Thomas Krüger, Präsident der Bundeszentrale für Politische Bildung, über die „Macht der Bilder“ (2009): Unser kulturelles Gedächtnis wird immer mehr mit Bildern füllt, von denen zumindest ein Teil zu Ikonen ganzer Generationen werden. Die Befähigung zu Bildinterpretation und Medienkompetenz ist daher zu einer wesentlichen Aufgabe der politischen und der historischen Bildung geworden. (…) Die Fortentwicklung der Medien und Übertragungstechniken sorgte dafür, dass immer schneller, immer bessere Bilder jeden beliebigen Adressaten in allen Teilen der Welt von allen Schauplätzen erreichen. (…) Der so genannten „Pictorial Turn“ ist in aller Munde: Der kulturelle Wandel hin zu einer Mediengesellschaft, in der zunehmend Bilder und ihre Botschaften an die Stelle von Worten und ihren Nachrichten treten. (…) Der technische Fortschritt hat uns aber (…) die Möglichkeit zur Manipulation der scheinbar so objektiven Fotografien und zum Einsatz dieser Bilder und Bilderfahrungen in anderen Zusammenhängen (beschert). Daher ist es umso wichtiger, nach den Bildern, ihren Ursprüngen, ihren Veränderungen und der politischen Absicht ihrer Verbreitung zu fragen: Wer bearbeitet welche Bilder oder welche Bildelemente in welcher Absicht? (Krüger, Die Macht der Bilder. Online auf: http://www.bpb.de/presse/51122/die-macht-der-bilder, 20. 9. 2017). M2 Die Inhalte in diesem Abschnitt dienen dazu, Politikbezogene Methodenkompetenz zu entwickeln. Anhand des Themas „Fotomanipulationen“ soll der Einfluss der medialen Präsentationsformen reflektiert werden. Ziel ist, Verfälschungen der Aussagen von Fotografien zu erkennen. Dies ermöglicht dir auch, medial vermittelte Informationen kritisch zu hinterfragen. Du erarbeitest dir diese Kompetenz in Verbindung mit dem Thema „Fotomanipulationen in der Sowjetunion“. „Ein Bild sagt mehr als tausend Worte“? Häufig schenken wir Bildern mehr Glauben als Worten. Fast automatisch nehmen wir an, dass auf einem Foto „die Wirklichkeit“ abgebildet ist. Dabei ist ein Foto nur ein Blick auf die Welt, von der in einem bestimmten Augenblick ein kleiner Ausschnitt gezeigt wird. Diesen Ausschnitt bestimmt die Fotografin oder der Fotograf durch die Wahl des Motivs, des Standorts, durch die Farbigkeit und durch den Zeitpunkt des Auslösens. In der Welt der digitalen Medien gehören manipulierte Fotos zum Alltag. Einige „Klicks“, und mit Hilfe von Bildbearbeitungsprogrammen erscheinen Personen attraktiver, werden Ereignisse dramatischer, ungewöhnlicher o. Ä. In der medialen Berichterstattung, vor allem in Sozialen Medien, werden immer wieder „Fake-Fotos“ und manipulierte Videos, so genannte „Hoaxes“ (im Internet bewusst verbreitete Falschinformationen) in Umlauf gebracht. Auch in der Politik wurde und wird mit Fotomanipulationen Propaganda gemacht und werden politische Botschaften und Ansprüche inszeniert. 3. „Wenn Fotos lügen …“ Grigori Petrowitsch Goldstein, Lenin spricht vor dem Bolschoi-Theater in Moskau zu den Truppen der Roten Armee. Foto, 5. Mai 1920: Neben der Tribüne stehen Leo Trotzki und sein Schwager Lew Kamenew. Beide fielen unter Stalin in Ungnade. Kamenew wurde im ersten Schauprozess 1936 zum Tod verurteilt und hingerichtet. M1 16 Kompetenztraining Politikbezogene Methodenkompetenz Medial vermittelte Informationen kritisch hinterfragen Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv
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