Der Irak – Zentrum mehrerer Kriege Der Einfluss des iranischen „Gottesstaates“ auf die teilweise schiitische Bevölkerung Afghanistans, des Irak und der Scheichtümer am Persischen Golf erschien allen Anrainerstaaten bedrohlich. Dies und Grenzstreitigkeiten mit dem Irak führten 1980 zum iranisch-irakischen Krieg (Erster Golfkrieg). Erst 1988 wurde dieser blutige Kampf, in dem der Irak auch chemische Waffen einsetzte, durch einen Waffenstillstand beendet. Keiner der beiden Gegner konnte einen wesentlichen Vorteil verbuchen. Lange Zeit wurde der Irak von arabischen und europäischen Staaten, aber auch von den USA und der UdSSR als Schutz gegen das fundamentalistische Regime im Iran aufgerüstet. Am Ende des Ersten Golfkrieges war der Irak unter Saddam Hussein zwar im Besitz modernster Waffen und somit die stärkste Militärmacht der Region, jedoch schwer verschuldet. Nach einem Streit um die Nutzung eines Ölfeldes im Grenzbereich und der Weigerung Kuwaits, dem Irak seine Schulden zu erlassen, besetzte und annektierte der Irak 1990 das winzige, aber (öl-)reiche Scheichtum. Damit waren nicht nur wirtschaftliche Interessen des Westens in Gefahr, sondern es war auch ein Mitglied der UNO von der Landkarte gelöscht worden. Die UNO forderte in zahlreichen Resolutionen die Räumung Kuwaits. Gleichzeitig verfügte sie den Aufbau einer multinationalen Streitmacht unter der Führung der USA. Diese fügte 1991 auch durch den Einsatz hoch entwickelter Waffensysteme dem Irak eine vernichtende Niederlage zu und zwang ihn zum Rückzug aus Kuwait (Zweiter Golfkrieg; Erster Irakkrieg). Die vielschichtigen Probleme in der Region wie z.B. das Verhältnis zwischen Sunniten und Schiiten oder die Frage einer größeren Selbstständigkeit der Kurden im Norden des Irak blieben ungelöst. Der 11. September 2001 (S. 98) bedeutete einen Wendepunkt in der US-Außenpolitik. Präsident George W. Bush jr. bezeichnete den Iran, den Irak und Nordkorea als „Achse des Bösen“. Vor allem der Irak, der nach bewusster Falschinformation durch die US-Administration Bush die Welt mit Massenvernichtungswaffen bedrohe, sei erneut anzugreifen. Tatsächlich wurden im Irak auch keine Massenvernichtungswaffen gefunden. 2003 griffen die USA und eine „Koalition der Kriegswilligen“ den Irak völkerrechtswidrig, d. h. ohne UNMandat, an und besiegten ihn nach sechs Wochen (Dritter Golfkrieg; Zweiter Irakkrieg). Saddam Hussein wurde von einem irakischen Gericht wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit verurteilt und 2005 hingerichtet. Während ihrer Stationierung im Irak begingen Angehörige der Truppen der USA und der „Koalition der Kriegswilligen“, z. B. aus Großbritannien, schwere Menschenrechtsverletzungen. Bilder über Folterungen aus dem Militärgefängnis Abu Ghraib, die zuerst in den US-Medien veröffentlicht wurden, machten diese Untaten publik. Die sunnitische Mehrheit sah sich durch die neue, von Schiiten dominierte Regierung benachteiligt. Viele entlassene Militärangehörige konnten im zivilen Leben nicht Fuß fassen und lehnten das neue Regierungssystem, das von den USA gefördert wurde, ab. Diese unsichere Lage nutzte die fundamental-religiöse Terrororganisation „Islamischer Staat“ (IS). Sie eroberte ab 2013 große Gebiete des Irak und bedrohte sogar die Hauptstadt Bagdad. Erst im Jahr 2017 konnte die irakische Armee, entscheidend unterstützt durch kurdische Milizen im Norden und US-Spezialtruppen, die Herrschaft des IS im Irak beenden. Offen bleibt aber nach wie vor, ob es gelingt, einen dauerhaften Ausgleich zwischen den zahlreichen ethnischen und religiösen Gruppen zu schaffen. Fragen und Arbeitsaufträge 1. Bewerte die Situation von jungen Menschen im Iran, die seit Generationen unter repressiven Regimen aufwachsen. Ziehe dazu die beiden Bilder auf S. 114 heran. 2. Charakterisiere die wesentlichen Konfliktpotenziale im Mittleren Osten. Erörtere dabei den Einfluss des Islam auf die dortige Politik. Bewerte dabei auch die Interessen der USA und Israels. Fernando Botero, „Abu Ghraib 47“. Gemälde aus dem Zyklus „Abu Ghraib“, 2005. Diese Bilder resultieren, so Botero, aus der Empörung, die die Gewalt im Irak in ihm und im Rest der Welt ausgelöst hat. (Vgl. Schmerzensmänner. Online auf: https://derstandard.at/1317019959672/ Fernando-Botero-Schmerzensmaenner-mit-politischem-Gewicht, 10. 9. 2018) Internationale Politik der Gegenwart 115 Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv
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