innere Geschlossenheit ihres Blocks notfalls zu erzwingen. (…) Besonders anschaulich zeigte sich die Totalität des Konflikts dort, wo er vermeintlich unpolitische Bereiche berührte: in der Kulturpolitik, in Musik, Film und Literatur. (…) Die westliche Popmusik erwies sich über den gesamten Zeitraum des Konflikts als starkes Geschütz: Kaum ein anderer Kulturexport trug so effektiv zur „Amerikanisierung“ des Ostblocks bei. (Stöver, Ein totaler Krieg. In: ZEITGeschichte 3/12. Der Kalte Krieg. Weltpolitik im Schatten der Bombe, S. 16) Der Journalist Alexander Cammann über einen oft übersehenen Aspekt des Kalten Krieges: Der Kalte Krieg (…) war vor allem ein Kampf der Ideen. Die Demokratien des Westens und die Diktaturen des Ostens standen für unterschiedliche Wertvorstellungen, die miteinander konkurrierten. Das bedeutete auch qualitativ einen grundsätzlich anderen Konflikt als den üblichen zwischen Großmächten und Machtblöcken um Vorherrschaft, den wir aus dem 19. Jahrhundert kennen. Das Zeitalter der Ideologien kannte im Grunde keinen wirklichen Kompromiss und Interessensausgleich zwischen den Imperien, weil es am Ende immer um letzte Dinge ging. (Cammann, Kampf der Ideen. In: ZEITGeschichte 3/12. Der Kalte Krieg. Weltpolitik im Schatten der Bombe, S. 66) Fragen und Arbeitsaufträge 1. Der Historiker Stöver (M6) und der Journalist Cammann (M7) charakterisieren den Kalten Krieg. Arbeite anhand dieser beiden Materialien heraus, worin nach Ansicht der Autoren charakteristische Merkmale des Kalten Krieges zu finden sind. Halte diese fest. 2. Analysiere die Quellenstellen M2 und M3. Arbeite dabei die Perspektiven, Interessen und die politischen Wert- und Grundhaltungen der USA und der UdSSR heraus. 3. Beschreibe und analysiere die Karikatur M1 daraufhin, wie die beiden Hauptakteure dargestellt werden. 4. Analysiere die Benennungen der Zielbestimmungen der beiden „rivalisierenden Transportbusse“ (M1). Charakterisiere die Personen, die sich noch außerhalb der Busse befinden. Charakterisiere die Situation jener Länder, welche durch die einzelnen Personen zum Ausdruck gebracht wird. 5. Analysiere die beiden Literaturstellen M4 und M5 daraufhin, wie die Historiker Nonn, Wolfrum und Arendes die Entstehung des Kalten Krieges rekonstruieren. Arbeite dabei jeweils ihre Gewichtungen der Perspektiven, der Interessen sowie der Wert- und Grundhaltungen der beiden Supermächte heraus. Vergleiche die Darstellungen der Autoren. Ziehe dazu auch dein Wissen aus der Bearbeitung dieses Abschnittes heran. M7 die Sowjetunion lediglich den kommunistischen Machtbereich in Osteuropa gegen die westeuropäischen Demokratien und vor allem gegen die USA verteidigt. Eine dritte Interpretation weist dagegen die Verantwortung für die Ausweitung der ideologischen Differenzen zwischen Ost und West zum Kalten Krieg beiden Seiten gleichermaßen zu. Erst die wechselseitige Wahrnehmung als aggressiv habe den weltanschaulichen Gegensatz zwischen Demokratie und Kommunismus zur Konfrontation eskalieren lassen. (Nonn, Das 19. und 20. Jahrhundert. Orientierung Geschichte, 2007, S. 181 – 183) Die Historiker Edgar Wolfrum und Cord Arendes über die Entstehung des Kalten Krieges: Über die Frage, wo die Ursprünge des Kalten Krieges zu suchen sind, lässt sich auch heute noch trefflich streiten. Die traditionelle Auffassung des Westens, dass er durch das aggressive Expansionsstreben der Sowjetunion verschuldet sei, ist seit den 1960er Jahren immer wieder in Zweifel gezogen worden. Nicht wenige westliche Experten betonten, dass die Sowjetunion viel zu geschwächt aus dem Weltkrieg herausgekommen sei, um nach der Weltherrschaft greifen zu können; vielmehr habe die amerikanische Politik den Kalten Krieg ausgelöst. Aber wann schon in der Geschichte lässt sich so eindeutig urteilen? Beide Supermächte, aber auch die europäischen Länder, hatten Anteil am Scheitern einer kooperativen Nachkriegsordnung. Es gab eine Fülle von Weichenstellungen, der Kalte Krieg war keineswegs unvermeidlich. Das lag an dem missionarischen Anspruch der beiden Hauptsieger des Zweiten Weltkriegs und auch daran, dass Fremdheit und die Neigung zu ideologischer Verallgemeinerung eine Verständigung, die sicherlich kompliziert gewesen wäre, erschwerten. Europa und die Welt in gegensätzliche Einflusssphären aufzuspalten – das war die „bequemere“ Lösung. (Wolfrum/Arendes, Globale Geschichte des 20. Jahrhunderts, 2007, S. 114) Der Historiker Bernd Stöver charakterisiert den Kalten Krieg als „totalen“ Krieg: Total war der Kalte Krieg (…) insofern, als er fast sämtliche Lebensbereiche okkupierte. Er war eine umfassende politisch-ideologische, ökonomische, technologisch-wissenschaftliche und kulturell-soziale Auseinandersetzung, die bis tief in den Alltag der Menschen hineinwirkte. Nur eine Einschränkung galt: Er wurde nicht mit allen militärischen Mitteln geführt. Man bereitete sich aber unentwegt auf diesen Ernstfall, auf den Atomkrieg, vor. Beide Seiten suchten zu diesem Zweck nach Bündnispartnern, reklamierten Territorien, intensivierten die (Waffen-)Forschung, erhöhten die Rüstungsproduktion und versuchten, die M5 M6 103 Das bipolare Weltsystem und sein Zusammenbruch Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv
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