Zeitbilder 7, Schülerbuch

Eine besonders brutale Form von Faschismus war der Nationalsozialismus. Von den Nazis wurden, im Unterschied zu anderen faschistischen Diktaturen, systematisch Millionen von Menschen ermordet (Holocaust). (Gärtner, Politiklexikon für junge Leute, 2008, S. 76 f.) Propagandaplakat „Es lebe Deutschland“, 1935: Entwurf: K. Stauber, 1935. Propagandaplakat „Dank dem geliebten Stalin für unsere glückliche Kindheit“, 1950: Nina Vatolina, Plakat, 1950. Das österreichische Demokratiezentrum über den „Austrofaschismus“: Österreich lehnte sich in jenen Jahren – insbesondere auch was die intendierte (= beabsichtigte) ständische Gesellschaftsordnung betraf – an den Faschismus Mussolinis an und teilte mit den übrigen faschistischen Strömungen folgende Merkmale: M8 M9 M10 Mussolini über den faschistischen Staat (1939): Der faschistische Staat ist Wille zur Macht und Herrschaft, die römische Überlieferung ist ihm eine Idee des Antriebes. In der Lehre des Faschismus bedeutet Herrschaft nicht nur Land, Soldaten oder Handel, sondern Geist. Man kann sich sehr wohl vorstellen, dass eine Nation andere unmittelbar oder mittelbar anführt, ohne dass es nötig wäre, einen einzigen Quadratkilometer zu erobern. Im Faschismus ist die Neigung zum Imperialismus, das heißt zur nationalen Entfaltung, eine Offenbarung der Lebenskräfte. Sein Gegensatz ist Verfall; Völker, die steigen oder wieder aufsteigen, sind von imperialistischer Gesinnung; nur niedergehende Völker können verzichten. Der Faschismus ist die angemessenste Lehre für die Seelenstimmungen eines Volkes, welches, wie das italienische, sich nach vielen Jahrhunderten der Ohnmacht und der Fremdherrschaft erhebt. (Zit. nach: Meyer, Weltgeschichte im Aufriss III, 1961, S. 99) Kennzeichen des Faschismus nach der Definition des Historikers Reinhard Kühnl: [Faschismus ist gekennzeichnet …] 1. durch eine Ideologie, die die bäuerliche und kleingewerbliche Lebensform verherrlicht, den Nationalismus entfacht, Demokratie, Sozialismus und Liberalismus bekämpft und den Hass der Massen auf Minderheiten (Juden, Kommunisten, Intellektuelle …) lenkt; 2. durch ein Herrschaftssystem, das die Vorrechte der Besitzenden schützt, jede Opposition verbietet und in allen Lebensbereichen das Führerprinzip durchsetzen will; 3. durch Kampf- und Herrschaftsmethoden, die Terror und Propaganda verbinden, um politische Gegner auszuschalten, die Massen zum Gehorsam zu bringen und fanatische Kampfbereitschaft zu erwecken. (Kühnl, Faschismus. Zur Problematik eines politischen Begriffes, 1972) Faschismus-Definition im österreichischen „Politiklexikon für junge Leute“ (2008): Faschismus war eine Herrschaftsform, die vor allem in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts in vielen europäischen Ländern verbreitet war. Faschistische Systeme waren Diktaturen, ihre VertreterInnen und Anhängerschaft waren gegen die Demokratie eingestellt. Es gab nur eine politische Partei (andere Parteien waren verboten), massiven Terror und Gewalt gegen Andersdenkende, keine Meinungsfreiheit und keine freie Presse. Viele politische Gegner und Gegnerinnen des Faschismus wurden eingesperrt, gefoltert und ermordet. Die bekanntesten faschistischen Diktaturen waren jene in Italien von 1922 bis 1945 (der Führer – auf Italienisch Duce – war Benito Mussolini), in Spanien zwischen 1939 und 1975 (unter General Franco), in Portugal von 1924 bis 1974 (einer der wichtigen Führer dort war António de Oliveira Salazar) oder in Österreich von 1933 bis 1938 (unter Engelbert Dollfuß und Kurt Schuschnigg). Faschistische Bewegungen gab es aber auch in anderen Ländern wie z. B. Ungarn (Pfeilkreuzler) oder Kroatien (Ustascha). M5 M6 M7 32 Kompetenztraining Historische Sachkompetenz Unterschiedliche Verwendung von Begriffen/Konzepten in Alltags- und Fachsprache erkennen sowie deren Herkunft und Bedeutungswandel beachten Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

RkJQdWJsaXNoZXIy ODE3MDE=