Dieser Trend zum Praktischen wird vor allem an einem weiteren Modephänomen der Zwanziger Jahre deutlich: der Sportmode. In den großen Kaufhäusern wurden erstmals Sportabteilungen eingerichtet. Für Frauen wurden Sporthosen zum Skifahren oder Reiten entworfen, die den Rock ersetzten. (Hartl, Frauen in den Goldenen Zwanzigern. Rauchen, Sporteln und Monokeln. Online auf: http://www.stern.de/kultur/kunst/frauen-inden-goldenen-zwanzigern-rauchen--sporteln-und-monokeln-3087 622. html, 19. 9. 2017) In ländlichen Gebieten war das Tragen von Hosen bei Frauen – selbst bei der Sportausübung – in den 1920er Jahren noch verpönt. Ein Artikel in der Tageszeitung „Vorarlberger Volksblatt“ von 1923 berichtete beispielsweise über eine Frau aus Feldkirch, die mit einem Mann auf einem „Zweiradauto“ nach Bludenz kam. Aufgrund eines Raddefektes musste die Frau, die im Artikel als „Hosenweib“ bezeichnet wurde, durch die Straßen der Kleinstadt gehen. Die Reaktion der Menge schildert das „Volksblatt“ so: QViel Volk sammelte sich an, manche treffende Bemerkung war auf das Mannweib gemünzt. Das Richtige wäre gewesen, wenn ehrenfeste Frauen das Hosenweib bis zur Grenze der Stadt begleitet und ihr den guten Rat erteilt hätten, nicht mehr in einem der Weiblichkeit so widersprechenden Anzug nach Bludenz zu kommen. (Zit. nach: Ebenhoch, Die Frau in Vorarlberg 1914–1933, 1986, S. 99) Skiläuferin. Foto (Ausschnitt), um 1925. Analysiere die beiden Textquellen und die Bildquelle bezüglich ihrer Aussagen zum Thema „Frauen und Hosen“. Telefonistinnen in einem Fernsprechamt. Foto, 1920er Jahre. Für viele berufstätige Frauen verlief das Leben weniger glamourös, als es in damaligen Frauenzeitschriften dargestellt wurde. Mit welchen alltäglichen Mühen und Benachteiligungen viele Frauen zu kämpfen hatten, beschreibt eine Wiener Sekretärin 1931: QOh, dieses ewige Zimmeraufräumen, diese quälende, klebende, tägliche Hausarbeit der hundert Handgriffe. Niemand zählt sie, aber Millionen Minuten müssen ihnen geopfert werden. Und dann – Sorgen über Sorgen – die ewige Kleiderfrage. Die Mehrzahl der weiblichen Angestellten muss allein für die Instandsetzung der Garderobe sorgen. Strümpfe stopfen, Wäsche flicken, Kleider ändern oder sogar nähen. Kein Mann braucht diese Nebenarbeit zu leisten, für die Frau aber wird dieses Muss ein Argument für ihre Minderbezahlung ausgenützt – sie kann dadurch billiger leben. (…) Wer für die Freiheit der Frau kämpft, der muss sie lehren, an ihr Leben Ansprüche zu stellen! Erst dann wird sie nicht mehr billiger arbeiten können als der Mann. Sie soll es auch nicht. (Österreichische Angestelltenzeitung 1931, Nr. 279. Zit. nach: Appelt, Von Ladenmädchen, Schreibfräulein und Gouvernanten, 1985, S. 86) Analysiere die Situation von weiblichen Angestellten anhand der Quellenstelle oben. Welche Gründe werden für die geringere Bezahlung von Frauen angeführt? Über den Typus der „neuen Frau“ L Die für die Zwanziger Jahre typische Mode war nicht einfach nur ein neuer Kleiderstil. Sie war Teil einer sozialen Revolution. Die neu entwickelten Modelle befreiten den weiblichen Körper und verliehen so der einsetzenden Emanzipation modischen Ausdruck. Die Frau der Zwanziger war unabhängig, dynamisch und selbstbewusst. Sie ging aus, fuhr Auto, rauchte und trieb Sport. Dieser neue weibliche Lebensstil war Teil einer Gesellschaft, die schnell und intensiv lebte, zumindest diejenigen, die es sich leisten konnten. (…) 20 Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv
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