Zeitbilder 7, Schülerbuch

„Black Thursday“ (in Europa aufgrund der Zeitverschiebung meist als „Schwarzer Freitag“ bezeichnet) wurden nämlich fast 13 Millionen Aktien verkauft. Die Besitzer verloren dadurch etwa 5 Milliarden Dollar. Noch höher waren die Verluste in den nächsten Tagen. Anzahlungen und Bankanteile gingen verloren. Viele Banken mussten ihre Zahlungsunfähigkeit erklären und die Schalter schließen. Der Bankier James P. Warburg schreibt über diese Tage in seiner Autobiografie: QWährend des Zusammenbruchs des Aktienmarktes arbeiteten wir Tag und Nacht und versuchten, so viele Kunden wie möglich zu halten. Tag für Tag wurden weitere Maklerfirmen zahlungsunfähig. Zweimal habe ich Männer aus Fenstern der Wall Street springen sehen. Andere erschossen sich, hatten Nervenzusammenbrüche oder Herzattacken. (Zit. nach: Treue, Deutschland in der Weltwirtschaftskrise in Augenzeugenberichten, 1976, S. 20) Dorothea Lange, „Migrant Mother“. Foto (Ausschnitt), 1936. Dorothea Lange (1895–1965) und andere Fotografen reisten während der 1930er Jahre im Auftrag der Regierung durch die USA, um die katastrophalen Auswirkungen der Weltwirtschaftskrise zu dokumentieren. Damit sollte auch die Zustimmung der Bevölkerung zum Reformprogramm „New Deal“ erhöht werden. In der Nähe eines Camps für Erbsenpflückerinnen und -pflücker bei Nipomo (Kalifornien) entdeckte die Fotografin Florence Owens Thompson mit ihren Kindern. Sie machte eine Foto-Serie mit der Familie. Das hier abgedruckte Foto war jedoch „gestellt“: Für dieses Motiv gab Lange der Familie genaue Anweisungen. Zusammen mit einem Artikel über die Not von Erntehelferinnen und -helfern erfuhr das Foto in den USA eine weite Verbreitung. Isolationismus und Wohlstand für viele Der Eintritt der USA in den Ersten Weltkrieg trug ganz wesentlich zum Sieg der Entente bei. Ein Motiv für das militärische Eingreifen auf Seiten der Entente lag darin, der Demokratie weltweit zum Durchbruch zu verhelfen. Die USA hatten aber auch wirtschaftliche Interessen: An europäische Staaten waren Kredite in Milliardenhöhe vergeben worden. Die USA waren daher sehr interessiert daran, dass die ehemaligen europäischen Kriegspartner ihre Schulden bezahlten. Die USA traten der Pariser Friedensordnung nicht bei. Sie schlossen später mit den „Verliererstaaten“ eigene Verträge ab. Darin verzichteten sie auf Reparationen. Ab 1920 bestimmten die Befürworter des „Isolationismus” die amerikanische Politik. Das bedeutete, dass sich die USA aus Europa politisch zurückziehen wollten. Im ersten Jahrzehnt nach Kriegsende boomte die amerikanische Wirtschaft. Man nennt diese Zeit daher auch „prosperity“ (Wohlstand). Die riesigen Kriegsgewinne wurden in modernste Produktionsmethoden investiert. Die Wirtschaft der USA wurde rationalisiert, mechanisiert und elektrifiziert. Für die Massenproduktion von Autos setzte Henry Ford in seinem Werk in Detroit als Erster Fließbänder ein. In den 1920er Jahren stieg der Wohlstand in den USA deutlich an. Konsumgüter wie Kühlschrank, Waschmaschine, Radio oder Telefon wurden für weite Kreise der Bevölkerung erschwinglich. Manche konnten sich jetzt sogar ein Auto kaufen: Zwei Monatslöhne reichten einem Arbeiter aus, um sich das Ford-Modell „Tin-Lizzy“ leisten zu können. Börsenkrach und Wirtschaftskrise Der Wirtschaftsaufschwung in den 1920er Jahren war verbunden mit einem rasanten Anstieg der Aktienkurse. L (M)ehr und mehr Bürger begeisterten sich für die Börse und legten ihre Ersparnisse dort an, das Fieber erfasste alle Schichten. Unglaubliche Geschichten machten die Runde, etwa die vom Kammerdiener, der an der Börse eine Viertelmillion Dollar gewonnen hatte, oder von der Krankenschwester, die dank eines Tipps um 30 000 Dollar reicher geworden war. (Jung, Große Depression. Das Fanal von 1929, 10. 8. 2009. Online auf: http://www.spiegel.de/einestages/grosse-depression-a-948 424.html, 19. 9. 2017) Immer mehr Menschen kauften Aktien, oft nur mit Krediten finanziert. 1928/29 stockte wegen der Überproduktion der Absatz von Konsumprodukten. Es kam zu Kurzarbeit und Entlassungen. Viele Menschen stießen nun ihre Aktien schnell ab. Innerhalb einer Woche fielen die Aktienkurse wie im freien Fall. Panik breitete sich aus. Am 24. Oktober 1929 brach an der New Yorker Wall Street der Aktienmarkt völlig zusammen. An diesem 5. Die USA – die neue Weltmacht 22 Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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