Sprachräume 1, Deutsch für die AHS-Oberstufe, Schulbuch

SPRACHRAUM 11 Die Dramatik 124 Die Faszination des Theaters „Aus der ganzen Umgebung waren die Leute zu Ross und Wagen herbeigeströmt, um dieses berüchtigte Stück zu sehen. Das eater glich einem Irrenhause, rollende Augen, geballte Fäuste, stampfende Füße, heisere Schreie im Zuschauerraum! Fremde Menschen „elen sich in die Arme, Frauen wankten, einer Ohnmacht nahe, zur Türe. Es war eine allgemeine Auˆösung wie im Chaos.“ So reagierten laut Augenzeugen die mehr als 1000 Zuschauer im Mannheimer Schauspielhaus während der Uraufführung von Friedrich Schillers revolutionärem Stück „Die Räuber“ im Jahr 1782. „Türen schlagend verlassen empörte Besucher das eater, der Schluss des Stückes droht in wüsten Pfei‘onzerten unterzugehen, ein Trommelfeuer von Buhs und P„’en prasselt auf den Autor Peter Turrini nieder; die beifallsfreudigere Häl•e des Publikums klatscht energisch Bravos: Der Skandalerfolg war da bei der Urau’ührung von ‚Sauschlachten‘ in den Münchner Kammerspielen.“ Dies berichtet der Theaterkritiker der „Nürnberger Nachrichten“ vom 17. Jänner 1972. Zweihundert Jahre liegen zwischen diesen beiden Aufführungen, und noch immer begeistert das Theater. Der Begriff „Drama“ und das Ziel des Theaters Sprachreflexion Literarische Bildung Untersuchen Sie Redewendungen zum Theater. Viele Redewendungen zeigen, wie sehr das Theater in Sprache und Denken verankert ist: „Mach kein Theater!“, „Er schauspielert wieder.“ Suchen Sie weitere Wendungen zu diesem Themenkreis. 11.1 Maturatextsorte: Zusammenfassung Das Wort „Drama“ bedeutet „Handlung“. Diese literarische Gattung ist ursprünglich nicht zum Lesen, sondern zur Aufführung auf einer Bühne gedacht. Die Handlung vollzieht sich in Dialogen und Monologen der durch Schauspielerinnen und Schauspieler dargestellten Personen. Der Ursprung der Dramatik und ihrer beiden wichtigsten Formen liegt im antiken Griechenland. In der Tragödie scheitern die Helden und geraten in nicht mehr gutzumachende Schuld und unabänderliches Unglück. In den Zuschauern (in der Antike anfangs nur Männer!) sollen Emotionen erweckt werden, um zu erkennen, dass sie ihr Leben ändern müssen, damit es ihnen nicht so schlimm ergeht wie den Figuren auf der Bühne. Auch die Komödie führt Probleme des Lebens vor, löst sie aber mit Verständnis für menschliche Schwächen. Neue Dramenformen entstehen im 20. Jahrhundert. Das „epische Theater“ will das Publikum zum Gebrauch des Verstandes anregen. Das „absurde Theater“ hat die Hoffnung, dass der Mensch seine Situation ändern könne, ganz aufgegeben. Die „Mikrodramen“ rechnen gar nicht mehr damit, aufgeführt zu werden, sondern stellen das Theater selbst infrage. Die Dramatik Harte Auseinandersetzungen und Katastrophen, aber auch manchmal ein „Happyend“, alles dargestellt auf der Bühne in Dialogen und Monologen, das macht die Dramatik aus, die dritte große Gattung der Dichtung. Die Charakteristika des Dramas können Sie in diesem Kapitel kennen lernen. Als Beispiel dafür dient vor allem das Stück „Heim“ von Felix Mitterer. 7357dm SPRACHRAUM 11 Das abendländische Drama beginnt im antiken Griechenland im 5. Jahrhundert v. Chr. Bei Umzügen zu Ehren des Weingottes Dionysos wurde, in Chören, gesungen, getrunken und getanzt. Die Ausgelassenheit dieser Feste zeigt sich auch im Begriff Tragödie, der „Bocksgesang“ bedeutet. Später trat auch ein Solosänger auf, aus dem sich die Rolle des Schauspielers entwickelte. Gespielt wurde in Freilufttheatern, die halbkreisförmig in einen Hang hineingebaut wurden. Die Schauspieler trugen hohe Absätze und Masken – lateinisch persona . Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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