Zeitbilder 7, Schülerbuch

• Zwischen 1918 und 1922 tobte in Russland ein Bürgerkrieg zwischen Anhängern und Gegnern der Kommunisten. Diese blieben siegreich. 1922 entstand durch den Zusammenschluss von Sowjetrepubliken die „Union der Sozialistischen Sowjetrepubliken“ (UdSSR). Unter dem Eindruck einer verheerenden Wirtschaftskrise führte Lenin 1921 den marktwirtschaftlichen Versuch der „Neuen Ökonomischen Politik“ ein. Nach Lenins Tod 1924 kehrte der neue Machthaber Stalin zum alten Kollektivsystem zurück. „Goldene“ Zwanzigerjahre? • Europäische Großstädte, vor allem Berlin, zogen viele Menschen an. Freizeit- und Konsumangebote waren in den etwas stabileren Jahren zwischen 1924 und 1929 auch den städtischen Mittelschichten zugänglich. • Die neuen Massenkommunikationsmittel wie Radio und Filme beeinflussten Millionen. • Für Frauen eröffnete das Frauenwahlrecht neue Chancen. Für eine kleine Schicht von gut ausgebildeten Städterinnen wurden nun ungezwungenere Lebensformen, neue Berufe und mehr Selbstständigkeit möglich. Die USA – die neue Weltmacht • Mit dem Eintritt in den Ersten Weltkrieg auf Seiten der Entente hatten die USA ihren Aufstieg zur Weltwirtschaftsmacht weiter beschleunigt. Sie wurden zum größten Gläubiger der europäischen Staaten. Das erste Jahrzehnt nach dem Krieg bescherte den Amerikanerinnen und Amerikanern einen Wirtschaftsboom und Wohlstand für viele. • Durch eine konjunkturelle Überhitzung, die Ende Oktober 1929 zu einem gigantischen Börsenzusammenbruch an der New Yorker Wall Street führte, wurde der Aufschwung gestoppt. Präsident Roosevelt versuchte, die entstehende Massenarbeitslosigkeit durch den „New Deal“, eine neue Wirtschaftspolitik, einzudämmen. Sie ermöglichte staatliche Eingriffe ins Wirtschaftsleben und öffentliche Investitionen („deficit spending“). Die Weltwirtschaftskrise und ihre Auswirkungen • Da die USA ihre Investitionen in Europa einstellten und einen Teil ihrer Kredite kurzfristig zurückverlangten, gerieten auch die europäischen Staaten in eine Krise und es kam schließlich zu einer gewaltigen Weltwirtschaftskrise. Die Not aufgrund des rasanten Anstiegs der Arbeitslosenzahl führte vor allem im Deutschen Reich zu einer Radikalisierung des politischen Lebens. Die Nationalsozialisten nützten propagandistisch aus, dass die Regierungen der Weimarer Republik der Krise hilflos gegenüberstanden; Hitlers Weg zur Macht war damit geebnet. Diktatorische Systeme in Europa • Nach dem Weltkrieg konnten in Europa zahlreiche Republiken oder Königreiche mit demokratischen Regierungen gegründet werden. Bereits ab 1922 (Italien) wurden die ersten Diktaturen errichtet. Rechte Parteien und Bewegungen setzten nach 1930 in vielen europäischen Staaten faschistische Diktaturen durch. Die Demokratie blieb nur in den west- und nordeuropäischen Staaten bestehen. Veränderungen nach dem Ersten Weltkrieg • Im Jänner 1918 präsentierte US-Präsident Wilson sein Friedensprogramm in „14 Punkten“. Zentrale Forderungen: Erfüllung des „Selbstbestimmungsrechtes der Völker“ und Schaffung eines Völkerbundes, einer internationalen Friedensorganisation. • 11. November 1918: Ende des Ersten Weltkrieges. 10 Millionen Soldaten wurden getötet, über 20 Millionen verwundet. Der enorme Verlust an Sachwerten und die große Zahl der Opfer unter der Zivilbevölkerung gehören zur erschreckenden Bilanz des Krieges. • Anfang 1919 trafen sich Vertreter der siegreichen Entente-Staaten in Paris zu Friedensverhandlungen. Sie legten die Bestimmungen der Friedensverträge fest. Die besiegten Staaten waren von den Verhandlungen ausgeschlossen. • Frankreich setzte sich mit seinen harten Friedensbedingungen dem Deutschen Reich gegenüber im „Versailler Vertrag“ am besten durch (Gebietsabtretungen, Entmilitarisierung, Zahlung hoher Reparationen und Zuschreibung der alleinigen Verantwortung des Deutschen Reiches und seiner Verbündeten am Kriegsausbruch). Der Vertrag von Saint-Germain mit Österreich enthielt u. a. das Anschlussverbot an das Deutsche Reich, Gebietsabtretungen und die grundsätzliche Reparationspflicht. • In Österreich und im Deutschen Reich lösten die harten Friedensbedingungen heftige Abwehrreaktionen aus. Die „Revision“ des Versailler Vertrages wurde in der Weimarer Republik zu einem wichtigen politischen Anliegen. Hitler machte sie zu einer zentralen Forderung. • Obwohl der 1919 gegründete Völkerbund als internationale Friedensorganisation vor allem von US-Präsident Wilson gefordert wurde, traten die USA der Organisation nicht bei. Diese konnte trotz einiger Erfolge die großen politischen Probleme der Zwischenkriegszeit nicht wirksam lösen. • Das Deutsche Kaiserreich, die Habsburger-Monarchie Österreich-Ungarn, das zaristische Russland und das Osmanische Reich zerfielen oder veränderten sich entscheidend. Neue Staaten entstanden vor allem in Südosteuropa, nationale Spannungen blieben bestehen. Europa verlor seine Vormachtstellung, die USA stiegen endgültig zur Weltmacht auf. • Hohe Arbeitslosenzahlen und die extreme Inflation machten vor allem Österreich und dem Deutschen Reich schwer zu schaffen. Die 1918 entstandene Weimarer Republik wurde durch Putschversuche und politische Gewalttaten von radikal rechten und extrem linken Gruppierungen erschüttert. • Im Vertrag von Rapallo 1922 näherten sich das Deutsche Reich und die Sowjetunion an. • Im Pakt von Locarno 1925 kam es zu einer Verständigung zwischen Frankreich und dem Deutschen Reich. Durch Bündnisse zwischen Frankreich, der Tschechoslowakei und Rumänien („Kleine Entente“) sollten die Interessen Frankreichs abgesichert werden. Vom zaristischen Russland zur Sowjetunion • Infolge der ungelösten politischen, sozialen und wirtschaftlichen Probleme wurde die Zarenherrschaft durch die Februarrevolution von 1917 beendet. Als Folge der Oktoberrevolution desselben Jahres wurde eine kommunistische Diktatur unter Lenin errichtet. Die Zwischenkriegszeit – Umbrüche und Krisen Basiswissen 34 Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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