Zeitbilder 7, Schülerbuch

Auf der ostindonesischen Inselgruppe der Molukken herrschte bis 2003 ebenfalls der Ausnahmezustand. Hier brachen danach immer wieder Konflikte zwischen christlichen und muslimischen Gruppen auf. Die Molukken waren, wie auch andere Gebiete Indonesiens, von den Umsiedlungsaktionen während der Diktatur Suhartos besonders betroffen. Als Folge davon sind die christlichen und muslimischen Gruppen hier nunmehr etwa gleich stark vertreten. Bei den Unruhen sind seit dem Beginn des 21. Jh. mehrere Tausend Menschen ums Leben gekommen und Hunderttausende wurden vertrieben. Eine dritte Konfliktregion bilden die beiden ostindonesischen Provinzen Papua und Westpapua. Sie gehören seit dem Abzug der Niederlande im Jahr 1969 zu Indonesien. Die Zentralregierung in Jakarta betrieb auch hier eine gezielte Politik der Zuwanderung von anderen Inseln Indonesiens. Diese Einwandererinnen und Einwanderer machen mittlerweile nahezu die Hälfte der Bevölkerung aus. Sie besetzen einflussreiche Ämter in Verwaltung, Militär und Polizei und sind überwiegend muslimisch. Die bisher mehrheitlich christliche Bevölkerung Papuas gerät zunehmend ins Hintertreffen. Dadurch verstärken sich aber die Spannungen und Konflikte. Sie führen nicht zuletzt dazu, dass Unabhängigkeitsbewegungen entstehen, die einen eigenen Staat unabhängig von Indonesien anstreben. Ost-Timor/Timor-Leste – ein neuer Staat Mitte der 1970er Jahre sollte der Ostteil der Insel Timor, wie die anderen Kolonien Portugals auch, seine Unabhängigkeit erhalten. Er wurde jedoch 1975 – mit Duldung der USA und Australiens – von Indonesien militärisch besetzt und 1976 als 27. Provinz zum offiziellen Staatsgebiet Indonesiens erklärt. In den folgenden Jahren regierte in Ost-Timor faktisch das Militär, das alle Unabhängigkeitsbestrebungen brutal unterdrückte. Ca. 150 000 bis 200 000 der 800 000 Bewohnerinnen und Bewohner Ost-Timors wurden dabei umgebracht oder starben an den Folgen des sozialen Elends. Erst in den 1990er Jahren reagierte die Weltöffentlichkeit. Der immer stärker werdende internationale Druck – 1996 erhielten zudem der Unabhängigkeitskämpfer Ramos Horta und Bischof Ximenes Belo als Sprecher der Bevölkerung Ost-Timors den Friedensnobelpreis – und die Vermittlung der UNO bewirkten, dass im August 2000 ein Referendum abgehalten wurde. Diese Abstimmung brachte eine klare Mehrheit für die Unabhängigkeit Ost-Timors. Sie wurde 2002 vollzogen. Ein Friedenskontingent der UNO hielt die öffentliche Sicherheit aufrecht. Erst 2012 verließen die 1200 UN-Polizisten und UN-Soldaten endgültig das Land. Drei Themen beherrschen u. a. die Lage des jungen Staates Timor-Leste in der Gegenwart: ––Erstens geht es um die Festlegung der Seegrenze zu Australien. Diese Grenze ist wegen der Erdöl- und Erdgasvorkommen in der Timorsee heftig umstritten. ––Zweitens werden die hohen Einkommen aus den Erdöl- und Erdgasvorkommen sowie aus dem Kaffeeexport in den Ausbau von Straßen, Hafenanlagen, Flugplätzen und Tourismuseinrichtungen investiert, aber kaum in die Bekämpfung der drückenden Armut und den Aufbau eines Gesundheitswesens. –– Drittens sind viele Eigentumsverhältnisse rechtlich ungeklärt. Der Staat beansprucht jenes Land, das früher von den Portugiesen und Indonesiern kontrolliert wurde. Dieses wird aber von der einheimischen (klein-) bäuerlichen Bevölkerung vorwiegend mit Kaffeeanbau bewirtschaftet und als ihr Eigentum angesehen. Fragen und Arbeitsaufträge 1. Fasse die politische und wirtschaftliche Entwicklung Indonesiens zusammen. 2. Erläutere, mit welchen Schwierigkeiten die junge Demokratie konfrontiert wurde. 3. Informiere dich über die derzeitige Lage der regionalen Konflikte in Indonesien und berichte darüber in der Klasse. Ziehe dazu auch die Karte heran und identifiziere dort die entsprechenden Konfliktregionen. 4. Analysiere die Gründe für die Entstehung des neuen Staates Timor-Leste. Jakarta Palembang Medan Bandung 0 500 km Semarang Surabaya Makassar Banda Aceh Provinz Aceh Borneo Sulawesi Neuguinea Sumatra Äquator Java INDISCHER OZEAN PAZIFISCHER OZEAN MALAYSIA PHILIPPINEN WEST-PAPUA MALAYSIA SINGAPUR TIMOR-LESTE BRUNEI PAPUANEUGUINEA I N D O N E S I E N MOL U K K E N Provinz Papua Provinz West-Papua Bali Konfliktregionen im indonesischen Archipel. Entkolonialisierung und Nord-Süd-Konflikt 119 Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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