Politik betrifft alle, und dennoch ist der Kreis derjenigen, die Politik betreiben, klein. (von Beyme, 1985) Politik ist öffentlicher Konflikt von Interessen unter den Bedingungen von Macht und Konsensbedarf. Es ist nicht alles politisch in der Gesellschaft; aber fast alles kann politisch relevant werden. (von Alemann, 1994) Erkläre, welche der angeführten Definitionen deinem Politikverständnis am nächsten kommt bzw. aus welchen Gründen du Definitionen ablehnst. Erkläre, was du unter Politik verstehst, und versuche, eine eigene griffige Definition zu formulieren. Die jüngere Politikwissenschaft hat es aufgegeben, eine enge und verbindliche Definition von „Politik“ zu suchen. Sie versteht Politik als komplexes Geschehen innerhalb der Gesellschaft, das in drei miteinander eng verbundenen Dimensionen sichtbar wird: ––Polity = die Form bzw. der Ordnungsrahmen, in dem sich Politik vollzieht. Er ist festgelegt durch Verfassung, Rechtsordnung und Tradition. Regierungen, Parlamente, Gerichte, Ämter, Schulen u. a. sind deren sichtbare Institutionen. Auch die Grundsätze der politischen Willensbildung und der Handlungsspielraum der politischen Akteurinnen und Akteure werden dadurch festgelegt (Wahlen, Parteien, Grundrechte etc.). –– Policy = die Inhalte von Politik, ihre Ziele und Aufgaben (Programme, Wertvorstellungen, Lösungsvorschläge etc.). In dieser Dimension kommen die unterschiedlichen Interessen der Gesellschaft zum Ausdruck – die „Konfliktstoffe“. –– Politics = Politik als Prozess politischer Willensbildung und Entscheidungsfindung, der zwischen den politischen Akteurinnen und Akteuren sowie den Betroffenen ständig stattfindet. Diese Dimension bezeichnet den Raum, in dem die verschiedenen Interessen artikuliert und die Konflikte ausgetragen sowie durch Kompromiss oder Machteinsatz geregelt werden. Fragen und Arbeitsaufträge 1. Zähle die frühesten politischen Ereignisse bzw. die ersten Persönlichkeiten der österreichischen Politik sowie der Weltpolitik auf, an die du dich erinnern kannst. Nenne je drei Beispiele. 2. Stellt in einem zweiten Schritt in Kleingruppen eure Ergebnisse aus Aufgabe 1 auf einer Zeitleiste (Plakat) dar. Diskutiert über Gemeinsamkeiten und Unterschiede. 3. Wählt eine Sprecherin oder einen Sprecher, die bzw. der das Gruppenergebnis im Plenum vorstellt. 4. Diskutiert anschließend an die Ergebnispräsentationen die Gesamtergebnisse und dokumentiert sie in passender Form, z. B. auf einem Plakat oder mit Hilfe des Computers. Wie unterschiedlich wir Politik wahrnehmen Wir alle machen in unserer unmittelbaren Lebenswelt Erfahrungen, die man als „politisch“ bezeichnen kann. Was aber jede und jeder Einzelne unter „Politik“ versteht, darüber gehen die Meinungen oft weit auseinander. Ebenso unterschiedlich sind auch unsere Sympathien und politischen Einstellungen. Sie werden z.B. mitbestimmt von unserer persönlichen Entwicklung, wie wir durch unser Elternhaus, unsere nächste Umgebung (Schule, Arbeitsplatz, Freundeskreis) bewusst und unbewusst beeinflusst worden sind. Gerade unsere politischen Werthaltungen werden auch immer stärker von den Massenmedien und auch den Sozialen Medien, die uns mit politischer Information versorgen, beeinflusst. Wie unterschiedlich Politik definiert wird In der (Politik-)Wissenschaft gibt es für den Begriff „Politik“ eine Vielzahl von Definitionen; dies deshalb, weil dieser Begriff sehr komplex ist und viele Aspekte in sich vereint. Als wesentliche Bestandteile von „Politik“ werden von vielen Expertinnen und Experten „Konflikt“, „Macht“ und „Knappheit“ angesehen: Sie gehen von der Annahme aus, dass Konflikte entstehen, weil sich die verschiedenen gesellschaftlichen Gruppen über die Verteilung der nur begrenzt vorhandenen materiellen Güter sowie über ideelle Interessen (z. B. Werte) nicht einig sind. Aufgabe der Politik ist es, diesen Konflikt nach bestimmten verbindlichen Regeln auszutragen. Um in einem Konflikt die eigenen Interessen gegen die Interessen anderer durchzusetzen, benötigt man Macht. In einer Demokratie kann man diese Macht durch periodisch wiederkehrende Wahlen erlangen. Wie Politik im 20. Jh. definiert wurde (Beispiele) Politik ist die Lehre von den Staatszwecken und den besten Mitteln zu ihrer Verwirklichung. (Brockhaus, Bd. 13, 1903) Politik heißt: Streben nach Machtanteil oder nach Beeinflussung der Machtverteilung, sei es zwischen Staaten oder innerhalb eines Staates zwischen den Menschengruppen, die er umfasst. (Weber, 1926) Unter Politik verstehen wir den Begriff der Kunst, die Führung menschlicher Gruppen zu ordnen und zu vollziehen. (Bergsträsser, 1965) Politik ist die Kunst, Leute zu veranlassen, sich um das zu kümmern, was sie angeht. (Noack, 1974) Politik ist der Kampf der Klassen und ihrer Parteien, der Staaten und der Weltsysteme um die Verwirklichung ihrer sozialökonomisch bedingten Interessen und Ziele. (Klaus/Buhr, 1975) Politik ist der Kampf um die Veränderung oder Bewahrung bestehender Verhältnisse. (von Krockow, 1976) 10. Politik in Theorie und Alltag 166 Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv
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