Sprachräume 1, Deutsch für die AHS-Oberstufe, Schulbuch

117 Literarische Bildung 2 4 6 8 10 12 14 16 18 20 2 4 6 8 10 12 14 16 18 Textkompetenz Erste Schritte zur Beschreibung eines lyrischen Textes Lyrische Texte beschreiben Die Beschreibung oder eine bereits umfassendere Analyse von lyrischen Texten lässt sich in einzelne Schritte aufteilen, die gleichzeitig eine erste Gliederung ergeben. Schritt 1: Das Gedicht genau und mehrmals lesen, den Titel und dessen Aussage deuten Schritt 2: „Über den Text in Erfahrung bringen“: Historisches, wie Entstehungszeit, -bedingungen; Biographisches zu Autor/Autorin Schritt 3: „Aus dem Text herauslesen“: Was ist das Thema des Gedichts? Wie ist seine Gliederung: Strophen, Verse. Welche Reime, welches Versmaß werden verwendet; gibt es Metaphern? An wen wendet sich das Gedicht, aus welcher Absicht/Stimmung heraus könnte der Autor/die Autorin es geschrieben haben? Schritt 4: „In den Text hineinlesen“: Welche Bedeutung hat das Thema des Gedichts – für mich oder für andere oder für die Gesellschaft oder die „Welt“. Was hat mich persönlich am Gedicht interessiert/beeindruckt? Welche Gefühle/Erinnerungen/Ideen wurden in mir ausgelöst? Was hat das Gedicht mit mir selbst zu tun? Worterklärungen Brustlatz: Kleidungsstück, das zum Schutz vor Beschmutzung getragen wird, vor allem von Kleinkindern beim Essen Sandbüchse: Behälter mit feinem Sand, der zum schnelleren Trocknen der Tinte über das Papier gestreut wird Baumöl: Öl zum Einreiben bei Wunden Seim: eingedickte, zähe Flüssigkeit Lichtputze: Schere zum Kürzen des Kerzendochts Flederwisch: Staubwedel Ein Gedicht beschreiben Beschreiben Sie eines der in diesem Kapitel vorgestellten oder eines der folgenden Gedichte nach den oben vorgeschlagenen „vier Grundschritten einer Textbeschreibung“. 10.9 Christine Nöstlinger: Auszählreime Einer ist reich und einer ist arm, einer erfriert einer hat’s warm. Einer stiehlt und einer kau’, einer schwimmt oben und einer ersau’. Einer springt und einer hinkt, einer fährt weg und einer winkt. Einer stinkt und einer du’et, einer ist faul und einer schu’et. Einer hat Hunger und einer hat Brot, einer lebt noch und einer ist tot. Jochen Missfeldt: Chronik des heutigen Tages Der Tag begann schon warm zum Draußenfrühstücken stand das Geschirr auf rotem Wachstuch Weil eins der Kinder sagte Ich mag keine Milch schlugen wir beide mit der Faust auf den Tisch Anschließend versuchten wir ein Gespräch gläsern war der Himmel Gräser bebten aber wir stachen böse mit Worten ineinander Dann nahmen wir sprachlos das Mittagessen ein zum Sonnenbaden trennten wir uns die zwei Großen entließen wir ins Schwimmbad Ich fühlte die Asche vom gestrigen Grill besah Zeitungen und fasste viele Bücher an die Sonnenbrille schob ich auf die Stirn Unsere Jüngste schickte ich mit einem weißen Taschentuch zu dir und endlich schrieb ich alles auf Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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