Zeitbilder 7, Schülerbuch

Q3Schwarzafrika – In Schwarzafrika hatte es außer Äthiopien keinen selbständigen Staat gegeben. Großbritannien bereitete seine Kolonien durch beschränkte Selbstverwaltung auf die Unabhängigkeit vor. Frankreich tat schon weniger und Belgien überließ den Kongo völlig unvorbereitet der Unabhängigkeit. Während die britischen Kolonien relativ reibungslos selbständig wurden, kam es bei der Unabhängigkeit des Kongo 1961 wegen der Stammesrivalitäten zu einer schweren Krise, in die auch die Großmächte hineingezogen wurden. (…) Alle Staaten Schwarzafrikas sind wirtschaftlich schwach oder einseitig entwickelt. Ihr Anteil an der Weltwirtschaft ist gering. Sie spielen nur als Rohstofflieferanten eine Rolle. (Geschichte und Sozialkunde, 1974, S. 120) Q4 Großbritanniens Rückzug aus Afrika – Schon in der Zwischenkriegszeit hatten die Briten dort, wo es möglich war, die einheimische Bevölkerung zur Mitarbeit an der Verwaltung herangezogen und vielerorts den Übergang vom Kolonialstatus zur Autonomie vorbereitet. Mit Ausnahme Kenias, wo sich seit 1952 die Mau-Mau-Bewegung gegen das Übergewicht weißer Siedler wandte, und mit Ausnahme der „Südafrikanischen Union“ und Rhodesiens, die sich aus dem Commonwealth lösten und eigene Wege gingen, vollzog sich dieser Übergang im Wesentlichen reibungslos und kann heute als abgeschlossen betrachtet werden. (…) Das Ende des französischen Kolonialreichs in Afrika – Nach dem Zweiten Weltkrieg versuchte Frankreich durch die Schaffung der „Französischen Union“ (1946), nach dem Wiedereintritt De Gaulles in die französische Politik (1958) durch die „Communauté Francaise“ (eine Art Commonwealth Organisation) dem Zerfall des französischen Kolonialreichs entgegenzuwirken. Seit den sechziger Jahren behindert Frankreich die völlige Loslösung einzelner Gebiete vom Mutterland nicht mehr. So entstanden in Afrika eine Reihe von neuen Staaten, die z. T. noch eine lose Zugehörigkeit zur Communauté bewahrt haben. (…) Die Auflösung des italienischen Kolonialreichs war eine Folge des Zweiten Weltkriegs. Libyen, zunächst unter britischer Treuhandverwaltung, wurde zum Königreich (seit 1969 Republik), Abessinien (Äthiopien), schon seit 1943 wieder in Händen des Negus, erhielt „Italienisch-Eritrea“ zugeteilt. Italienisch-Somaliland wurde 1960 mit Britisch-Somaliland zur unabhängigen „Republik Somalia“ zusammengeschlossen. Während der Großteil des spanischen Kolonialbesitzes in Afrika ohne Schwierigkeiten aufgelöst werden konnte (Übergabe Spanisch-Marokkos an das Königreich Marokko, Gründung der „Republica de Guinea Ecuatorial“), hatte die Aufgabe der Kolonialherrschaft in Belgisch-Kongo 1960 verheerende Folgen. (…) Konstruieren Schulbücher Geschichte? Im folgenden Abschnitt wird anhand von Ausschnitten aus den sechs auf S. 130 vorgestellten Geschichtsschulbüchern untersucht, welche „Geschichtserzählungen“ die Autoren jeweils über das Thema „Entkolonialisierung Afrikas“ transportieren. Durch die Analyse und den Vergleich der Ausschnitte kann man herausarbeiten, was diesen Geschichtsdarstellungen gemeinsam ist und worin sie voneinander abweichen. Q1Auch die wenig entwickelten Länder Zentralafrikas und der Guineaküste verlangen die Unabhängigkeit. Ghana (entstanden aus der ehemaligen Goldküste und Teilen von Togo) wurde der erste „schwarze“ Mitgliedsstaat des Commonwealth. Nigerien folgte 1960. Die französischen Gebiete dieses Raumes wurden auf Grund der in der Verfassung der „Fünften Republik“ gegebenen Möglichkeiten selbständige Staaten innerhalb der französischen Gemeinschaft. Guinea schied völlig aus. Belgien gab seine Kolonien im Kongo auf und schuf dadurch einen völlig neuen Unruheherd. (…) Der schwarze Erdteil ist im Aufbruch. Da die neuen Länder nur über geringe finanzielle Mittel verfügen und kulturell auf einer niedrigen Stufe stehen, sind sie fremden Einflüssen sehr zugänglich. Die Folge davon ist, dass diese Gebiete erneut in den politischen und wirtschaftlichen Konkurrenzkampf der Weltmächte hineingezogen werden. (Allgemeine Geschichte der Neuzeit, 1969, S. 184 f.) Q2Die Entkolonisierung – Den ersten Impuls zur Entkolonisierung gab die britische Labourregierung, die trotz des Widerstands der Konservativen bemüht war, die Bevölkerung der britischen Kolonien zur Mündigkeit und Selbstregierung zu erziehen. Daher vollzog sich der Übergang zur Unabhängigkeit in diesen Gebieten ohne größere Schwierigkeiten. Nur in Kenia, wo die wenigen weißen Siedler die besten Ackerböden im Hochland besaßen, brach ein Aufstand der landhungrigen Negerstämme gegen die „Weißen“ aus. Die „Mau-Mau“-Bewegung wurde zwar nach blutigen Kämpfen unterdrückt, trug aber zur Erringung der Unabhängigkeit bei (1963). Es war ein Erfolg der britischen Politik, dass die meisten ehemaligen afrikanischen Kolonien Mitglieder des Commonwealth blieben. Starrer hielt zunächst Frankreich an seinem großen Kolonialreich fest. Erst mit der Machtübernahme de Gaulles begann auch in „Schwarzafrika“ der Prozess der Loslösung, und bald darauf waren alle ehemaligen französischen Kolonien selbständig. Die Unabhängigkeitserklärungen folgten so rasch aufeinander, wie die französischen Minister, die sie verkündeten, in der Lage waren, von Land zu Land zu fliegen (das „Afrikanische Jahr“ 1960). Ein Teil dieser freien Staaten setzte die Zusammenarbeit mit Frankreich in der „Communauté“fort. (Zeiten, Völker und Kulturen, 1977, S. 194 f.) Entkolonialisierung und Nord-Süd-Konflikt 131 Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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