Zeitbilder 8, Schülerbuch

Um den Vorsitzenden Mao wurde in diesen Jahren ein großer Personenkult aufgebaut. Er hielt über die Zeit nach der „Kulturrevolution“ hinaus an und wurde auch im Rahmen internationaler Protestbewegungen in den USA und Europa benutzt. L Der sichtbarste Aspekt dieses Kults war eine Serie von Parolen, die überall zu sehen waren: „Unser großer Lehrer, großer Führer, großer Feldherr“, großer Staatsmann oder „Lang lebe der Vorsitzende Mao“. Züge hatten auf der Lokomotive ein Foto Maos montiert. Doch die gefürchtetste Waffe waren die Lautsprecher. Schon lange waren sie zu Propagandazwecken genutzt worden, aber jetzt waren sie ständig angeschaltet und spuckten andauernd die gleichen Zitate aus – immer in voller Lautstärke. Revolutionäre Lieder wurden im Radio gesendet, das wiederum an Lautsprechern in Höfen, Schulen, Fabriken und Regierungsbüros angeschlossen war. Dieser neue Eifer war vor allem von oben und nicht zuletzt von der Volksbefreiungsarmee gelenkt. Doch niemand wollte beim Führerkult in Rückstand geraten. Die einfachen Menschen griffen vermehrt nach einigen politisch sicheren Erzeugnissen, die verfügbar waren – das waren Mao Fotos, Mao Anstecker, Mao Plakate und Mao Bücher. (Dikötter, Mao und seine verlorenen Kinder, 2017, S. 98 f.) „Reich zu werden ist wunderbar“ 1976 starb Mao Zedong. Im Machtkampf um seine Nachfolge setzten sich die Pragmatiker durch. Sie entfernten Maos Anhängerinnen und Anhänger aus den Parteiämtern und stellten viele von ihnen vor Gericht. Im Dezember 1978 forderte der damals neu gewählte KP-Parteichef Deng Xiaoping eine Modernisierung des Wirtschaftssystems und eine beschleunigte Entwicklung zu mehr Wohlstand. Seine oft zitierten Parolen lauteten: „Reich zu werden ist wunderbar“ bzw. „Es ist gleichgültig, ob eine Katze schwarz oder weiß ist. Hauptsache ist, sie fängt Mäuse.“ In Abkehr von den bisherigen ideologischen Prinzipien traf man wichtige Entscheidungen: Die von Partei und Staat kontrollierte zentrale Planung der Wirtschaft wurde verringert, Entscheidungen wurden zunehmend vom Zentrum in die Regionen verlagert, die Marktwirtschaft gefördert sowie für Investitionen aus dem Ausland und den internationalen Handel geöffnet. Seither wuchs die Wirtschaft jährlich im Durchschnitt um 9 Prozent, und bereits mehr als 300 Mio. Menschen wurden aus der Armut geholt. Für viele Industriestaaten, darunter die USA, Japan, Deutschland, aber auch Österreich ist der chinesische Markt inzwischen von großer Bedeutung. China wurde aber auch für viele Entwicklungs- und Schwellenländer zu einem wichtigen Handelspartner. Chinas wirtschaftliche Macht stellt für sie allerdings auch eine Bedrohung dar. Speziell südostasiatische Staaten sehen in China den gefährlichen „Koloss im Norden“. Fragen und Arbeitsaufträge 1. Fasse zusammen, welche Maßnahmen die verschiedenen Führungen der Kommunistischen Partei Chinas trafen, um eine neue kommunistische Gesellschaftsordnung durchzusetzen. Beschreibe und analysiere dazu das Bild auf der linken Seite und erörtere die Rolle Mao Zedongs. 2. Analysiere anhand der Literaturstellen und der Bildquelle den von den politischen und militärischen Eliten gelenkten Kult um die Person Maos. Nimm aus demokratiepolitischer Perspektive Stellung zu einer solchen Form der „Würdigung“ einer politischen Führungsperson. Volksrepublik China: „Der große Sprung nach vorn“. Arbeiter beim Bau von Kleinsthochöfen. Foto, 1959. Im Zuge der angestrebten Industrialisierung in kürzester Zeit entstanden überall im Land Kleinsthochöfen, in denen Roheisen für die Stahlproduktion gewonnen werden sollte. Massenhaft vorhandene Arbeitskraft sollte fehlende Maschinen ersetzen. Straßen, Brücken, Tunnels, Dämme u. a. wurden so vielfach mit der Hand gebaut. Internationale Politik der Gegenwart 103 Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

RkJQdWJsaXNoZXIy ODE3MDE=