Zeitbilder 7/8, Schülerbuch

Trotz dieser Entspannung blieb das Misstrauen zwischen den Blöcken bestehen. Vor allem die Regierungen Europas suchten unter Einbeziehung der beiden Weltmächte, der USA und der UdSSR, zu einer Regelung zu gelangen, die ein freieres Zusammenleben in Sicherheit wenigstens in Europa gewährleisten sollte. Dazu kamen 1973 in Helsinki die Vertreter von 35 Staaten zur „Konferenz über Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa“(KSZE) zusammen: die NATO-Staaten, einschließlich USA und Kanada, die Mitgliedstaaten des Warschauer Paktes sowie die neutralen Staaten und das blockfreie Jugoslawien. Die Konferenz endete 1975 mit der „Schlussakte von Helsinki“. Souveräne Gleichheit, Verzicht auf die Androhung oder Anwendung von Gewalt, die Unverletzlichkeit der Grenzen und die territoriale Integrität der Staaten bildeten ebenso ihren Inhalt wie die friedliche Regelung von Streitfällen, die Nichteinmischung in innere Angelegenheiten sowie die Achtung der Menschenrechte und Grundfreiheiten. Die militärische Intervention der Sowjetunion in Afghanistan im Jahr 1979 und die Stationierung neuer US-amerikanischer Raketen in der Bundesrepublik Deutschland aufgrund eines NATO-Beschlusses im Jahr 1979 verschärften noch einmal die Lage im Kalten Krieg. Schließlich trafen sich die Staats- und Regierungschefs aus 34 Ländern in Paris zu einer KSZE-Gipfelkonferenz. Dieses Treffen endete am 21. November 1990 mit der Unterzeichnung der „Charta für ein neues Europa“, in der das Ende des Kalten Krieges besiegelt wurde. Der deutsche Historiker Wilfried Loth benennt eine zentrale Voraussetzung für die Charta von Paris: L Entscheidend war sodann und vor allem, dass Michail Gorbatschow und die Reformer, für die er steht, den Schritt aus der Festung des Kalten Krieges heraus tatsächlich gewagt haben (…). Dieser Schritt folgte gewiss aus der Einsicht in die desolate Lage des Sowjetimperiums; er wurde mit dem Mut der Verzweiflung unternommen. Es ist darum ganz irreführend, zu behaupten, der Westen habe im Kalten Krieg gesiegt. Nicht der Westen hat gesiegt, sondern die westlichen Prinzipien sind im sowjetischen Machtbereich zum Programm geworden. Das ist etwas ganz anderes (...). (Loth, Was war der Kalte Krieg?, 1991, S. 12) Fragen und Arbeitsaufträge 1. Schildere die Hintergründe für die Bildung der beiden Militärblöcke NATO und Warschauer Pakt. Vergleiche und beurteile dabei besonders die Rolle der beiden deutschen Staaten. Beziehe auch das dargestellte Plakat mit ein. Beschreibe dieses und arbeite Elemente der Propaganda heraus. 2. Analysiere die Bedeutung der KSZE hinsichtlich ihrer politischen Bedeutsamkeit für das Ende des Kalten Krieges. Interpretiere und beurteile das Ende des Kalten Krieges auch unter Einbeziehung der Textquelle von Loth. 3 Vergleiche die Beurteilungen von Chruschtschow und Kennedy. QWenn wir davon sprechen, dass im Wettbewerb der zwei Systeme – des kapitalistischen und des sozialistischen – das sozialistische System siegen wird, so bedeutet das keineswegs, dass der Sieg durch die bewaffnete Einmischung der sozialistischen Länder in die inneren Angelegenheiten der kapitalistischen Länder erreicht wird. Unsere Zuversicht in den Sieg des Kommunismus gründet sich darauf, dass die sozialistische Produktionsweise gegenüber der kapitalistischen entscheidende Vorzüge besitzt. (…) Wir glauben daran, dass alle werktätigen Menschen der Welt, wenn sie sich davon überzeugt haben, welche Vorteile der Kommunismus mit sich bringt, früher oder später den Weg des Kampfes für den Aufbau der sozialistischen Gesellschaft beschreiten werden. Wir bauen in unserem Land den Kommunismus auf und wenden uns entschieden gegen die Entfesselung eines Krieges. (Zit. nach: Tenbrock u. a. (Hg.), Zeiten und Menschen, 1970, S. 315 f.) Auch in den USA sah man die Gefahr eines möglichen weltweiten Krieges zwischen den Blöcken. So sagte US-Präsident John F. Kennedy 1963: QWir sollten unsere Haltung gegenüber der Sowjetunion überprüfen (...). Wir sind in einem gefährlichen Teufelskreis gefangen, in dem Misstrauen auf der einen Seite Misstrauen auf der anderen Seite hervorruft und neue Waffen Gegenwaffen erzeugen. Kurz, sowohl die Vereinigten Staaten und ihre Verbündeten als auch die Sowjetunion und ihre Verbündeten haben gleichermaßen ein starkes Interesse an einem gerechten und echten Frieden und an einer Beendigung des Rüstungswettlaufs (...). Deshalb sollten wir (...) unsere Aufmerksamkeit auf die gemeinsamen Interessen lenken und auf die Mittel, mit denen Meinungsverschiedenheiten überwunden werden können (...). (Zit. nach: Schmid (Hg.), Fragen an die Geschichte, Bd. 4, 1988, S. 94) „Einverstanden, Herr Präsident, wir wollen verhandeln“, Karikatur aus der britischen Zeitung „Daily Mail“ vom 20. 10. 1962. Die Karikatur zeigt die Präsidenten Chruschtschow und Kennedy. Beschreibe, wie die Situation Chruschtschows und Kennedys in der Karikatur dargestellt wird. Das bipolare Weltsystem und sein Zusammenbruch 91 Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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