Sprachräume 1, Deutsch für die AHS-Oberstufe, Schulbuch

SPRACHRAUM 13 Die Antike 148 Was sind Mythen? Die Entstehung der Welt und des Menschen, das Weltende, menschliche Grenzsituationen, wie Schuld, Tod, List, Liebe und Schicksal, sind Themen, die seit jeher den Menschen beschäftigen. Während die moderne Welt sich diesen Fragen großteils mit den Begriffen der Wissenschaft nähert, belebt das Altertum die Welt mit Göttern, Helden und wunderbaren Ereignissen. Die theogonischen Mythen erzählen von der Entstehung der Götter, ihren Taten und Untaten. Die kosmogonischen Mythen berichten vom Ursprung der Welt. Die anthropologischen Mythen berichten von der Erschaffung des Menschen, von Paradies, Sündenfall und Sintflut. Aitiologische Mythen wollen das Entstehen von Naturerscheinungen und -ereignissen, wie zum Beispiel Jahreszeiten, Vulkanismus, Erdbeben …, erklären. Die eschatologischen Mythen beschreiben das Ende der Welt. Wenn auch der Glaube an die wörtliche Realität der Mythen längst geschwunden ist, so faszinieren sie als Deutungsversuche und Beschreibungen menschlicher Grundsituationen bis heute. Und auch in unserer Sprache sind Bilder aus den alten Mythen noch immer lebendig. Antike Mythen „original“ und modern PROMETHEUS, ANWALT DER MENSCHEN, REBELL GEGEN DIE GÖTTER Die Antike Bedeutende literarische Werke des 20. Jahrhunderts heißen „Ulysses“ („Odysseus“), „Kassandra“, „Der Mythos von Sisyphos“. Die Mythen und Themen der Antike haben auch für unsere Zeit offenbar noch faszinierende Aussagekraft, ebenso die Mythen der Bibel. Dieses Kapitel bringt Ihnen einige Beispiele dazu. Gedichte über die Liebe ergänzen diese Übersicht zur antiken Literatur. 9n32z9 SPRACHRAUM 13 Sprachreflexion Literarische Bildung Maturatextsorte: Zusammenfassung Den Sinn von Redewendungen aus Mythen erklären Erläutern Sie die Bedeutung folgender Redensarten: Tantalusqualen leiden; sein Ithaka finden, Perlen vor die Säue werfen; zu einer Sisyphusarbeit verurteilt sein; ein Fass ohne Boden; einem Sirenengesang folgen; das hört sich wie ein Kassandraruf an; das ist das A und O; sich Asche aufs Haupt streuen; sich wie ein Phönix aus der Asche erheben; ein homerisches Gelächter; ein Trojaner im System; das ist seine Achillesferse; mit Argusaugen beobachten; ein Danaergeschenk; die Büchse der Pandora öffnen 13.1 Prometheus Prometheus aus dem Geschlecht der Titanen, die von den olympischen Göttern entmachtet worden waren, erschuf aus Ton die Menschen, lehrte sie das Zählen, die Buchstaben, das Zähmen der Tiere, den Lauf der Gestirne, die Schifffahrt, die Heilkunst und das Schürfen nach Erzen. Als die Götter auf die neu geschaffenen Menschen aufmerksam geworden waren, kam es zu einer Versammlung, bei der Rechte und Pflichten der Menschen bestimmt wurden. Prometheus verlangte von den Göttern, den Menschen das Leben nicht allzu schwer zu machen. Bei der Aufteilung des Opferstieres wollte Prometheus die Götter jedoch betrügen. Zeus’ Reaktion: Er versagt den Menschen das Feuer. Doch Prometheus verschafft es ihnen, indem er einen Riesenfenchel am Sonnenwagen entzündet. Doch Zeus, der oberste Gott, rächt sich. Literarisch dargestellt wird das Schicksal des Prometheus zuerst in dem Epos „Theogonie“ des Dichters Hesiod (vor 700 v. Chr.), in der er von der Entstehung der Welt und der Götter erzählt, und in der Tragödie „Der gefesselte Prometheus“ von Aischylos (525–456 v. Chr.). Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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