Zeitbilder 7, Schülerbuch

triebe. Zwangsgenossenschaften (Kolchosen) und große staatliche Musterbetriebe (Sowchosen) traten an ihre Stelle. Die Bauern, vor allem die Kulaken (die bäuerliche Mittelschicht), wehrten sich gegen die Kollektivierung: Sie verbrannten Getreide und schlachteten das Vieh. Die GPU (Geheime Staatspolizei) brach ihren Widerstand mit brutaler Gewalt. Zahlreiche Bauernfamilien wurden seit 1930 in Lager (Gulags) nach Sibirien deportiert. Aufgrund der grauenhaften Bedingungen verloren die meisten Deportierten ihr Leben, ebenso wie Millionen Sowjetbürgerinnen und Sowjetbürger während einer großen Hungersnot 1931/32. Auf dem Weg zum Industriestaat Mit dem ersten Fünfjahresplan 1928 begann die Entwicklung der Sowjetunion vom rückständigen Agrarstaat zu einem führenden Industriestaat. Stalin förderte besonders die Schwerindustrie. 7.3 Stalinismus – Gewaltherrschaft in der Sowjetunion Nach Lenins Tod 1924 kam es zu Machtkämpfen um seine Nachfolge. Aus ihnen ging der Generalsekretär der kommunistischen Partei, Josef Stalin, siegreich hervor. Gegner und ehemalige Verbündete ließ er aus der kommunistischen Partei ausschließen oder in Schauprozessen hinrichten. Bis 1929 wurde er so zum totalen Beherrscher des Parteiapparates und mächtigsten Mann der Sowjetunion. Sein Ziel war der Ausbau des „Sozialismus in einem Lande“, nämlich der Sowjetunion, unabhängig von der Ausbreitung einer kommunistischen Weltrevolution. Seine Auffassung erklärte er 1925 so: QEs gibt zwei Generallinien: Die eine geht davon aus, dass unser Land noch lange ein Agrarland bleiben müsse, dass es landwirtschaftliche Erzeugnisse ausführen und Maschinen einführen, dass es dabei bleiben und sich auch in der Zukunft in der gleichen Bahn weiterentwickeln müsse. Es gibt eine andere Generallinie, die davon ausgeht, dass wir alle Kräfte aufbieten müssen, um unser Land zu einem wirtschaftlich selbstständigen, unabhängigen, auf dem inneren Markt basierenden Land zu machen, zu einem Land, das zum Anziehungsfeld für andere Länder wird, die nach und nach vom Kapitalismus abfallen und in die Bahnen der sozialistischen Wirtschaft einlenken werden. Diese Linie erfordert maximale Entfaltung unserer Industrie, jedoch nach Maßgabe und im Einklang mit den Hilfsquellen, die uns zur Verfügung stehen. Sie lehnt die Politik der Verwandlung unseres Landes in ein Anhängsel des kapitalistischen Weltsystems entschieden ab. (Zit. nach: Altrichter/Haumann, Die Sowjetunion, 1987, S. 89) Arbeite die in dieser Erklärung angeführten ideologischen Gründe für den Ausbau einer eigenen Industrie heraus. Kollektivierung der Landwirtschaft, Vernichtung der Kulaken Stalin versuchte, eine rasche Industrialisierung, Modernisierung und Kollektivierung der Landwirtschaft durchzusetzen. Ab 1927 wurden daher alle Formen der Marktwirtschaft zugunsten einer zentral gelenkten Wirtschaft aufgegeben. Die vielen kleinen, unrentabel arbeitenden Bauernhöfe wurden zu größeren Produktionseinheiten zusammengelegt. Sie wurden nun von Dorfgemeinschaften kollektiv bewirtschaftet. Dabei verloren über 100 Millionen Bauern ihre privaten Klein- und MittelbeArbeite heraus, welche politische Botschaft dieses Propagandaplakat enthielt. Alte Kohle-, Erdöl- und Erzvorkommen wurden besser genutzt, neue erschlossen. Es entstanden riesige Industriebetriebe, die diese Rohstoffe verarbeiteten. Für den Betrieb dieser Fabriken war die Erzeugung von elektrischer Energie besonders wichtig („Sozialismus = Sowjetmacht plus Elektrifizierung“). An allen größeren Flüssen ließ Stalin gigantische Staudämme errichten. Viktor Govorkov, „Im Namen des Kommunismus“. Propagandaplakat, Moskau 1951. Mit dem Plakat wurde der Bau von Kraftwerken beworben. 28 Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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