Zeitbilder 7, Schülerbuch

Albert Hilscher, Antisemitische Ausschreitungen in Wien. Foto, März 1938. Ein Jugendlicher wird gezwungen, „Jud“ an die Wand eines jüdischen Geschäftes zu schreiben. Beschreibe das Foto und analysiere es in Zusammenhang mit den Ereignissen des März 1938. Eine (unvollständige) Bilanz der NS-Herrschaft: –– 247 000 zur deutschen Wehrmacht eingezogene Österreicher kehrten nicht aus dem Krieg zurück; 76 200 blieben vermisst. –– 200 000 Österreicher blieben Wochen bis Jahre in Kriegsgefangenschaft. –– 117 000 Menschen kehrten als Invalide aus dem Krieg zurück. –– 136 721 Kinder verloren ihre Väter. –– 4 500 Kinder verloren beide Eltern. ––24 300 Zivilistinnen und Zivilisten starben durch Luftangriffe und andere Kriegshandlungen. –– 65 459 Jüdinnen und Juden wurden ermordet. –– 20 000 Österreicherinnen und Österreicher wurden Opfer der Vernichtung durch Euthanasie. –– 2 700 Österreicherinnen und Österreicher wurden wegen aktiven Widerstands verurteilt und hingerichtet. –– 32 593 Österreicherinnen und Österreicher starben in Gestapo-Haft oder in Konzentrationslagern. –– 177 000 Wohnungen wurden ganz oder teilweise zerstört. (Nach: Malina/Spann, 1938–1988, 1988, S. 26; Danimann (Hg.), Finis Austriae, 1978, S. 240) Fragen und Arbeitsaufträge 1. Nenne Faktoren, die deiner Meinung nach zum Scheitern der Ersten Republik beitrugen. 2. Diskutiert über mögliche Gründe, warum sich dagegen kein Widerstand erhob. mung vom 10. April 1938 abgesteckt, die über den „Anschluss“ befinden sollte und deren fast hundertprozentige Zustimmung (99,6 Prozent) ein Ergebnis von Opportunismus, ideologischer Überzeugung, massivem Druck und perfekter Propaganda sowie punktueller Wahlfälschungen war. (Rathkolb, Die paradoxe Republik. 2011, S. 16) Erläutere die Gründe, die hier für die Zustimmung zum „Anschluss“ Österreichs angeführt werden. Nach der Eingliederung in das Deutsche Reich wurde für Österreich zuerst die Bezeichnung „Ostmark“ und ab 1942 „Alpen- und Donaugaue“ verwendet. Die „positiven“ Erinnerungen an die NS-Zeit Auch heute noch sprechen manche Menschen von den „positiven Seiten“ der nationalsozialistischen Diktatur in Österreich. An erster Stelle der „positiven“ Bewertung des Nationalsozialismus steht bis heute die scheinbare Beseitigung der Arbeitslosigkeit. Kurzfristig beendete das NS-Beschäftigungsprogramm die jahrelange Notlage Hunderttausender Menschen. Den vielen verschuldeten Bauern erleichterte man die Rückzahlung ihrer Kredite. Die „Arisierungen“ (Zwangsenteignungen) Auch der Wohnbau erlebte einen Aufschwung. Besonders in Wien versuchte man, die Wohnungsnot auf Kosten der jüdischen Bürgerinnen und Bürger durch (ca. 70 000) Enteignungen, so genannte „Arisierungen“, zu beseitigen. Nach 1945 hatten die früheren Besitzerinnen und Besitzer – sofern sie die NS-Diktatur überlebt hatten – oft große Schwierigkeiten, ihr Eigentum zurückerstattet zu bekommen. Erst im Jahr 2001 wurde das „Gesetz für die Einrichtung eines Allgemeinen Entschädigungsfonds“ für die Opfer des Nationalsozialismus geschaffen. Die Grundlagen der NS-Politik ––Massive Aufrüstung: Sofort nach dem „Anschluss“ wurde die österreichische Industrie in die Kriegsvorbereitungen eingebunden: Die Textilindustrie produzierte fast nur mehr Uniformen, die Schwerindustrie wurde auf Rüstungsproduktion umgestellt. –– Rassismus: Zunächst kam es zu Ausgrenzung, Enteignung und Vertreibung, später zu systematischer Vernichtung der Jüdinnen und Juden – auch dadurch wurden Arbeitsplätze und Wohnungen frei. –– Zwangsarbeit (nicht nur in den Konzentrationslagern): Der verpflichtende Reichsarbeitsdienst schöpfte den Arbeitskräfteüberschuss ab; ab Ende 1939 herrschte bereits ein Arbeitskräftemangel, da die Wehrmacht immer mehr Soldaten benötigte. Frauen mussten – entgegen der NS-Ideologie – den häuslichen Herd mit dem Fließband in der (Rüstungs-)Fabrik eintauschen. Österreich I – die Erste Republik 51 Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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