Sprachräume 1, Deutsch für die AHS-Oberstufe, Schulbuch

139 Mediale Bildung Textkompetenz Das große Geschä€ mit den Tieren Ein Knochen reicht längst nicht mehr. Der Hund von heute genießt mittags einMenü aus Angus-Rind und Barbarie-Ente. Dazu trägt er ein Halsband aus Elchleder. Seinen Urlaub verbringt er in einem Pföt- chenhotel mit Hunde-Hallenpool und Hunde-Phy- siotherapeut, die Nacht für 95 Euro. Und umFreunde zu ¶nden, ist er im Internet unter www.dogspot.de registriert – dem StudiVZ für Vierbeiner. „Alles, was es für Menschen gibt, kommt auch für Tiere auf den Markt - und zwar in immer kürzeren Abständen“, sagt Detlev Nolte vom Industrieverband Heimtierbedarf. „Humanisierung“ nennen Wissen- scha ler diesen Trend. Für die Industrie ist das ein lukratives Geschä : Auf mehr als vier Milliarden Euro schätzen Experten den Markt rund um das Haustier in Deutschland. Die demographische Ent- wicklung bežügelt dieses Geschä : Die Menschen werden immer älter, und sie haben immer weniger Kinder – dafür scha‹en sie immer mehr Haustiere an. Mehr als 30 Millionen gibt es inzwischen in Deutschland. „Hunde und Katzen werden zum Kind- oder Partnerersatz“, sagt Nolte. Einsame Men- schen sehen das Tier als Familienmitglied und sind bereit, außergewöhnlich viel dafür auszugeben. Größter Futter-Produzent in Deutschland ist der Mars-Konzern. Er setzt mit Tiernahrung 700Millio- nen Euro im Jahr um – mehr als mit Süßigkeiten für Menschen, für die das Unternehmen bekannt ist. [...] Ammeisten verdienen die Unternehmen an den Kat- zen. Weil Katzen leichter in der Wohnung zu halten sind, ist ihre Zahl in Deutschland seit Jahren kon- tinuierlich gestiegen – während die Zahl der Hunde stagniert. Völlig abgeschlagen sind hingegen die Ziervögel. Sie gelten als „out“. Deshalb ist mit dem Verkauf von Vogelfutter und Kä¶gen immer weniger zu verdienen. Die Umsätze sanken um 7,6 Prozent. Es gibt nichts, was es nicht gibt: Auf diesen schlichten Zusammenhang lassen sich die Produkte rund um das Haustier mittlerweile reduzieren. Immerhin 500 verschiedene Neuheiten für Hund, Katze, Fisch, Vogel gibt es allein im gerade erschienenen Katalog der Tierhandlungskette Fressnapf. Sie wussten nicht, warum Ihre Maus ein fünfgeschossiges Nagerhaus braucht? Ihre Katze hat noch keine Kletterwand im Stil eines Designer-Schranks? Ihre Dogge schlä noch nicht auf einem Hunde-Wasserbett? Pfui, Sie Tierfeind! Selbstverständlich wollen auch Tiere an den Jahreszeiten teilhaben. Wer etwa gerade auf dem Oktoberfest war, musste seinen Vierbeiner keines- wegs darben lassen, während er eine Maß nach der anderen konsumierte. Angeblich sollen Hunde sogar die Oktoberfest-Schlager mitgebellt haben, wenn sie unter der Zeltbank einen Napf Hundebier (ohne Al- kohol, hergestellt aus Rinderbrühe) hingeschoben bekamen. […] Wie die Menschen, so werden auch die Tiere immer älter. Ob sie dadurch auch vergesslicher werden, ist bislang nicht so genau belegt. Auf jeden Fall ist so mancher von ihnen nicht mehr so gut zu Fuß. Die Heimtierbranche bietet deshalb jetzt sogar schon Rollatoren und Rollstühle an: für Hunde ebenso wie für Hasen, Katzen, Ziegen, Frettchen – und sogar für Wüstenrennmäuse. 2 4 6 8 10 12 14 16 18 20 22 24 26 28 30 32 34 36 38 40 42 44 46 48 50 52 54 56 58 60 62 Analysieren Sie den oben stehenden Zeitungsartikel. Benennen Sie das Thema dieses Zeitungstextes und das Anliegen des Autors: Will er informieren, unterhalten, appellieren, überzeugen oder diese Anliegen verbinden? An welche Zielgruppe wendet sich der Text vor allem? Formulieren Sie stichwortartig die Aussagen des Textes! Erschließen Sie den Inhalt jedes Absatzes, indem Sie ihm einen charakteristischen Titel geben! Erklären Sie, weshalb der Autor im Einleitungsabsatz eine so große Anzahl von genauen Details anführt. Klären Sie in diesem Zusammenhang die Ihnen unbekannten Begriffe! Erläutern Sie, was mit dem Begriff „Humanisierung“ gemeint ist! An welcher Stelle lässt der Autor einen Fachmann zu Wort kommen? Geben Sie die Aussagen dieses Experten wieder! Analysieren Sie, welche Stellen des Textes ironisch gemeint sind! Fassen Sie nach einem Besuch der im Text angegebenen Internetseite deren Inhalte mündlich zusammen und vergleichen Sie die Seite mit der entsprechenden „Katzenseite“ http://www.katze-und-du.at/ (z. B. Zugänglichkeit, Inhaltsangebot, Sachlichkeit, Verhältnis Information/Werbung, angebotene Links, Übersichtlichkeit …) Nehmen Sie in einem Statement mündlich oder schriftlich Stellung zu den Entwicklungen auf dem Heimtiermarkt. 12.5 a b Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv