Apartheid („Getrenntheit“) Ab den späten 1940er Jahren bis 1994 wurde in Südafrika von staatlicher Seite die Vorherrschaft der Weißen sowie die „Rassentrennung“ festgelegt. 1948 wurde die radikale weiße Nationale Partei die stärkste politische Kraft. Sie dominierte bis 1994 die Regierungen Südafrikas. Durch zahlreiche Gesetze schuf sie ab 1948 das „System der Apartheid“. Die südafrikanische Bevölkerung wurde in vier ethnische Gruppen unterteilt: „Weiße“ (White), „Farbige“ (Coloured), „Asiaten“ (Asiatic, auch Indians) und „Schwarze“ (Natives). Im öffentlichen Raum wurde eine strikte Trennung von Weißen und Nicht-Weißen angeordnet. „Mischehen“ und „Mischbeziehungen“ waren verboten, Wohn- und Lebensbereiche wurden nach ethnischen Gruppen getrennt. Die schwarze Bevölkerung lebte in ihr zugewiesenen Reservaten oder an den Stadträndern (Townships), außerhalb ihrer Wohnbereiche mussten Schwarze einen Pass bei sich haben. Gesundheitssystem, Schul- und Bildungsbereich waren getrennt. Schwarze konnten auch nur an wenigen Universitäten studieren. Trotz dieser massiven Beschränkungen hatten die Schwarzen in Südafrika einen besseren Zugang zur Bildung als in vielen anderen Staaten Afrikas. Dadurch wurde Südafrika zu einem Einwanderungsland für Schwarze. Gegen das „System der Apartheid“ formierte sich schon in den 1950er Jahren massiver Widerstand auf Seiten der Schwarzen, der von vielen liberalen Weißen unterstützt wurde. Anfang der 1960er Jahre wurden Nelson Mandela, einer der Wortführer, und zahlreiche andere Kritiker der Apartheid verhaftet und blieben viele Jahre in Haft. Das „System der Apartheid“ und die brutale Unterdrückung des Widerstandes führten zur Verhängung zahlreicher Boykottmaßnahmen gegen Südafrika durch die internationale Staatengemeinschaft. Sie wurden allerdings vielfach umgangen, da Südafrika während des Kalten Krieges als Verbündeter des Westens galt. Südafrika war auch die stärkste militärische und wirtschaftliche Macht der Region. Die regelmäßigen Proteste im Land selbst, die wirtschaftlichen Nachteile der Apartheid und die hohen Kosten ihrer Aufrechterhaltung sowie internationale Kritik und das Endes des Kalten Krieges führten dazu, dass einige regierende Politiker in den frühen 1990er Jahren umzudenken begannen. 1990 wurde Nelson Mandela freigelassen. In den folgenden Jahren wurde ausverhandelt, wie das „System der Apartheid“ beendet werden sollte. Diese Jahre waren aber auch von massiver Gewalt gekennzeichnet. 1994 erfolgte schließlich die Abschaffung der Apartheit und Mandela wurde zum Staatspräsidenten gewählt. Entkolonialisierung (auch: „Entkolonisierung“, „Dekolonisation“, „Dekolonisierung“) Entwicklungen, die vor allem nach dem Zweiten Weltkrieg zum Ende kolonialer Herrschaften in Asien und Afrika sowie zur Erreichung staatlicher Unabhängigkeit geführt haben. „Entkolonialisierung“ bezieht sich nicht nur auf das Erreichen von formaler politischer Unabhängigkeit, der Begriff schließt vielmehr auch Prozesse der Selbstbestimmung und Selbstbehauptung in wirtschaftlichen und kulturellen Bereichen ein. Zwischen 1945 und 2002 wurden 120 ehemalige Kolonien unabhängig. Historisch gesehen gehören auch die Unabhängigwerdung der USA im ausgehenden 18. Jh. und jene der meisten Länder Lateinamerikas im 19. Jh. zur Entkolonialisierung. Neokolonialismus – Rekolonisierung Viele ehemalige Kolonien blieben auch nach Erreichen der Unabhängigkeit politisch, militärisch und wirtschaftlich im Einflussbereich ihrer ehemaligen Kolonialmächte oder gerieten in Abhängigkeit von anderen reichen Industriestaaten, etwa von den USA und von europäischen Staaten. In den letzten Jahren wurde auch die Volksrepublik China ein in vielen Regionen der Welt wirtschaftlich und finanziell einflussreicher „Global Player“. Chinas Interesse gilt vor allem Rohstoffen wie Seltenen Erden, Erzen, Erdöl sowie Holz. Auch internationale Organisationen wie die Weltbank, der Internationale Währungsfonds (IWF) und die Welthandelsorganisation (WTO) beeinflussen z. B. mit ihren Auflagen bei Kreditvergaben und Schuldennachlässen die Entwicklungen der entkolonialisierten Staaten mit. Dadurch entstehen vielfach neue Abhängigkeiten. Schon in den späten 1960er Jahren wurde daher von einem Prozess des beginnenden Neokolonialismus gesprochen. Der Schweizer Globalisierungskritiker Jean Ziegler spricht aktuell von einer „Rekolonisierung“. Schwacher Staat („Fragile State“, früher „Failed State“) Eine Reihe von Staaten, vor allem in Afrika, werden heute als schwache Staaten angesehen, die ihre Aufgaben nicht mehr wahrnehmen können. Man bezeichnet sie auch als „fragile“, „zerfallene“ oder „kollabierte“ Staaten. Es gibt keine exakte Definition dieser teilweise umstrittenen bzw. auch kritisierten Begriffe. Drei Kennzeichen werden jedoch fast immer genannt: (1) Der Staat hat kein Gewaltmonopol. Das Staatsgebiet zerfällt in regionale und lokale Machtzentren, in denen die dortigen Machthaber de facto die staatliche Gewalt ausüben. Die Institutionen des Gesamtstaates, z. B. Polizei und Gerichte, können die Sicherheit der Staatsbürgerinnen und Staatsbürger nicht gewährleisten (z. B. im Kongo, in Somalia, im Südsudan). (2) Durch die Aufsplitterung des Staates in viele (fast) eigenständige Machtzentren sind die Staatseinnahmen über Steuern gering. Die Regierungen sind daher nicht in der Lage, Grundbedürfnisse der Bevölkerung zu erfüllen, und verlieren dadurch an Legitimation. (3) Korruption und ein Verteilungssystem, in dem sich einzelne Familien und Clans die lukrativen Stellen in Politik, Wirtschaft, Gesellschaft und Kultur wechselseitig zuteilen („Vetternwirtschaft“), sind weit verbreitet. So wird eine breitere Teilhabe der Bevölkerung am Staat und seiner Politik unmöglich. „Terms of Trade“ Die „Terms of Trade“ eines Landes stellen im Wesentlichen die Preise für Exportgüter jenen für Importgüter gegenüber (= Austauschverhältnis). Ihre besondere entwicklungspolitische Bedeutung erhielten die „Terms of Trade“ durch Berechnungen von Ökonomen, die zeigten, dass diese sich sehr zu Ungunsten der Entwicklungsländer gestalteten. Die weitere Verschlechterung der „Terms of Trade“ aus der Sicht der Entwicklungsländer in den 1970er und 1980er Jahren war ein wesentlicher Auslöser für die Schuldenkrise, unter der diese Länder litten und leiden. Grundbegriffe Entkolonialisierung und Nord-Süd-Konflikt 137 Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv
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