Brasilien – zunehmende globale Bedeutung Brasilien nimmt als bei weitem größtes Land Lateinamerikas eine regionale Führungsrolle ein. Im Rahmen der Verhandlungen um eine Freihandelszone, die Nord- und Südamerika umfassen soll, tritt Brasilien als Sprecher der Staaten des Südens auf. In vielen südamerikanischen Staaten steht man diesem Projekt allerdings sehr kritisch gegenüber. Man befürchtet nämlich durch eine Liberalisierung des Handels die Verdrängung der eigenen Erzeugnisse von den heimischen Märkten. Brasilien versucht aber auch, als Global Player aufzutreten. So ist es Mitglied der BRICS-Staaten: Diese Bezeichnung geht auf die Abkürzung der ersten fünf Mitgliedsländer Brasilien, Russ-land, Indien, China und Südafrika zurück. Seit 2024 sind auch Ägypten, Äthiopen, Iran und die Vereinigten Arabischen Emirate beigetreten. Zahlreiche andere Staaten des globalen Südens zeigen Interesse an einer Aufnahme. Ziel der BRICS-Staaten ist u.a. das Streben nach mehr (geo-)politischem und (welt-) wirtschaftlichem Einfluss. Brasilien strebt auch einen ständigen Sitz im UN-Sicherheitsrat an. Themen wie weltweiter Handel, Energiefragen, Umwelt- und Klimaschutz spielen in diesem erdölfördernden Land eine zentrale Rolle. Lateinamerika: „Transitroute“ für Migrantinnen und Migranten aus aller Welt? Menschen aus Asien, aus der Karibik und aus Afrika, die in die USA einwandern wollen, reisen per Flugzeug zunächst nach Ecuador, wo z. B. seit 2010 die Visapflicht für Einreisende sehr liberal gehandhabt wird. Außerdem liegt Ecuadors Hauptstadt Quito relativ nahe der kolumbianischen Grenze. Von Kolumbien aus organisieren Schlepper gegen hohe Geldbeträge die „Weiterwanderung“ nach Norden – per Fuß, per Taxi, per Schiff. Lateinamerika – ein „neuer Vorhof Chinas“ Seit mehreren Jahren binden sich Lateinamerika und China stärker aneinander. Dazu schreibt die Publizistin Michi Strausfeld: L Zahlreiche Großprojekte wie der Bau von Strassen, Eisenbahnlinien und Häfen werden finanziert, Raffinerien ausgebaut, Elektrizitätswerke und Minen gekauft. China ist inzwischen der wichtigste Handelspartner von Argentinien, Brasilien, Chile und Peru sowie prioritärer Gläubiger von Brasilien, Venezuela oder Ecuador. (…) Den Vorwurf, hier würden im Gewand solidarischer Hilfe strategische Eigeninteressen verfolgt, weisen die Chinesen zurück und behaupten, alles geschehe auf egalitärer Basis, zum wechselseitigen Nutzen, denn sie exportieren nicht nur, sondern importieren auch viele Güter. Letzteres stimmt, China kauft alle nur erhältlichen Rohstoffe auf und erklärte Lateinamerika 2018 zum „unentbehrlichen Partner“. (Strausfeld: Vom Hinterhof der USA zum Vorhof Chinas? In: Neue Zürcher Zeitung, 17. 2. 2018, S. 20) Fragen und Arbeitsaufträge 1. Recherchiert in Gruppen im Internet zur Migration über die „Transitzone“ Lateinamerika in die USA. Überprüft, ob eure Ergebnisse mit den Informationen hier im Schulbuch übereinstimmen, ob sie diese erweitern, durch Beispiele veranschaulichen oder ergänzen. Fasst eure Ergebnisse in Kurzdarstellungen zusammen und vergleicht diese in der Klasse. 2. Durch die Beendigung des Kalten Krieges verlor der jahrzehntelang dominierende Ost-West-Konflikt seine Bedeutung. Auch der traditionelle Nord-Süd-Gegensatz veränderte sich durch die Entwicklung in Lateinamerika, China und Indien. Beurteile die globale Bedeutung Brasiliens in der Weltpolitik. 3. Arbeite heraus, wie in der Literaturstelle die Beziehungen zwischen Lateinamerika und China dargestellt werden. Nimm Stellung dazu, beziehe dabei auch die Literaturstelle zur „Seidenstraßen-Strategie“ Chinas mit ein (S. 105). Weltkarte mit den BRICS-Staaten (in Blau). 108 Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv
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