gen. Diese Erklärungen sind leider nur wenig wert, wir erwarten von denUnternehmen, dass sie präven- tiv aktiv sind und verhindern, dass ihr Garn aus Su- mangali-Fabriken kommt. Earnsting‘s Family hat, genau wie Otto auch, auf die Mitgliedschaˆ in der Ethical Trading Initiative verwiesen, in deren Rah- menman gegen dieseMissstände angehe. Einige Un- ternehmen sind da aktiv geworden, nachdem im vergangenen Jahr zwei Studien über Sumangali er- schienen sind, es gab viele Medienberichte, auch in der ZEIT. Aber die lokalen Partner in Indien sagen, dass sich außer Gesprächsrunden nichts tut. Die Zu- stände in den Spinnereien sind unverändert. 1 NGO = „non-governmental organization“, also Nichtregierungsorganisationen wie Amnesty Inter- national, Human Rights Watch oder Greenpeace. 66 68 70 72 74 76 78 80 82 84 86 88 90 92 94 96 98 100 102 104 106 108 110 112 114 116 118 120 Zusammenfassung In Zusammenfassungen geht es darum, die Informationen, Handlungsschritte, Aussagen, Fakten eines Ausgangstextes um unwichtige bzw. weniger wichtige Details zu reduzieren und alle wesentlichen Angaben zu einem neuen, deutlich kürzeren Text zusammenzufügen. Zusammenfassungen können einen eigenständigen Text bilden oder in andere Textsorten (z. B. in eine Empfehlung oder in eine Interpretation) integriert sein. Der Text, der zusammen- gefasst wird, muss genannt werden (Titel und Autor bzw. Autorin sowie ggf. Erscheinungsort und -zeit). Zusammenfassungen werden im Präsens geschrieben und enthalten sich jeder Wertung. (vgl. S. 43) Leserbrief Leserbriefe sind zwar an die Redaktion einer Zeitung gerichtet, die Schreiberin oder der Schreiber möchte aber meist, dass der Brief auch in der Zeitung veröffentlicht wird, sodass er eigentlich für einen großen Kreis von Leserinnen und Lesern geschrieben wird. Inhaltlich nehmen Leserbriefe auf einen Beitrag in einer Zeitung oder Zeitschrift Bezug; häufig ist der Bezug thematisch, das heißt, man nimmt das Thema eines Artikels zum Anlass für eine eigene begründete Stellungnahme. Leserbriefe sind in der Regel recht kurz, was zugleich bedeutet, dass man sich auf wesentliche Aussagen und Begründungen beschränken muss. Häufig werden Leserbriefe als E-Mails verschickt. Formal entsprechen Leserbriefe dem Aufbau und der Sprache von formellen Briefen; Leserbriefe (auch in Form von E-Mails) müssen mit Vor- und Nachnamen versehen sein. Erörterung Eine Erörterung ist eine schriftliche Auseinander- setzung mit einem Thema (eines Textes), indem man zu diesem Thema (Text) Stellung bezieht. Meist handelt es sich bei diesen Themen um aktuelle Streitfragen, auf die in der Einleitung der Erörterung hingeführt wird. Wesentlich bei einer Erörterung ist, dass unterschiedliche Standpunkte beleuchtet und gegeneinander abgewogen werden (= Hauptteil der Arbeit), sodass man am Ende zu einem gut begründeten Urteil (das allerdings auch in einer Zwischenlösung bestehen kann) gelangt. Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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