Sprachräume 1, Deutsch für die AHS-Oberstufe, Schulbuch

SPRACHRAUM 14 Spr@che heute 164 Textkompetenz Sprachreflexion Isabella Wallnöfer: Ich habe mich selbst entfreundet Ich habe mich bei Facebook abgemeldet. Keiner musste mich dazu aus seiner Freundeliste streichen und unfrienden. Dieses Unwort ist laut Oxford Dictionary übrigens „Wort des Jahres“ – dabei kann man es nicht einmal übersetzen. Im Internet kursiert der Vorschlag: entfreunden. Im realen Leben nennt man das: jemandem die Freundschaª au·ündigen. […] Ich habe mich also aus diesem sozialen Niemandsland verabschiedet, das mir zwar die neuesten Kinderfotos meiner Freundinnen (zu denen ich sonst eine Tasse Ka¸ee serviert bekomme) und Gedächtnishilfen bezüglich Geburtstagsterminen beschert hat – mir aber immer suspekt geblieben ist. Lieber sich Zeit nehmen für reale soziale Kontakte, bei denen man jemandem den Arm auf die Schulter legen und in den Augen lesen kann, wie es wirklich steht. Auf Facebook hingegen scheint es allen permanent bestens zu gehen, hier läuª der Schmäh mit der Belanglosigkeit um die Wette. Niemand gibt sich wirklich preis – nur die ganz Sorglosen. Alles kann jederzeit gegen einen verwendet werden. Im schlimmsten Fall ist man den Job los (weil der Chef mitliest), die gute Freundin (weil man es auf einer anderen Sause hat krachen lassen) oder die Reputation. [...] Meine Entscheidung begünstigt hat die Meldung, dass jetzt auch Orang-Utan-Dame Nonja aus dem Tiergarten Schönbrunn ihre Fotos auf Facebook verö¸entlicht (www.facebook.com/pages/Nonja/190010092116) . Die fotograŠert wahllos sich selbst, ihr Gehege, ihre Einstreu – und jeder kann sich diese Bilder im Internet ansehen (wenn es einem nicht zu schade ist um die Zeit). Noch deutlicher kann sich die Sinnleere solcher Tools wohl nicht darstellen. Ja, natürlich ist es toll, dass die beste Freundin in Übersee sich die Fotos vom Clubbing anschauen kann. Und manchmal Šndet man ja auch vergessene Freunde wieder. Dann sollte man aber lieber abschalten. Dann ist es Zeit für echtes social networking. Quelle: http://diepresse.com/home/meinung/feuilleton/wallnoefertestbild/526647/Ich-habe-mich-selbst entfreundet?from=suche.intern.portal ; abgerufen 21.11.2016. 2 4 6 8 10 12 14 16 18 20 22 24 26 28 „Denglisch“ OFT SINNVOLL, ABER NICHT IMMER Welche Begriffe verwenden Sie: Provider oder „Versorger“?; E-Mail oder„E-Post“?; Firewall oder „Schutzmauer“? Sicher die englischen Begriffe; und natürlich auch Browser, Download oder Software. Es gibt eine Vielzahl von englischen Begriffen gerade aus den neuen Medien, die kaum verzichtbar sind. Doch ohne Zweifel kann die Verwendung von Fremdwörtern auch übertrieben werden. Nicht zuletzt die Sprache der Werbung – Convenience Food, Functional-Drinks, Fashion-Wear, Lifestyle-Guide – möchte vor allem „modern“ klingen. So entsteht das Wortgemisch „Denglisch“, das zwar „trendig“ klingen mag, aber in Wirklichkeit oft dazu verführt, seine persönliche Sprache durch nachgeplapperte Modewörter zu ersetzen. Der Begriff „Denglisch“ Das „Kofferwort“ Denglisch, das sich aus „Deutsch“ und „Englisch“ zusammensetzt, bezeichnet eine Sprechweise, die durch die intensive Verwendung englischer Wörter und Wendungen charakterisiert ist. Meist wird der Begriff abwertend verwendet. Sprachwandel, und dazu gehört die Verwendung neuer Wörter aus anderen Sprachen, wird heute nicht mehr „automatisch“ bedauernd als „Sprachverfall“ bewertet. Neue technische oder wirtschaftliche Entwicklungen können mit deutschen Wörtern manchmal nur umständlich wiedergegeben werden. „Provider“ ist weniger umständlich und klarer als „Internetversorger“. Allerdings kann der Gebrauch von Fremdwörtern, besonders aus dem Englischen, auch übertrieben werden. Sprache grenzt dadurch manchmal andere aus oder wird zum modischen Geschwätz des unbedingt „In-sein-Wollens“. Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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