Zeitbilder 7/8, Schülerbuch

QMit Stolz sehen wir: Einer bleibt von aller Kritik ausgeschlossen, das ist der Führer. Das kommt daher, dass jeder fühlt und weiß: Er hatte immer Recht, und er wird immer Recht haben. In der kritiklosen Treue, in der Hingabe an den Führer, die nach dem Warum im Einzelfall nicht fragt, in der stillschweigenden Ausführung seiner Befehle liegt unser aller Nationalsozialismus verankert. (Heß; zit. nach: Dokumente der deutschen Politik, Bd. 2, 1938, S. 18) Analysiere diese Aussage: Mit welchen Argumenten wird der (absolute) Verzicht auf Kritik am „Führer“ gefordert? Erläutere, welche Folgen die Anwendung des Führerprinzips in verschiedenen Lebensbereichen hätte. Mit Propaganda „dem Volk die Lehre aufzwingen“ Für dieses Ziel setzten die Nationalsozialisten wie nie zuvor in der Politik die Propaganda ein. Hitler beschrieb in „Mein Kampf“, wie sie funktionieren sollte: QJede Propaganda hat volkstümlich zu sein und ihr geistiges Niveau einzustellen nach der Aufnahmefähigkeit des Beschränktesten unter denen, an die sie sich zu richten gedenkt. Damit wird ihre rein geistige Höhe umso tiefer zu stellen sein, je größer die zu erfassende Masse der Menschen sein soll (…). Gerade darin liegt die Kunst der Propaganda, dass sie (…) den Weg zu Aufmerksamkeit und weiter zum Herzen der breiten Masse findet (…). Die Aufnahmefähigkeit der großen Masse ist nur sehr beschränkt, das Verständnis klein, dafür jedoch die Vergesslichkeit groß. (Hitler, Mein Kampf, 1939, S. 197 f.) Der Rundfunk wurde zum wichtigsten Propaganda-Instrument der Nationalsozialisten. Schon 1933 ließen sie ein einfaches Radiogerät herstellen. Noch im selben Jahr besaßen bereits 25 Prozent aller Haushalte einen solchen billigen „Volksempfänger“, 1939 schon 70 Prozent. Zwar gab es 1933 noch 3400 Tageszeitungen, doch mit der Machtübernahme wurde vielen kritischen Journalistinnen und Journalisten die Berufsausübung verboten. Vor Kriegsbeginn 1939 gehörten schon mehr als 13 von 20 Millionen täglicher Zeitungsexemplare zur NS-Presse. Fragen und Arbeitsaufträge 1. Analysiere die wesentlichen Merkmale der nationalsozialistischen Weltanschauung mit Hilfe der Quellen. 2. Nimm zu Hitlers Vorstellung von einer wirksamen Propaganda Stellung. Arbeiterinnen und Arbeiter das „Recht auf vollen Arbeitsertrag“ beanspruchten. QJeder Arbeiter, jeder Bauer, jeder Erfinder, Beamte usw., der schafft, ohne selber je zu Glück und Wohlstand gelangen zu können, ist ein Träger dieser hohen Idee, auch wenn der tiefere Sinn seines Handelns ihm immer verborgen bliebe (…). (Hitler, Mein Kampf, 1939, S. 327) Wer in dieser „Volksgemeinschaft“ die erwünschte Leistung nicht erbringen konnte, gehörte zu den Feinden. Dazu zählten z. B. alle Menschen mit Behinderung, die nach Ansicht der Nationalsozialisten ein „lebensunwertes Leben“ führten. Diese unmenschliche Haltung zeigte sich in Gesetzen zur Zwangssterilisierung (ab 1933) und zum Eheverbot für geistig Behinderte (ab 1935) und gipfelte in der planmäßigen Vernichtung von etwa 70 000 Menschen mit Behinderung in den Jahren 1940/41. Als „Volksschädlinge“ galten auch all jene Menschen, die gegen diese nationalsozialistische Politik auftraten (gegnerische Politiker, Intellektuelle, Kunstschaffende), sowie jene, die von den Nationalsozialisten für die politische und wirtschaftliche Krise dieser Zeit verantwortlich gemacht wurden (z.B. die Jüdinnen und Juden). Führerprinzip statt Parteien und Parlament Entsprechend der faschistischen Idee übernahm Hitler auch für die „Nationalsozialistische Bewegung“ das Führerprinzip und für sich den absoluten Führungsanspruch. Auf den Staat sollte es sich so auswirken: QDie Bewegung vertritt im Kleinsten wie im Größten den Grundsatz der unbedingten Führerautorität, gepaart mit höchster Verantwortung (…). Der erste Vorsitzende einer Ortsgruppe wird durch den nächsthöheren Führer eingesetzt (…). Immer wird der Führer von oben eingesetzt und gleichzeitig mit unbeschränkter Vollmacht und Autorität bekleidet (…). Es ist eine der obersten Aufgaben der Bewegung, dieses Prinzip zum bestimmenden nicht nur innerhalb ihrer eigenen Reihen, sondern auch für den gesamten Staat zu machen (…). Damit ist die Bewegung aber antiparlamentarisch und selbst ihre Beteiligung an einer parlamentarischen Institution kann nur den Sinn (…) zu deren Zertrümmerung besitzen. (Hitler, Mein Kampf, 1939, S. 378 f.) Bewerte die Aussagen Hitlers zum Führerprinzip. Dieses Führerprinzip wollte Hitler auch in den Unternehmen einführen. Das unterstützten jene Vertreter der (Groß-)Industrie, welche die gesetzlichen Mitbestimmungsrechte der Gewerkschaften in den Betrieben ablehnten. Die Auswirkungen dieses Führerprinzips erklärte Rudolf Heß, Hitlers Stellvertreter, 1934 in einer Rundfunkansprache: Nationalsozialismus und Zweiter Weltkrieg 57 Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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