Sprachräume 1, Deutsch für die AHS-Oberstufe, Schulbuch

SPRACHRAUM 1 Erzählen 14 Erzählen Sie Ihren Mitschülerinnen und Mitschülern von einem Ihrer Wutanfälle bzw. von einer Gelegenheit, bei der Sie einmal so richtig wütend waren. 1.12 Welches ist das Gefühl, das Sie am besten charakterisiert? Schreiben Sie über dieses Gefühl eine kurze Geschichte. Sie können (müssen das aber nicht) die Geschichte frei erfinden; wichtig ist nur, dass die Geschichte von „Ihrem Gefühl“ handelt. 1.13 Ich bin ein anderer/eine andere Erzählen aus anderer Perspektive Versetzen Sie sich in eine andere/einen anderen. Wählen Sie aus a) bis d) und schreiben Sie aus dem jeweiligen Blickwinkel. Ich stamme vom Planeten Sirius 27 X und wurde von meinen Vorgesetzten auf die Erde gesandt, um das dortige Leben und vor allem die Menschen zu erforschen. Als Forschungsgebiet wurde Mitteleuropa ausgewählt. So landete ich mit meinem Raumschiff in einem Land namens „Österreich“. Ich … Ich wäre gerne einen Tag lang … (Name einer beliebigen Person einsetzen). Ich würde … Ich wachte auf und stellte fest, dass ich über Nacht das Geschlecht gewechselt hatte! Ich bin der Franzi und heiße Trottl. Oder bin ich der Trottl und heiße Franzi. Ich weiß nicht gut, wie das ist. Ich bin ja dumm. Die Frau, wo wir wohnen, sagt zu mir Franzi. Der Edi, mein Bruder, sagt Trottl. Meine Mama sagt Deppal. Meinen Papa gibt es nicht. Jeden Tag … (nach einem Text von Manuela Gröbl) 1.14 a b c d Nadja Einzmann: An manchen Tagen An manchen Tagen warte ich, dass etwas passiert. Auf einen Anruf; dass das Haus einstürzt; oder der Arzt mir sagt, dass ich nur noch wenige Wochen zu leben habe. Ich sitze im Bett und warte, und meine Mutter klopft an die Türe. Zu berichten hat sie nichts. Sei so gut, sagt sie, bring den Müll hinunter, oder: Wie wäre es mit einem Spaziergang, es ist ein wunderbarer Tag, sonnig, und die Spatzen pfeifen es von allen Dächern. Nein, rufe ich ihr zu, durch die geschlossene Tür, mir ist nicht danach, mir ist nicht nach Welt. Und ich sitze im Bett, der Himmel schaut blau durch mein Fenster oder umwölkt sich, oder ein Gewitter zieht auf. Mein Bett ist mein Schiff, mein Bett ist mein Floß, ich treibe dahin, Haie und andere Meerestiere unter mir und Sterne und Himmel über mir. Was soll ich unternehmen mit dir, sagt meine Mutter, und stellt mir das Abendessen vor die Tür. Keines mei- ner Kinder, keines meiner Kinder, alle sind sie normal und gehen zur Arbeit, gehen morgens aus dem Haus und kehren abends zurück, nur du nicht. Was soll nur werden mit dir? Es gab Zeiten, da ich anders war, solche Zeiten hat es gegeben. Ausgesprochen lebhaft war ich. Keine Aufga- be war sicher vor mir, und dann noch zum bloßen Zeitvertreib zeichnete ich und voltigierte 1 und focht und tanzte die Nächte durch. Meine Geschwister sahen müde aus, wenn sie von der Arbeit kamen. Sie hatten sich das Weiß in ihren Augen blutig gesehen über den 2 4 6 8 10 12 14 16 18 20 22 24 26 28 Eine Geschichte kann aus ganz verschiedenen Blickwinkeln erzählt werden. Entweder ist man selbst mittendrin im Geschehen oder man erzählt als Außenstehender, der etwas über ein Geschehen weiß (siehe Kapitel 10). Tag, und auch ihre Hände waren wund und schmerz- ten. Mir sah man keine Mühen an. Ich schwebte über den Boden, wo andere gingen, und dass ich mich bü- ckte, kam nur sehr selten vor. Ja, es hat Zeiten gegeben, da ich anders war, und ich trauere ihnen nicht nach. Packt eure Herzen in Alufolie, dass sie geschützt sind, wenn ihr aus dem Haus geht, und reicht sie nicht frei herum! Es hat Zeiten gegeben, da ich anders war, und meine Mutter trauert ihnen nach. Kind, sagt sie, willst du nicht aufstehen, dass dein Vater mit dir fischen gehen kann und deine Geschwister dir berichten von ihrem Tag? Nein, sage ich, mir ist nicht nach Welt. In mei- nem Bett sitze ich, das mein Floß ist, und der Seegang ist hoch. Salziger Wind fährt mir durchs Haar und die Wellen überschlagen sich. 1 voltigieren: Kunstübungen auf einem galoppierenden Pferd ausführen Schriftliche Kompetenz Textkompetenz 30 32 34 36 38 40 42 44 Mündliche Kompetenz Nur zu Prüfzweck n – Eigentum des Verlags öbv

RkJQdWJsaXNoZXIy ODE3MDE=