Filmplakat, „Napola – Elite für den Führer“. BRD 2004, Regie: Dennis Gansel, Film mit: Max Riemelt, Tom Schilling, Michael Schenk, Justus von Dohnányi und anderen. Ein Dutzend ehemalige „Napola“-Schüler hatte den Drehbuchautor und Regisseur beraten. Sie waren mit seiner filmischen Darstellung des Themas einverstanden. Der ehemalige „Napola“-Zögling Hans Müncheberg aber, ursprünglich auch als historischer Berater für den Film vorgesehen, hatte mehrere Einwände. Er regte Änderungen an und empfahl schließlich, den Film nicht in der NS-Zeit spielen zu lassen, sondern in eine frei erfundene Eliteschule zu einem unbestimmten Zeitpunkt zu verlegen: QDie Geschichte der Geschichte Unvereinbar mit den damaligen Gegebenheiten waren der Weg eines 14-jährigen Volksschülers aus Berlin auf eine entlegene N.P.E.A., das Ausklammern der Kriegslage 1942/1943, die einseitige Betonung eines den Gegner „vernichtenden“ Boxens und mehrere überspitzte Handlungsstränge. So gab es einen Jungmann, der auf der Napola offenbar über Jahre hinweg Bettnässer war, was tatsächlich nicht geduldet worden wäre: Statt permanent gegängelt zu werden, wäre der Jungmann der Schule verwiesen worden. Erste Wurfübungen wurden hier sofort mit scharfen Handgranaten gemacht, Kinder bewaffnet bei der Jagd auf entflohene Kriegsgefangene eingesetzt. Im Winter sollten die Zöglinge unter der Eisdecke eines Sees schwimmen. (…) Spielfilme, die sich auf historische Zeitabschnitte, Personen oder Ereignisse beziehen, versuchen mit spezifischen Mitteln und Formen, die Vergangenheit darzustellen. Diese Filme zählen zu den so genannten „geschichtskulturellen Produkten“. Da sie unsere Geschichtsbilder mit prägen, ist es wichtig, die jeweils vermittelten Geschichtsbilder zu hinterfragen und zu dekonstruieren. Dazu müssen z. B. der Entstehungskontext, der Aufbau und die Perspektivität des Films, seine Absichten und mögliche im Film transportierte Bewertungen untersucht werden. Mit Hilfe dieser Analysen können auch Ideologien, die in Spielfilmen thematisiert werden, dekonstruiert werden. „Napolas“: NS-Erziehungsanstalten Die „Nationalpolitischen Erziehungsanstalten“ (NPEA – umgangssprachlich „Napolas“ genannt) waren wichtige Bildungseinrichtungen für Burschen im nationalsozialistischen Deutschen Reich. Zwischen 1933 und 1944 wurden 35 NPEA gegründet. Sie wurden von bis zu 10 000 Schülern besucht. Auswahlkriterien waren neben dem Leistungsvermögen auch „rassische“ und ideologische Gesichtspunkte: Jeder Schüler musste einen „Ariernachweis“ vorlegen. Ebenso waren Aktivitäten bei der Hitlerjugend notwendig. Söhne von Parteigenossen wurden bevorzugt aufgenommen. „Napolas“ waren besonders gut ausgestattet. Inhaltliche Schwerpunkte waren Sport, militärischer Drill und die Vermittlung der NS-Ideologie. Die Absolventen der „Napolas“ sollten zu „führertreuem“ Nachwuchs für Militär und Verwaltung herangebildet werden. Nach dem „Endsieg“ sollten sie die Elite des neuen „Großdeutschen Reiches“ bilden. Kurz vor Ende des Krieges wurden ganze Jahrgänge dieser Jugendlichen als „Volkssturm“ in den Krieg geschickt. Manchen Überlebenden gelang es, in der späteren BRD Karriere zu machen. „Napola – Elite für den Führer“ 2004 wurde der deutsche Spielfilm „Napola – Elite für den Führer“ gedreht. Die Handlung ist erfunden. Der Regisseur Dennis Gansel hat jedoch im Drehbuch auch Erfahrungen seines Großvaters, der eine NS-Eliteschule besucht hatte, verarbeitet. Im Mittelpunkt der Handlung steht der aus dem Arbeitermilieu stammende Jugendliche Friedrich Weimer. Wegen seines Boxtalentes wird er 1942 in die (fiktive) „Napola Allenstein“ aufgenommen. Zunächst ist er fasziniert von den Möglichkeiten, die sich ihm dadurch eröffnen. Durch verschiedene verstörende Vorfälle entstehen in ihm jedoch Zweifel an den Methoden und Werten der „Napola“-Ausbildung. Schlussendlich verlässt er die Schule. Die Rezeption von „Napola – Elite für den Führer“ Der Spielfilm „Napola – Elite für den Führer“ wurde vom Kinopublikum überwiegend positiv aufgenommen, bei Filmkritikern und bei Historikern stieß er sowohl auf Zustimmung als auch auf Ablehnung. 5. NS-Ideologie im Spielfilm: „Napola – Elite für den Führer“ 62 Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv
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