Zeitbilder 7/8, Schülerbuch

KZ Mauthausen (Oberösterreich), nach der Befreiung durch amerikanische Soldaten. Foto, 1945. … „Mauthausenlüge“ Im Jahr 1987 wurde in einer österreichischen neonazistischen Zeitschrift ein angebliches „Dokument“ eines „Militärpolizeilichen Dienstes“ aus dem Jahr 1948 veröffentlicht. Darin wird behauptet: QDie Alliierten Untersuchungskommissionen haben bisher festgestellt, dass in folgenden Konzentrationslagern keine Menschen mit Giftgas getötet wurden: Bergen-Belsen, Buchenwald, Dachau (…), Mauthausen und Nebenlager (…). (Zit. nach: Bailer-Galanda, Das Lachout-„Dokument“. In: Bailer-Galanda/Lasek (Hg.), Amoklauf gegen die Wirklichkeit, 1992, S. 76) Österreichische Zeithistorikerinnen und Zeithistoriker wiesen eindeutig nach, dass dieses vom Wiener Emil Lachout vorgelegte „Dokument“ ein plumper Fälschungsversuch war. Sein Ziel war offensichtlich: nämlich die Leugnung der NS-Verbrechen. Dieses „Dokument“ gegen die „Mauthausenlüge“ wurde dennoch in verschiedenen rechtsextremen Zeitschriften und Flugblättern weiterhin für neonazistische Propaganda verwendet: QDie Mauthausenlüge hatte den Zweck, den Anschluss vom 13. März 1938 zu kriminalisieren. Jenen Tag, da die Liebe über die Zwietracht siegte! Da der uralte Traum aller politischen Lager Österreichs in Erfüllung ging. Nämlich die Heimkehr ins Reich (…). Wir dürfen es nicht zulassen, dass die Erinnerung an diesen Tag mit der Mauthausenlüge beschmutzt wird. (Zit. nach: Wodak/de Cillia, Sprache und Antisemitismus, 1988, S. 18) Fragen und Arbeitsaufträge 1. Beschreibe den rassischen Antisemitismus der Nationalsozialisten und seine Ausformungen von Diskriminierung bis zur systematischen Vernichtung der jüdischen Bevölkerung in Europa. Vergleiche damit den religiös motivierten Antisemitismus. Beziehe die Quellen auf S. 72 f. ein. 2. Stelle mit Hilfe ausgewählter Interviews auf: https://www. youtube.com/user/yadvashemgerman die Lebensbedingungen in Auschwitz-Birkenau dar. 3. Erkläre die Begriffe „Auschwitzlüge“, „Mauthausenlüge“, „Revisionismus“. Diese Volksgruppen sind schon seit dem Mittelalter aus Indien abgewandert. In Österreich, wo sich Roma bereits seit dem 14. Jh. urkundlich nachweisen lassen, gab es vor 1938 drei Gruppen: die Burgenland-Roma, die schon im 18. Jh. unter Maria Theresia zur Sesshaftigkeit gezwungen wurden; die Lovara, die im 19. Jh. aus Ungarn und der Slowakei zugezogen sind; und die Sinti, die vor dem Ersten Weltkrieg aus dem Deutschen Reich zugezogen sind. Als so genannte „Zigeuner“ waren sie jahrhundertelang der Diskriminierung und Verfolgung ausgesetzt. Immer wieder wurden sie beschuldigt, nicht erziehbar, arbeitsscheu und asozial zu sein; auch ihre zum Teil nomadisierende Lebensweise wurde ihnen zum Vorwurf gemacht. Der Verfolgung durch die Nationalsozialisten fielen etwa eine halbe Million Roma und Sinti in eigens errichteten „Zigeunerlagern“, in Ghettos und in den Vernichtungslagern zum Opfer. Von den etwa 11 000 österreichischen Roma und Sinti überlebte nur knapp ein Drittel. Erst nach 1980 wurden für Roma und Sinti Gedenkstätten errichtet. Die Vorurteile und Ablehnung diesen Volksgruppen gegenüber blieben nämlich aufrecht. Sie wurden lange Zeit nicht einmal als Opfergruppe anerkannt und erhielten daher auch keine finanzielle „Wiedergutmachung“ für ihr erlittenes Leid. „Auschwitzlüge“ und … Die Ermordung von Millionen Jüdinnen und Juden in den Gaskammern der Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau, Treblinka, Sobibor u. a. erscheint unfassbar und unvorstellbar. Es ist jedoch eine durch viele Quellen bezeugte Wahrheit. Etwa seit 1970 gibt es eine Gruppe angeblicher Historiker (so genannte „Revisionisten“), die diese Tatsachen verharmlosen, beschönigen oder überhaupt leugnen. Dieser „Revisionismus“ ist international – französische, britische, amerikanische Autoren zählen ebenso dazu wie deutsche und österreichische. So erklärte der Franzose Robert Faurisson: QEs hat nie Vernichtungs-Gaskammern bei den Deutschen gegeben, weder in Auschwitz noch in irgendeinem anderen Lager (…). Der Historiker Henri Amouroux hat wiederholt gesagt, dass bezüglich der Geschichte des Zweiten Weltkrieges Lügen, viele Lügen verbreitet wurden. Ich kann ihm darin nur zustimmen. Die Legende der Gaskammern ist eine schlechte Lüge. (Zit. nach: Honsik, Freispruch für Hitler?, 1988, S. 43 ff.) Eine andere Gruppe von Verteidigern des Nationalsozialismus behauptet bis heute, die Gaskammern und Krematorien seien erst nachträglich von der Sowjetunion erbaut worden. Schon die SS-Männer hatten versucht, die Spuren ihrer ungeheuren Verbrechen zu verwischen – allerdings erfolglos: Von ehemaligen Häftlingen konnten nämlich eindeutige Dokumente gerettet werden (u.a. exakte Pläne der Vernichtungsanlagen). Dazu kamen viele mündliche Berichte von Überlebenden. Nationalsozialismus und Zweiter Weltkrieg 73 Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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