Zeitbilder 7, Schülerbuch

„New Deal“: Die Regierung greift in die Wirtschaft ein Massenarbeitslosigkeit und tiefe wirtschaftliche Depression bestimmten den Alltag der Menschen in den USA. Der ab März 1933 amtierende Präsident Franklin D. Roosevelt versprach ein völlig neues Regierungsprogramm. Mit dem so genannten „New Deal“ („Neuverteilung der Spielkarten“) griff die Regierung erstmals mit einer Reihe von Maßnahmen in die bis dahin freie, ungelenkte Wirtschaft ein. Ein gewaltiges Konjunkturpaket wurde nun umgesetzt. L „Es geht darum, den Ball ins Rollen zu bringen“, empfahl der Ökonom Keynes am 31. Dezember 1933 in einem offenen Brief an Roosevelt. Diesen Rat hat der Präsident beherzigt. Roosevelt ließ Straßen und Brücken, Schulen und Staudämme bauen, in der Spitze waren drei Millionen Menschen in öffentlichen Stellen beschäftigt. Arbeitslose Frauen bastelten Puppen, Musiker bauten Volksmusiksammlungen auf, Journalisten schrieben Reiseführer. Alles auf Rechnung des Staates. Heute bezweifeln viele Historiker, dass es Roosevelts Konjunkturprogramm war, das Amerika aus der Krise gezogen hat. „Der ‚New Deal‘ hat die Strukturprobleme der USA nach der Weltwirtschaftskrise nicht gelöst“, meint der Frankfurter Historiker Werner Plumpe. Tatsächlich stieg gegen Ende der dreißiger Jahre die Arbeitslosigkeit in den USA wieder an, die Wirtschaft schrumpfte erneut. Erst mit der Aufrüstung zu Kriegsbeginn entspannte sich die ökonomische Lage. Wichtiger als die Ökonomie war wohl die Psychologie des „New Deal“: die starken Worte, die symbolhaften Taten, der griffige Slogan – das alles war dazu angetan, die Moral zu stärken. (Jung, Große Depression. Das Fanal von 1929, 10. 8. 2009. Online auf: http://www.spiegel.de/einestages/grosse-depression-a-948 424.html, 19. 9. 2017) Auch eine Regulierung der Finanzmärkte und Arbeitsbeschaffungsprogramme gehörten zum „New Deal“. Außerdem kam es zu Sozialreformen: Erstmals wurden in den USA Sozialversicherungen eingeführt. Roosevelt wurde 1936 mit noch größerer Mehrheit als 1932 in seinem Amt bestätigt. Die Maßnahmen des „New Deal“ trugen dazu bei, dass in den USA extremistische Bewegungen nicht Fuß fassen konnten. Die demokratische Ordnung der Gesellschaft blieb ungefährdet. Fragen und Arbeitsaufträge 1. Arbeite, unter Berücksichtigung der Text- und Bildquellen, die Ursachen und Folgen der Weltwirtschaftskrise heraus. 2. Bewerte Bedeutung und Wirksamkeit des „New Deal“. 3. Beschreibe und analysiere das Foto „Migrant Mother“. Schildere seine Wirkung auf dich. 4. Nimm Stellung dazu, warum die Aufnahme heute als fotografische „Ikone“ über die Zeit der großen Depression in den USA gilt. Die Folgen von Börsenkrach und Wirtschaftskrise waren katastrophal: In fast allen Industriezweigen kam es zu Massenentlassungen. Da es keine Arbeitslosenversicherung gab, erhielten die Betroffenen auch keine Unterstützung. Hunderttausende Farmer mussten ihre Farmen verlassen. 1932 verzeichneten die USA über 12 Millionen Arbeitslose, das war fast ein Viertel aller Beschäftigten. Margaret Bourke-White, „Kentucky Flood“. Foto (Ausschnitt), 1937. Das Foto der sozial engagierten amerikanischen Künstlerin Margaret Bourke-White (1904–1971) zeigt obdachlose Menschen, die sich nach einer Flutkatastrophe in Louisville, Kentucky, 1937 vor einem Werbeplakat des US-Industriellen-Verbandes für den „American Way of Life“ um Essen anstellen. QEine Stichprobe in zwölf Wohnungen der Stadt Benton zeigte: kein Geld, abgetragene Kleidung, von „unnötigem“ Mobiliar entblößte Häuser, aus Mehl bereitete Gerichte, abgezehrte Eltern, unterernährte Kinder, unbezahlte Mieten und eine durchschnittliche Verschuldung der Familien von 300 Dollar für Lebensmittel und Arztrechnungen (…). So geht es von einer Stadt zur anderen und hinaus in die Fabriksstädte und Bergwerksdörfer und weiter zu den Farmen, wo die Häute einer Wagenladung Vieh kaum ein Paar Schuhe erbringen und die Traktoren auf den Feldern verrosten. (…) Eine Frau lieh sich 50 Cents, kaufte altbackenes Brot zu 3 1/2 Cents den Laib, und die Familie lebte elf Tage davon (…). Wenn jemand von der Familie hungrig war, aß er so wenig wie möglich. Eine andere sammelte an den Docks entlang verdorbenes Gemüse, und die Familie aß es, außer an drei Tagen, die ganz ohne Essen blieben (…). Eine andere Familie lebte von Löwenzahn, eine andere von Kartoffeln. Eine andere hatte 2 1/2 Tage lang kein Essen. (Fortune, Sept. 1932. Zit. nach: Angermann, Die Vereinigten Staaten von Amerika seit 1917, 1987) Die Zwischenkriegszeit – Umbrüche und Krisen 23 Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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