Zeitbilder 7, Schülerbuch

erliche Familien frei produzieren und ihre Produkte auch frei auf dem Markt verkaufen. Die Preise wurden nicht mehr länger vom Staat vorgeschrieben. Darüber hinaus konnten Grund und Boden gekauft und verkauft werden. Ebenso wurden ausländische Investitionen und Firmengründungen gefördert. Dieses Wirtschaftsprogramm (Doi Moi) führte schließlich dazu, dass die Erträge der Landwirtschaft und die Produktivität der Industrie deutlich anstiegen. Die Wachstumsraten lagen nahe bei 10 Prozent. Neue soziale Gegensätze Trotz der sichtbaren wirtschaftlichen Erfolge nahmen die Unterschiede zwischen Reich und Arm in der Bevölkerung zu. Von den Menschen, die ihren Grund und Boden an ausländische Firmen, Hotelketten oder auch an Bodenspekulanten verkauften, konnten viele ihr rasch gewonnenes Vermögen nicht langfristig nutzen. Sie verbrauchten ihr Geld, verarmten und leben jetzt in den großen Städten sozial an den Rand gedrängt. Eine Rückkehr in ihr Dorf ist nicht mehr möglich, da sie dort über keine Existenzgrundlage mehr verfügen. Viele Menschen können mit den neuen Anforderungen nicht mithalten und steigen sozial ab. Jene Menschen aber, die sich in dieser neuen wirtschaftlichen Aufbruchstimmung zurechtfinden, haben Perspektiven. Sie können ihren Lebensstandard verbessern und für die Zukunft planen. Sie finden sich auch mit dem politischen System ab. Dieses sieht nach wie vor ein Monopol der Kommunistischen Partei vor. Fragen und Arbeitsaufträge 1. Beschreibe die beiden Fotos von 1972. Welche Personen sind im Vordergrund und welche im mittleren Bildbereich zu erkennen? Was ist im Hintergrund wahrnehmbar? Beschreibe genau den Gesichtsausdruck der flüchtenden Kinder in Bild 1 und Bild 2. Interpretiere, was das unbekleidete Mädchen symbolhaft ausdrückt. Diskutiert, warum Bild 1 zum „Antikriegsbild“ schlechthin wurde und nicht Bild 2 gewählt wurde. Diskutiert auch, welche Wirkung jedes der beiden Fotos auf euch persönlich ausübt. 2. D ie beiden Fotos stammen von zwei verschiedenen Fotografen und liegen bloß wenige Sekunden auseinander. Beide „frieren“ unterschiedliche Momente des historischen Geschehens ein. Nimm Stellung dazu, wie aus solchen „kleinen“ Unterschieden Geschichte unterschiedlich konstruiert werden kann und wie sich dementsprechend historisches Geschehen letztendlich darstellt. 3. Begründe, warum die Thematik „Vietnamkrieg“ noch heute in unserer Gesellschaft für Aufmerksamkeit sorgt. Konflikte mit den Nachbarn Kambodscha versuchte, dem vom Krieg geschwächten Land Grenzgebiete zu entreißen, die im 17. Jh. an Vietnam verloren gegangen waren. Die Volksrepublik China unterstützte diese Aggression. Nachdem Vietnam 1978 mit der UdSSR einen Verteidigungsvertrag unterzeichnet hatte, marschierten vietnamesische Truppen in Kambodscha ein. Dort wurden sie vielfach als Befreier von dem Terror-Regime Pol Pots und seiner Roten Khmer begrüßt. Dieses Regime hatte während seiner Schreckensherrschaft mindestens zwei Mio. Kambodschanerinnen und Kambodschaner umgebracht. Das führte zur Bezeichnung „killing fields“ für Kambodscha. Die Weltöffentlichkeit schwieg damals zu diesen Grausamkeiten. Nach einem durch die UNO vermittelten Waffenstillstand zog sich Vietnam 1989 aus Kambodscha zurück. China wollte eine Vormachtstellung Vietnams in Südostasien allerdings verhindern. Daher fielen chinesische Truppen 1979 im Norden Vietnams ein. Sie mussten sich aber nach heftiger Gegenwehr wieder zurückziehen. Das Verhältnis Vietnams zu China ist bis in die Gegenwart nicht frei von Spannungen. U.a. werden jährlich tausende Vietnamesinnen nach China gebracht, um dort den aufgrund der „Ein-Kind-Politik“ entstandenen Frauenmangel auszugleichen. Allmähliche Verbesserung der Wirtschaft Der langjährige Krieg in Kambodscha und die dauernden Spannungen mit China belasteten die schwierige wirtschaftliche Lage Vietnams zusätzlich. Die Inflationsrate betrug 400 bis 600 Prozent. Die landwirtschaftliche Produktion ging nach einem kurzen Aufschwung wieder zurück. Um die Wirtschaft zu fördern, wurden ab 1986 die zentrale Planung reduziert und schrittweise privatwirtschaftliche Initiativen und Marktwirtschaft zugelassen. Ab 1988 durften bäu- Le Phuc Dinh, Vietnamesische Kinder auf der Flucht nach einem Napalm-Angriff. Foto, 8. 6. 1972. Wenige Sekunden später als Nick Ut fotografierte der NBC-Kameramann Le Phuc Dinh die gleiche Szene. Kim Phuc hat sich bereits etwas beruhigt. Auf diesem Foto sind auch die Reporter zu sehen, die die Ereignisse beobachteten und fotografierten. Entkolonialisierung und Nord-Süd-Konflikt 117 Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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