Sprachräume 1, Deutsch für die AHS-Oberstufe, Schulbuch

SPRACHRAUM 12 Sachtexte 134 Was unterscheidet Sachtexte von literarischen Texten? Sie schlagen einen Roman auf, lesen eine Erzählung oder gehen ins Theater – jedes Mal treten Sie mit diesen literarischen (fiktionalen) Texten in eine Welt ein, welche von Autoren/Autorinnen gestaltet ist. Sie werden eingeladen, sich mit der im Text dargestellten Welt auseinanderzusetzen. Allerdings kann man nicht einfach sagen, dass es sich dabei um eine rein „erfundene“ Welt handelt. Auch die Dichter und Dichterinnen nehmen Elemente aus der realen Welt in ihre Werke auf, gestalten ihre persönlichen Erlebnisse, beschreiben reale politische und gesellschaftliche Zustände. Das Werk als Ganzes ist jedoch Fiktion, ein Ergebnis der dichterischen Arbeit, eine Kombination von Realem und in der Vorstellungskraft der Autoren/Autorinnen Entstandenem, das sich der Überprüfbarkeit entzieht. Sachtexte – auch nicht fiktionale, funktionale Texte oder Gebrauchstexte genannt – haben hingegen das Ziel, nachprüfbare Informationen und Fakten zu übermitteln, wie zum Beispiel Fahrpläne, Gebrauchsanweisungen, Statistiken, Schaubilder. Sie können aber auch zu einem bestimmten Verhalten auffordern (Hausordnungen, Werbebroschüren) oder über die persönliche Einstellung der Verfasserinnen und Verfasser informieren (Leserbrief, Kommentar). Immer aber haben sie einen direkten Bezug zur Realität. Sachtexte Sie lesen häufiger, als Sie vielleicht meinen: Plakate, Gebrauchs- anweisungen, Aufschriften, Werbung … Diese „Sach- oder Gebrauchstexte“ haben immer eine klare Funktion und laden im Gegensatz zu literarischen Texten nicht zu einer Interpretation ein. Anhand des Themas „Katzen“ werden in diesem Kapitel Sachtexte literarischen Texten gegenübergestellt. zs7sd7 SPRACHRAUM 12 Literarische Texte und Sachtexte Literarische (fiktionale) Texte laden ein, die von den Autoren/Autorinnen gestaltete Welt zu interpretieren. Diese Werke können auch reale Begebenheiten oder Tatsachen schildern, die aber immer aus der Sicht der Autoren/ Autorinnen gestaltet sind. Das, was das literarische Werk schildert, ist als Ganzes „ Fiktion “. Sachtexte (nicht fiktionale Texte) werden mit dem Ziel verfasst, reale, nachprüfbare Fakten darzustellen oder zu einem bestimmten Verhalten aufzufordern. Eingeteilt werden die Sachtexte nach ihrer Funktion in folgende Kategorien: ƒƒ Informationstexte: Lexikonartikel, Nachricht, Bericht, Sachbuch, Gebrauchsanweisung ƒƒ Appelltexte: Werbeanzeige, Kommentar, Gesetz, Aufruf ƒƒ Obligationstexte: Vertrag, Garantieschein, Gutschrift ƒƒ Kontakttexte: Danksagung, Kondolenzschreiben, Ansichtskarte ƒƒ Deklarationstexte: Testament, Ernennungsurkunde Schaubilder (Diagramme) bieten Information bildlich (visuell) und auf das Wesentliche reduziert. Maturatextsorten: Erörterung, Leserbrief DIE „LITERARISCHE“ KATZE Luise Rinser: Die rote Katze Ich muss immer an diesen roten Teufel von einer Katze denken, und ich weiß nicht, ob das richtig war, was ich getan hab. Es hat damit angefangen, dass ich auf dem Steinhaufen neben dem Bombentrichter in unserm Gar- ten saß. Der Steinhaufen ist die größere Häl e von un- serm Haus. Die kleinere steht noch, und da wohnen wir, ich und die Mutter und Peter und Leni, das sind meine kleinen Geschwister. Also, ich sitz da auf den Steinen, da 2 4 6 8 Textkompetenz Literarische Bildung Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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