Zeitbilder 7, Schülerbuch

Die heutige Jugend – ein Blitzlicht Über „die Jugend“ wird heutzutage viel geredet. Aktuell spricht man von der „Generation Z“. Für sie gehört der Umgang mit digitalen Technologien selbstverständlich zum Leben. Das Smartphone gilt fast schon als „neuer Körperteil“. In Form sozialer Medien übt das Internet über Foren und Soziale Netzwerke einen kaum beherrschbaren Sog auf die Jugendlichen aus. Und dann die Musik: „Immer und überall. Es kann kaum genug davon geben.“ Jugend kann lebensgeschichtlich als eine Zeit des Umbruchs verstanden werden. Jugend wird aber auch in Zeiten politischer Umbrüche gelebt und von diesen geprägt. Die Anfänge von „Jugendbewegungen“ reichen etwas mehr als 100 Jahre zurück. „Jugendbewegungen“ – eine neue Lebensform Um die Wende vom 19. zum 20 Jh. wurde der Zeitraum zwischen der Kindheit und dem Erwachsen-Sein immer deutlicher als besondere Lebens- und Entwicklungsphase erkannt. Gymnasiastinnen und Gymnasiasten sowie Studierende aus meist bürgerlichem Milieu wollten in diesem Lebensabschnitt ihren eigenen „jugendgemäßen“ Lebensstil erproben. Sie lehnten sich (noch) nicht gegen die als geistig hohl und autoritär empfundene Erwachsenenwelt auf. Sie zogen aus ihr aus – z. B. aus dem Alltag der Städte, der als „technisch“ und kalt empfunden wurde, in die „Freiheit der Natur“. Mit der Gründung des „Österreichischen Wandervogels“ (1911 in Wien) orientierte man sich an der ca. zehn Jahre zuvor in Berlin-Steglitz entstandenen Jugendbewegung „Wandervogel“. Mehrtägige „Lager“ in freier Natur, die „Fahrt“, oft mehrwöchige Wanderausflüge kleiner Gruppen von Burschen und Mädchen, waren solche Formen neuen, selbstgestalteten jugendlichen Zusammenlebens. Doch zu dieser Jugendbewegung gehörte im Vergleich zur Mehrheit der Jugendlichen damals nur eine kleine Gruppe. Sie stand in schroffem Gegensatz zu den damaligen Durchschnittsjugendlichen, die vor allem möglichst schnell „in die Welt der Erwachsenen hineinwachsen“, also berufstätig werden, Geld verdienen, eine Familie gründen u.Ä. wollten. Sozial benachteiligte Jugendliche Die jungen Arbeiterinnen und Arbeiter sowie Lehrlinge hatten besonders unter den schlechten Arbeitsbedingungen im Rahmen der Industrialisierung zu leiden. Viele Kinder blieben, vor allem in den Städten, oftmals sich selbst überlassen, da beide Elternteile in den Fabriken arbeiten mussten. Der Gründer der Jugendhilfe-Bewegung der „Kinderfreunde“ (1908), Anton Afritsch, bemerkte dazu: QWas uns Grazer zur Gründung des Arbeitervereins „Kinderfreunde“ veranlasste? Im §2 des Vereinsstatuts heißt es kurz und bündig: „Der Verein ist ein nichtpolitischer und stellt sich zur Aufgabe, das geistige und leibliche Wohl der Kinder zu fördern.“ Sache der Eltern wäre es, diese Aufgabe zu erfüllen. Wie viele Eltern sind aber in der Lage, irgendetwas für die Erziehung ihrer Kinder zu tun? Die Eltern sind froh, für ihre Kinder die primitivsten leiblichen Bedürfnisse zu befriedigen. Viele Tausende Arbeiterkinder wachsen heran, ohne das Notwendigste für ihren weiteren Lebensweg mitzubekommen, ohne sittlichen Halt. (Afritsch, Was uns Grazer zur Gründung der „Kinderfreunde“ veranlasste. In: Bindel (Hg.), 75 Jahre Kinderfreunde, 1983, S. 58) Erste Republik: Bünde und Verbände In der Ersten Republik bemühten sich gesellschaftlich wichtige Organisationen wie die politischen Parteien, die Kirchen und die Glaubensgemeinschaften um die Gründung eigener Jugendorganisationen. Die Jugend sollte für die eigenen politischen bzw. religiösen Ziele und Grundsätze gewonnen und begeistert werden. Nun wurden die Jugendlichen zu „Parteijugendlichen“. Die Freiheit, welche die Anfänge der Jugendbewegungen ausgezeichnet hatte, existierte praktisch nicht mehr. Um möglichst viele junge Menschen anzusprechen, wurden die Formen der Jugendbewegungen wie Wandern, Gruppenfahrten oder Volkstanzen gepflegt. LDie Erste Republik ist gekennzeichnet von einem hohen Organisierungsgrad männlicher und weiblicher Jugendlicher – so lässt sich die Zahl der organisierten Jugendlichen 1930/31 auf mehr als eine Viertelmillion schätzen. (Gehmacher, Jugendbewegung und Jugendorganisation in der Ersten Republik, 1995, S. 293) Jugend in Österreich Rudolf Spiegel (österreichischer Sozialfotograf), Sozialistische Arbeiterjugend. Foto, 1933. Längsschnitt 160 Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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