Zeitbilder 8, Schülerbuch

Ernesto Che Guevara, Portrait von Alberto Korda, 5. 3. 1960 – Ho Chi Min, anonymes Foto, 1966 – Mao Zedong, anonymes Foto, 1968. Diese drei Männer waren Symbolfiguren im Kampf gegen die kapitalistische Ordnung: Che Guevara als revolutionärer Kämpfer der kubanischen Revolution, Ho Chi Minh als Leitfigur des vietnamesischen Widerstandes gegen die USA und Mao Zedong, dessen Aufruf zur „Proletarischen Kulturrevolution“ 1964 im kommunistischen China Millionen junger Menschen folgten. Die „68er“ – ein alter Hut? Tatsächlich. Diejenigen jungen Menschen, die die „68er-Bewegung“ getragen haben, gehören heute schon zur Großelterngeneration. Die allermeisten von denen, die damals lautstark gegen das Establishment protestierten, sind heutzutage gut etabliert. L Die 68erInnen waren antiautoritär. (…) Ihnen ging es zentral um eine Veränderung der gesellschaftlichen Beziehungen: der Beziehungen zwischen den Geschlechtern, zwischen Kindern und Eltern, zwischen Vorgesetzten und Untergebenen oder zwischen Studierenden und Professoren. (Ebbinghaus/Henninger/van der Linden (Hg.), 1968, 2009, S. 13) Viele Vorläufer und Ursachen Das Jahr 1968 war der Höhepunkt einer Welle von Jugendprotesten, die in den 1960er Jahren vor allem die westlichen Länder, aber auch Japan und Südkorea erfassten. ––Wichtige Ausgangspunkte waren die Proteste von Studierenden an US-amerikanischen Universitäten. Dort protestierte man zunächst gegen die Rassentrennung und ab 1964 auch gegen den Vietnamkrieg. Die Hippie-(„Blumenkinder“-)Szene trat mit ihrer Parole „Make Love not War“ gegen den Vietnamkrieg und eine prüde Sexualmoral auf. Unterstützt durch die Entwicklung der Antibabypille propagierte man die freie Liebe und den Drogenkonsum (LSD) zur „Öffnung blockierter Erfahrungswelten“. ––Die Eltern, insbesondere die Väter, wurden aufgrund ihrer unzureichenden Beschäftigung mit ihrer zum Teil nationalsozialistischen Vergangenheit von den Jungen, vor allem den Söhnen, immer heftiger kritisiert. Gemeinsamkeiten Obwohl sich die Protestbewegungen in den einzelnen Ländern unterschieden, gab es wichtige gemeinsame Merkmale: –– Fast in allen Staaten standen Studierende an der Spitze der Bewegung. ––Das Ziel war mehr gesellschaftliche Gleichstellung durch basisdemokratische Beteiligung. Manche strebten auch einen grundlegenden gesellschaftlichen Wandel auf der Basis eines erneuerten Marxismus an. ––Es war eine „rock revolution“. Ihr „Markenzeichen“ war eine neue Jugendkultur; ihre Kennzeichen waren die Musik des Beat und Rock, der Bruch mit den bisher üblichen Frisur- und Kleidungsvorschriften sowie eine freizügige Sexualmoral, die man z. B. in Kommunen ausleben konnte. Jugendlichkeit wurde von nun an ein wichtiger Wert. –– Die Rolle der Frauen veränderte sich besonders deutlich. Viele Töchter wollten eine völlig andere Frauenrolle leben als ihre Mütter. –– Charakteristisch waren Protestformen des zivilen Ungehorsams, z. B. Sit-ins, Teach-ins, Happenings u. a. m. Studentenproteste, Straßenschlachten, APO In der Bundesrepublik Deutschland bildete sich ab 1967 die so genannte Außerparlamentarische Opposition (APO): Sie machte „Opposition“ auf der Straße – und nicht im Parlament. Während einer Demonstration gegen den Schah von Persien in West-Berlin wurde der Student Benno Ohnesorg von einem Polizisten, einem informellen Mitarbeiter des DDR-Staatssicherheitsdienstes, erschossen (2. 6. 1967). Dies und das Attentat auf den charismatischen Studentenführer Rudi Dutschke (11. 4. 1968) verliehen der APO eine besondere Dynamik. Zahlreiche Straßenschlachten in West-Berlin und in großen Städten Deutschlands unter dem Motto: „High sein, frei sein, Terror muss dabei sein“ folgten. L Innerhalb eines Jahres (…) radikalisierten sich junge Frauen und Männer sehr schnell, gaben ihre „Bürgerlichkeit“ auf (…) und wurden kurzfristig „Berufsrevolutionäre“. (Rabehl, Zur archaischen Inszenierung linksradikaler Politik. In: Kraushaar, Frankfurter Schule und Studentenbewegung, 1998, S. 39) 2. Die 1968er-Proteste 132 Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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