Daneben gelang es den deutschen Regierungen, die Summe der Reparationen durch Verhandlungen bis zu einer Schlusszahlung von 3 Milliarden Goldmark im Jahr 1932 zu senken. Großbritannien – Risse im Empire Großbritanniens Stellung als Großmacht blieb nach 1918 erhalten. Es gab aber wirtschaftliche Probleme. Die hohe Arbeitslosigkeit führte zu großen Streikbewegungen und Hungermärschen aus den Industriezentren nach London. Trotzdem fanden politische Extremisten keinen besonderen Rückhalt in der Gesellschaft, die Demokratie geriet nie ernsthaft in Gefahr. Die Labour Party stellte 1924 erstmals den Premierminister. In Irland traten die Abgeordneten der irischen Nationalbewegung „Sinn Fein“ im Dezember 1918 zu einem eigenen Parlament in Dublin zusammen und bildeten eine Regierung. Es folgte ein Krieg zwischen den irischen Nationalisten und englischen Truppen. 1921 erlangte der katholische Süden Irlands seine Unabhängigkeit und wurde Republik. Der mehrheitlich protestantische Norden (die Provinz Ulster) verblieb jedoch bei Großbritannien. Veränderungen vollzogen sich aber auch im Empire. 1926 wurde eine britische Nationengemeinschaft, der „British Commonwealth of Nations“, gegründet. Seine Mitglieder waren souveräne Staaten mit eigener Regierung und Außenpolitik sowie mit einem eigenen Parlament. Sie anerkannten jedoch die britische Königin oder den britischen König als gemeinsames Oberhaupt. Die besonderen Krisenherde des Empire lagen in Ägypten und Indien, wo unter dem Einfluss Mahatma Ghandis der nationale Widerstand wuchs. Fragen und Arbeitsaufträge 1. Nenne je zwei territoriale, politische und wirtschaftliche Folgen des Ersten Weltkrieges. 2. Erstellt in Kleingruppen eine Zusammenfassung zum Thema: „Die wichtigsten Bestimmungen der Friedensverträge von Versailles und Saint-Germain und das 14-Punkte-Programm von Präsident Wilson“. 3. Erkläre, warum der Vertrag von Versailles bei vielen Menschen im Deutschen Reich auf große Ablehnung stieß. 4. Erläutere die Bedeutung von Inflation und Reparationen für die Weimarer Republik. 5. Vergleiche die beiden Karten auf S. 12: Beschreibe, welche neuen Staaten aus den ehemaligen französischen und britischen Mandatsgebieten entstanden. 6. Erkläre, auch mit Hilfe der Textquellen, welche politischen Entscheidungen die Siegermächte während und nach dem Ersten Weltkrieg im Nahen Osten getroffen haben. 7. Zähle auf, welche Konflikte und Krisen es gegenwärtig in Ländern des Nahen Ostens gibt. Untersuche, ob die Ursachen dafür (auch) mit den damaligen politischen Entscheidungen zu tun haben könnten. Inflation, Reparationen und politische Unruhen Einige Länder Europas litten von 1918 bis 1923 unter einer sehr hohen Inflation. Zur Finanzierung des Staatshaushaltes wurde besonders in Österreich und im Deutschen Reich immer mehr Geld gedruckt. Dieses verlor rasend schnell an Wert („Hyperinflation“). Dazu kam in diesen Jahren eine hohe Arbeitslosigkeit. Besonders viele heimkehrende Soldaten waren davon betroffen. Die wirtschaftliche Krise führte im Deutschen Reich, wo 1918 eine Republik ausgerufen worden war (nach dem Tagungsort der Nationalversammlung „Weimarer Republik“ genannt), zur Radikalisierung in der Politik. Vor allem extremistische rechte Gruppen verübten Staatsstreiche und politische Morde – auch an Regierungsmitgliedern. Eine große innenpolitische Belastung für die Weimarer Republik stellten die hohen Reparationszahlungen dar, zu denen das Deutsche Reich laut Versailler Vertrag verpflichtet wurde. Als es 1923mit seinen Reparationen in Verzug geriet, besetzten französische und belgische Truppen das Ruhrgebiet. In dem Monate dauernden „Ruhrkampf“ wurden Gewalttaten auf deutscher und französischer Seite verübt. Eine vorläufige Aussöhnung zwischen dem Deutschen Reich und Frankreich brachte erst 1925 der „Locarno- Pakt“: Das Deutsche Reich gab seine Ansprüche auf Elsass-Lothringen auf, Frankreich räumte das Ruhrgebiet. Inflation 1923: An der Theaterkasse des Schlossparktheaters in Berlin-Steglitz sind die Preise in Form von Naturalien angeschrieben. Foto, spätere Kolorierung, 1923. Die Zwischenkriegszeit – Umbrüche und Krisen 13 Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv
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