fen. Als „Erste“ und „Zweite Welt“ galten die westlichen Industrieländer sowie die sozialistischen Länder des sowjetisch dominierten Blocks mit ihren Zentralwirtschaften. Repräsentanten der „Dritten Welt“ wiesen aber bald auch auf die Problematik dieses Begriffs hin. „Dritte Welt“ als gemeinsame Bezeichnung für eine Vielzahl von Ländern verleitet zur Annahme, es handelt sich hierbei um eine einheitliche Welt. Darüber hinaus legt sie nahe, die „Dritte Welt“ gesondert zu betrachten und nicht in Beziehung zu den „anderen Welten“ im Sinne „einer Welt“ zu sehen. Die Vereinten Nationen sprachen lange von „Less Developed Countries“. Dafür hat sich im Deutschen die Übersetzung „Entwicklungsländer“ durchgesetzt. Nach UN-Kriterien galten als Entwicklungsländer solche Staaten, die unter anderem über ein niedriges ProKopf-Einkommen, ein rasches Bevölkerungswachstum, einen hohen Anteil an Analphabeten und ein deutliches Übergewicht der Landwirtschaft gegenüber der Industrie verfügten. Ein Blick auf die wirtschaftliche und soziale Lage der Länder der „Dritten Welt“ ließ jedoch so große Unterschiede erkennen, dass viele weitere Unterscheidungen sinnvoll erschienen: ––Die Gruppe jener Länder, die Erdöl exportieren: Sie profitierten vor allem von den Preissteigerungen in Nach dem Ende der kolonialen Herrschaft sahen sich die neuen Staaten rasch einer Reihe von Problemen gegenüber, die vielfach bis in die Gegenwart ungelöst geblieben sind. Umfassende Diskussionen dazu wurden schon in den 1990er Jahren geführt. Viele der damals gewonnenen Einsichten und Kritikpunkte haben bis heute Gültigkeit behalten. 2.1 „Dritte“, „Vierte“, „Fünfte“ Welt – unscharfe Begriffe Um das Macht- und Entwicklungsgefälle im Weltmaßstab zu benennen, wurden in unterschiedlichen historischen Zusammenhängen verschiedene Begriffe verwendet: Länder des Nordens und des Südens, Erste-Zweite-Dritte Welt, Entwicklungsländer – Industrieländer, entwickelte und unterentwickelte Länder. Die Bezeichnungen „Nord-Süd“ lösen sich aus ihrer geographischen Zuordnung und werden zu Metaphern eines auf Ungleichheit basierenden und stets neue Ungleichheit hervorbringenden Dominanz- und Abhängigkeitsverhältnisses. Die Bezeichnung „Dritte Welt“ stammt vom französischen Historiker und Ethnologen Alfred Sauvy. Sie sollte die vielfach wertend verwendete Gegenüberstellung von „entwickelt“ und „unterentwickelt“ vermeiden hel2. Der Nord-Süd-Konflikt Äquator nördlicher Polarkreis nördlicher Wendekreis südlicher Wendekreis südlicher Polarkreis 0 1 800 3 600 5 400 km Maßstab 1:180 000 000 sehr hoch (0,885 - 0,944) sehr hoch (0,802 - 0,883) hoch (0,755 - 0,798) hoch (0,702 - 0,754) mittel (0,655 - 0,698) mittel (0,555 - 0,654) Staatsgrenze strittige Grenze niedrig (0,462 - 0,548) niedrig (0,348 - 0,445) keine Daten Entwicklungsstand Human Development Index (HDI) 2015. Der HDI berücksichtigt neben dem Bruttonationaleinkommen pro Kopf auch die Lebenserwartung bei der Geburt sowie die durchschnittliche und die voraussichtliche Schulbesuchsdauer. 124 Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv
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