Zeitbilder 7, Schülerbuch

Südafrika – formales Ende der Apartheid 1994 brachten in Südafrika die ersten allgemeinen und freien Wahlen dem African National Congress (ANC) 63 Prozent der Stimmen. Sie beendeten die Vorherrschaft der Weißen. Nelson Mandela wurde Staatspräsident. Eine neue Verfassung löste das System der Apartheid ab. Auf Vorschlag von Erzbischof Desmond Tutu wurden zur Aufarbeitung der Verbrechen des Apartheidregimes „Wahrheits- und Versöhnungskommissionen“ eingerichtet. Diese Form der Vergangenheitsbewältigung wurde mittlerweile von zahlreichen afrikanischen Staaten übernommen, um die Gräuel ihrer Bürgerkriege aufzuarbeiten. Der ANC verfügt in Südafrika bis heute (2019) über eine absolute Mehrheit. Nelson Mandela (1918 – 2013). Foto, um 1990. Fragen und Arbeitsaufträge 1. Fasse die hier dargestellten Entwicklungen bei der Erreichung der Unabhängigkeit der afrikanischen Staaten zusammen. Arbeite Unterschiede heraus. 2. Lies Artikel 3 der UN-Resolution von 1960 durch. Überprüfe, inwiefern die als Beispiele genannten Sachverhalte als Vorwand zur Verzögerung der Unabhängigkeit von Kolonien eingesetzt wurden. Nimm Stellung zur Bedeutung, die die UN-Resolution der Unabhängigkeit von Staaten beimisst. 3. Gruppenarbeit: Informiert euch, orientiert am Beispiel der Informationen über Senghor, über Nkrumah, Mandela und Tutu und verfasst entsprechende Kurztexte. Erörtert anhand dieser Beispiele die Bedeutung von Einzelpersönlichkeiten für politische und gesellschaftliche Entwicklungen. 4. Verschaffe dir nähere Informationen über Zusammensetzung und Vorgangsweise der „Wahrheits- und Versöhnungskommissionen“. Nimm Stellung zu dieser Form der Vergangenheitsbewältigung. Beachte mögliche Perspektiven von Täterinnen und Tätern, von Opfern und ihren Angehörigen. Kwame Nkrumah (1909 – 1972). Foto, 1960. Nkrumah vertrat die Idee des Panafrikanismus, die Vorstellung vom politischen Zusammenschluss aller afrikanischen Staaten. Anfang der 1960er Jahre wurde die „Organisation afrikanischer Staaten“ (OAS) gegründet. Aus ihr ging die heutige „Afrikanische Union“ (AU) hervor. Die Bewegung fand immer mehr Rückhalt in der Bevölkerung. Schrittweise wurde durch Verhandlungen mit der britischen Regierung die Unabhängigkeit erreicht. Dieser Erfolg in Ghana löste eine Welle weiterer Unabhängigkeitsbestrebungen aus. Die französischen und britischen Kolonialreiche zerfielen nun rasch. Allein im Jahr 1960 gewannen 17 Staaten Afrikas ihre Unabhängigkeit, sodass dieses Jahr auch als „Jahr Afrikas“ bezeichnet wird. Noch im selben Jahr verabschiedete die UNO die Resolution Nr. 1514, die von 43 afrikanischen und asiatischen Staaten eingebracht worden war, ohne Gegenstimme. Wesentliche Bestimmungen dazu lauten: Q1. Die Unterwerfung von Völkern (…) steht im Widerspruch zur Charta der Vereinten Nationen. 2. Alle Völker haben das Recht auf Selbstbestimmung. 3. Unzulängliche politische, wirtschaftliche, soziale oder bildungsmäßige Vorbereitung darf niemals ein Vorwand für die Verzögerung der Unabhängigkeit sein. 4. Alle bewaffneten Aktionen oder Unterdrückungsmaßnahmen, gleich welcher Art, gegen abhängige Völker sind einzustellen, um diesen die Möglichkeit zu bieten, ihr Recht auf volle Unabhängigkeit friedlich und frei auszuüben. (Zit. nach: Pabst, UN und Entkolonialisierung (I), Vereinte Nationen 5/2015, S. 207–213; hier: S. 211) Die Beseitigung aller kolonialer Abhängigkeiten zog sich aber noch dreißig Jahre hin. Die portugiesische Kolonialmacht verließ Angola und Mosambik erst Mitte der 1970er Jahre. Der von britischen Farmern beherrschte Staat (Süd-)Rhodesien (Simbabwe) erhielt erst 1980 eine schwarze Regierung. Als letzte Kolonie erlangte Namibia 1990 seine Unabhängigkeit. Entkolonialisierung und Nord-Süd-Konflikt 121 Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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