Sprachräume 1, Deutsch für die AHS-Oberstufe, Schulbuch

SPRACHRAUM 11 Die Dramatik 126 Textkompetenz Literarische Bildung ABSURDES THEATER Noch einen Schritt weiter geht das „absurde Theater“, dessen Begründer Samuel Beckett (1906 – 89) und Eugène Ionesco (1909 – 94) sind. Das „absurde Theater“ hat die Hoffnung, dass Theater die Menschen ändern könne, ganz aufgegeben. Unlogische Handlungen und sinnlose Dialoge dominieren. So bleibt in Becketts Drama „Akt ohne Worte 1“, die Bühne kahl, nur ein Schauspieler tritt auf, kein einziges Wort wird gesprochen. MIKRODRAMEN Die „Mikrodramen“ des Steirers Wolfgang Bauer (1941 – 2005) überfordern jedes Theater. In manchen dieser Dramen muss es laut Bauers Bühnenanweisung Walfische regnen, Überschwemmungen geben, das Theater in Feuer aufgehen, die Antarktis, ein Düsenjet und ein Stadion mit 150 000 Zuschauern, alles in Originalgröße, auf der Bühne sein. Bauer will mit Witz die traditionelle Form des Theater sprengen. Bauers Drama „Lukrezia“ dauert gerade 30 Sekunden; hier das vollständige Drama: Lukrezia Personen: Lucrezia; Die Bühne: ein Tollkirschenhag im November. (Nebel.) Lukrezia kniet, blau gekleidet, drin und lächelt düster. Nimmt ein Einsiedeglas zur Hand, hebt es an den Mund, ˆüstert hinein. Lukrezia: Kompott … Vorhang Ende Elemente des Dramas am Beispiel von Felix Mitterers „Heim“ Die vier Elemente des Dramas: Personen, Schauplatz, Rede, Handlung In der Regel weisen Dramen folgende Elemente auf: Personen , die auf einem bestimmten Schauplatz (= Ort und Zeit) in Rede und Gegenrede agieren und in ein Geschehen bzw. eine Handlung verwickelt sind, die sie entweder selbst gestalten oder in die sie hineingeraten sind. „HEIM“ – DIE FUNKTION DER DRAMENTITEL Ein Dramentitel soll informieren, vielleicht auch provozieren, zum Lesen oder Theaterbesuch animieren. Das Wort „Heim“ kann je nach Verwendung zu jeweils einer anderen Wortart gehören. Als Adverb wird es verwendet in Sätzen wie „Sie kommt endlich heim“ oder „Wohin möchtest du?“ – „Heim!“. Es hat dabei meist einen positiven Inhalt. „Heim“ kann aber auch ein Nomen sein: das Heim eben – mit zwei durchaus gegensätzlichen Bedeutungen: Ein schönes „Heim“ zu haben ist etwas anderes als im „Heim“ zu leben. Sehr oft sind Zusammensetzungen mit „Heim“ Orte, die nicht immer freiwillig aufgesucht werden, wie „Erziehungsheim“, „Asylantenheim“. Der Titel „Heim“ ist vielschichtig und macht das Publikum neugierig, nicht zuletzt, wenn man an Worterweiterungen wie „Heimat“, „Heimweh“, „heimlich“, „heimtückisch“ denkt. Ordnen Sie die Dramentitel zu! Im Laufe der Zeit haben sich Typen von Dramentiteln entwickelt, die auf entscheidende Elemente des Dramas aufmerksam machen. Ordnen Sie die folgenden Titel den entsprechenden Titelkategorien zu: 11.3 Dramentitel: „Don Carlos“, „Maria Stuart“, „Die Jungfrau von Orleans“, „Die Räuber“, „Der Geizige“, „3. November 1918“, „Vor Sonnenaufgang“, „Der zerbrochene Krug“, „Weh dem der lügt!“, „Heldenplatz“, „Die höchst vortreffliche Geschichte des Kaufmanns von Venedig“, „Die Verfolgung und Ermordung des Jean Paul Marat“, „Die Tragödie von Macbeth“, „Der Schwierige“, „Die letzten Tage der Menschheit“ Titelkategorie: „Held“/„Heldin“, Personengruppen oder deren Eigenschaften als Titelgeber; entscheidende Zeitpunkte, Ortsangaben oder für die Handlung wichtige Gegenstände im Titel; Ankündigungen zum Inhalt; Angaben zur Gattung; Appelle an das Publikum Titel, die einer deutlichen Eigenwerbung dienen Nur zu Prüfzweck n – Eigentum des Verlags öbv

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