Sprachräume 1, Deutsch für die AHS-Oberstufe, Schulbuch

SPRACHRAUM 3 Effizienter lesen 32 DAS GENAUE ERFASSEN: KURSORISCHES/LINEARES LESEN Nicht nur im Deutschunterricht müssen Sie interpretieren, deuten, vergleichen, Fragen zu Texten beantworten. Weder mit navigierendem noch mit diagonalem Lesen können Sie diese Aufgaben erfüllen. Für solche Ziele müssen Sie Zeile für Zeile – linear –, intensiv und genau lesen. Deshalb verlangt diese Form des Lesens, die man lineares oder kursorisches Lesen nennt, natürlich auch deutlich mehr Zeit als navigierendes oder diagonales Lesen. Kursorisches Lesen ist die Basis einer Vielzahl von Anwendungen, wie zum Beispiel für: ƒƒ informierendes Lesen – etwa von Zeitschriften- oder Zeitungsartikeln oder Sachbüchern; ƒƒ interpretatorisches Lesen – die Deutung literarischer Texte; ƒƒ kritisches Lesen – zum Beispiel von meinungsbetonten Zeitungsartikeln, wie Kommentaren, aber auch von allen anderen Texten, zu denen ein Urteil über den Text und seine Aussagen gefragt ist. Schnelligkeit und Genauigkeit des Lesens steigern SCHLECHTE GEWOHNHEITEN VERMEIDEN 170 Wörter pro Minute, das ist die durchschnittliche Leseleistung der Österreicher/innen. Wer mehr als 200 Wörter pro Minute schafft, ist schon sehr schnell. Um Ihre Leseleistung eventuell noch zu steigern, sollten Sie möglicherweise die eine oder andere „schlechte Gewohnheit“ ablegen. Vielleicht finden Sie Reste dieser Gewohnheiten aus der folgenden Übersicht auch dann und wann bei sich selbst, vor allem wenn Sie noch wenig geübt sind, wie zum Beispiel beim Lesen fremdsprachiger Texte. Erstens: Gute Leserinnen und Leser lesen keine Buchstaben, sondern Wörter – meist gleich mehrere auf einmal Was bedeuten die folgenden „Wörter“: Buc . kl . b; L . k . m . t .ve; W . rz . ns . hw . . n? Sie werden trotz der fehlenden Buchstaben nicht viel Mühe gehabt haben, dies zu erkennen: Buchklub, Lokomotive, Warzenschwein. Nur einige Buchstaben sind notwendig, um den Wortsinn verständlich zu machen. Wer buchstabiert, verliert Zeit, versteht das Wort in seiner Gesamtheit zunächst gar nicht, muss es nochmals lesen und verliert bald die Lust am Weiterlesen. Zweitens: Gute Leserinnen und Leser halten den Mund Betrachten Sie die oben stehende Überschrift: In einem Sekundenbruchteil haben Sie die Wortbilder und deren Sinn erfasst – außer Sie sprechen den Text mit. Dabei kommt es nicht darauf an, ob Sie laut oder leise mitsprechen, die Lippen bewegen oder nicht. Die Lesegeschwindigkeit wird durch Mitsprechen auf jeden Fall gebremst. Drittens: Gute Leserinnen und Leser lesen zügig Liest man langsam, so liest man unkonzentriert. Die Gedanken schweifen ab, verlassen den Text, dessen Inhalt nicht mehr erfasst werden kann. Der zügige Leser hingegen gibt seinen Gedanken keine Gelegenheit herumzuwandern. Viertens: Gute Leserinnen und Leser schauen nicht zurück Liest man langsam und unkonzentriert, so merkt man oft, dass man dem Text zwar mit den Augen gefolgt ist, ihn aber nicht erfasst hat. Die Reaktion: Man geht zurück zu der Stelle, wo man noch etwas mitbekommen hat. So bewegt man sich zwei Schritte vor, einen zurück und verliert Zeit und Geduld. Fünftens: Gute Leserinnen und Leser lassen den Finger weg Der Finger, der die Zeile mitfährt, das Lineal, das unter der Zeile liegt, der Bleistift, der die Wörter nachtastet, alle diese Mittel helfen nicht, sondern behindern die Lesegeschwindigkeit und Sinnerfassung. Auge und Gehirn sind nicht nur viel schneller als die Sprechwerkzeuge, sondern übertreffen auch bei weitem Hände und Finger, die sich von Wort zu Wort und Zeile zu Zeile tasten. Sechstens: Gute Leserinnen und Leser lesen mehrere Wörter auf einmal Finger, Lineal, Bleistift führen zu einem weiteren Lesefehler, dem Wort-für-Wort-Lesen, das sich nur jeweils auf ein einzelnes Wort konzentriert, statt die Blickspanne zu nützen, mit der wir mindestens 5 bis 8 Wörter umfassen können. Mit der Blickspanne lassen sich sinnvolle, das Verstehen erleichternde Wortgruppen zusammenfassen. Vermeiden Sie typische Lesefehler, indem Sie: ƒƒ nicht Buchstaben, sondern Wörter lesen; ƒƒ nicht mitsprechen; ƒƒ zügig lesen; ƒƒ den Bleistift und den Finger weglassen; ƒƒ die Blickspanne nützen! Textkompetenz Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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