Danach folgte ein grausamer Bürgerkrieg (1918–1922): „Weiße Armeen“, bestehend aus zaristischen Offizieren, Großgrundbesitzern, gemäßigten Sozialisten und Westalliierten, bekämpften die von Leo Trotzki aufgebaute „Rote Armee“. Der Krieg endete 1922 mit dem Sieg der kommunistischen „Roten“. Dieser Krieg zerstörte das Land. Landwirtschaft und Industrieproduktion lagen darnieder. Millionen Menschen verhungerten, Unruhen von Arbeiterinnen und Arbeitern sowie Bäuerinnen und Bauern folgten. Lenin reagierte auf die katastrophale Wirtschaftskrise mit einer „Neuen Ökonomischen Politik“ (NEP): Das totale Verbot von „Privateigentum an Produktionsmitteln“ wurde aufgehoben. Nun konnten Bäuerinnen und Bauern die Hälfte ihrer Produkte selbst verkaufen, Handwerk, Kleinhandel und Leichtindustrie wurden zum Teil reprivatisiert. Ausländische Firmen (wie Ford mit einer riesigen Traktorenfabrik) wurden eingeladen, in der Sowjetrepublik zu investieren. Nur die Schwerindustrie, der Außenhandel, das Bank- und Verkehrswesen blieben in staatlicher Hand. Die 1922 gegründete Union der Sozialistischen Sowjetrepubliken (UdSSR) erreichte ihre staatsrechtliche Anerkennung bei fast allen europäischen Staaten. Innenpolitisch wichtig war die 1922 auf dem Parteikongress getroffene Entscheidung, dass jede von der Parteispitze abweichende Meinung mit dem Parteiausschluss bedroht werde. Die Linie der Partei bestimmte ausschließlich das Zentralkomitee (ZK). Die eigentliche Parteispitze bildete das Politbüro. Dazu wurden noch ein Organisationsbüro und das Generalsekretariat geschaffen. Der britische Historiker Steve A. Smith schrieb 2011: L Am Beginn des 21. Jahrhunderts scheint der Schluss keineswegs gewagt, dass bestimmte Elemente der Russischen Revolution weiterhin inspirierend wirken werden und dass es andererseits viele gibt, die in ihrer Fürchterlichkeit eine deutliche Warnung enthalten. (Smith, Die Russische Revolution, 2011, S. 244. In: Geschichte lernen, Heft 175/2017, Die Russische Revolution, S. 49) Fragen und Arbeitsaufträge 1. Erläutere, inwiefern bestimmte Elemente der Russischen Revolution „weiterhin inspirierend wirken“ können. 2. Nenne die Ursachen und Schritte, die von der Zarenherrschaft zur Gründung der Sowjetunion führten. 3. Recherchiere im Internet und verfasse Kurzbiographien über Lenin und Trotzki. 4. Analysiere das Plakat hinsichtlich Bildkomposition, Bildelementen und Symbolen. 5. Ordne das Propagandaplakat in den historischen Zusammenhang ein. Beurteile die mögliche Aussage des Künstlers Alexander Petrowitsch Apsit. Kommunistische Alleinherrschaft und Bürgerkrieg Als Anfang 1918 bei den Wahlen zur „Verfassunggebenden Versammlung“ die Bolschewiki keine Mehrheit erhielten, ließ Lenin die Versammlung auflösen. Er griff zur Absicherung der alleinigen Macht der Kommunisten auch zum Terror. Eine eigene Sicherheitspolizei, die Tscheka, konnte Todesurteile fällen und Menschen in Zwangsarbeitslager verschicken. Lenin hatte für den jungen Sowjetstaat die nationale Selbstbestimmung ausgerufen. Dies führte gleich zu seiner erheblichen Verkleinerung: Im Süden (Kaukasus) und Osten (Sibirien) des ehemaligen Vielvölkerreiches entstanden mehrere nationale, unabhängige Volksrepubliken. Im verlustreichen Frieden von Brest-Litowsk verlor Russland Polen, Finnland, die baltischen Länder und die Ukraine (März 1918). Alexander Petrowitsch Apsit (1880–1944), Vom Jahre 1918. Propagandaplakat, 1918. Apsit fertigte nach der Oktoberrevolution im Auftrag der bolschewistischen Regierung zahlreiche Revolutionsplakate an. Er prägte Bildsprache und Stil dieser Publikationsform und gilt heute als Begründer der sowjetischen Plakatkunst. Übersetzung der Textteile: „Proletarier aller Länder, vereinigt euch!“ – „Ein Jahr proletarische Diktatur. Oktober 1917– Oktober 1918“. Die Zwischenkriegszeit – Umbrüche und Krisen 15 Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv
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