Sprachräume 1, Deutsch für die AHS-Oberstufe, Schulbuch

SPRACHRAUM 12 Sachtexte 136 Alfred Komarek: Beschreibung meines Katers Er ist 36 cm hoch, mit Schwanz 67 cm lang und bringt nach dem Frühstück 5 kg auf die Waage. Dass er trotzdem Hrdlička heißt, liegt an seiner Herkun . Unser erstes Zusammentre‹en fand vor dem Atelier des Meisters im Prater statt. Dort war eine semmelblonde Kugel damit beschä igt, eine amorphe Masse san mütiger Geschwister mit Pfoten zu treten. Damit hatte sie ihre Eignung für den Daseinskampf hinreichend bewiesen, und wir zogen zusammen, nachdem wir uns auf getrennte Schlafzimmer geeinigt hatten. Nach ein paar Wochen streckte sich die Kugel zur Walze, und der Schwanz, vordem geradezu lächerlicher Wurmfortsatz, geriet zur eindrucksvollen Extremität. Spätere Versuche, in die kindliche Kugeligkeit zurückzukehren, gerieten zur Groteske. Trotzdem blieb ein ausgeprägtes Verformungspotenzial erhalten. Im Wesentlichen bevorzugt werden folgende Erscheinungsbilder: ƒƒ der vierschrötige Kompaktkater mit abgerundeten Kanten; ƒƒ der semmelförmige Kater mit aufgesetzten Ohren; ƒƒ der klassische Birnenkater mit adrett gerolltem oder achtlos gelegtem Schwanz; ƒƒ der gut frisierte Stromlinienkater mit Versicherungsvertretermiene; der formlose Chaoskater mit falsch montierten Pfoten; ƒƒ der angepasste Mimikrykater (als Buch im Bücherregal oder als Blumenvase auf dem Esstisch). Analysieren Sie Alfred Komareks „Beschreibung meines Katers“. Klären Sie zunächst die Ihnen eventuell unbekannten Wörter des Textes (Groteske, vierschrötig, Mimikry …). Erläutern Sie mithilfe von Internet/Lexika, wer Alfred Hrdlička war – siehe auch Kapitel 3, Seite 33. Beschreiben Sie die Beziehung des Autors zu seiner Katze, und vergleichen Sie die Lebenssituation dieser Katze mit jener der roten Katze bei Luise Rinser. Zwar erfahren Sie genaue Details über diese Katze, dennoch ist der Text keine wissenschaftliche Beschreibung – begründen Sie diese Meinung. 12.2 a b c Analysieren Sie Luise Rinsers Kurzgeschichte! Beschreiben und bestimmen Sie mündlich Ort und Zeit der Kurzgeschichte – siehe auch die Information zu Luise Rinser. Erörtern Sie, wie alt Ihrer Ansicht nach der Ich-Erzähler ist, ob es sich um ein Mädchen oder einen Buben handelt, in welcher Konfliktsituation er/sie sich befindet. Beurteilen Sie, ob die Tötung der Katze Ihrer Meinung nach mehr Schaden oder mehr Nutzen angerichtet hat. Begründen Sie Ihre Antwort. Der Ich-Erzähler ist kein kalter Katzenmörder – überprüfen Sie diese Behauptung an Stellen aus dem Text! Notieren Sie alle Informationen, die Sie über die Katze erhalten haben, und alle Informationen, welche die soziale Situation schildern, und vergleichen Sie die „Informationsmenge“. Beurteilen Sie, ob es der Autorin eher darum geht, Informationen über die Katze zu geben oder die soziale Lage der Personen zu beschreiben. Beurteilen Sie, ob die „rote Katze“ innerhalb der Erzählung grundsätzlich auch durch ein anderes Tier ersetzbar gewesen wäre. Versuchen Sie Ihre Ansicht zu belegen. 12.1 Luise Rinser (1911 – 2002) studierte Psychologie und Pädagogik und war von 1935 bis 1939 als Lehrerin tätig. 1940 erschien ihre erste Erzählung. In den folgenden Jahren durfte sie wegen ihrer Kritik am NS-Regime ihren Beruf nicht mehr ausüben. 1944 bis 1945 wurde sie wegen „Wehrkraftzersetzung“ inhaftiert. Später arbeitete sie als Journalistin und freie Schriftstellerin. Ihre Romane und Erzählungen sind durch die Erfahrung von National- sozialismus und Krieg geprägt und beschreiben häufig Frauenschicksale. a b c d e Alfred Komarek (*1945) ist vor allem bekannt durch zwei Romanserien: die im Weinviertel spielenden „Simon-Polt“-Kriminalromane und die „Daniel-Käfer“- Romane aus dem steirischen Salzkammergut. Beide Romanserien wurden auch verfilmt. 2 4 6 8 10 12 14 16 18 Textkompetenz Literarische Bildung Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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