Zeitbilder 7/8, Schülerbuch

Diese Verhandlungen führten schließlich zum „Juliabkommen“ mit dem Deutschen Reich (1936). Darin anerkannte Hitler die Unabhängigkeit Österreichs, das dafür die deutsche Außenpolitik unterstützen sollte. In einem geheimen Zusatzabkommen musste Österreich einer Amnestie für verhaftete Nationalsozialisten zustimmen. Darüber hinaus musste es auch Vertrauensleute der NSDAP in die Regierung aufnehmen. Das Ende Österreichs Hitler war fest entschlossen, Österreich an das Deutsche Reich anzuschließen. Im Februar 1938 befahl er Schuschnigg zu einer Unterredung nach Berchtesgaden. Als Ergebnis musste der österreichische Bundeskanzler den Nationalsozialisten Arthur Seyß-Inquart zum „Sicherheitsminister“ ernennen. Schuschnigg wollte dem weiteren nationalsozialistischen Druck durch eine Volksbefragung am 13. März 1938 begegnen. Dabei sollte sich die österreichische Bevölkerung für oder gegen ein freies und unabhängiges Österreich entscheiden. Unter militärischen Drohungen forderte Hitler jedoch die Absetzung der Volksbefragung, den Rücktritt Schuschniggs und die Ernennung Seyß-Inquarts zum Bundeskanzler. Da Schuschnigg weder bei den Westmächten noch bei den Nachbarn Hilfe fand, trat er am 11. März 1938 zurück. Nun ernannte Bundespräsident Miklas Seyß-Inquart zum Bundeskanzler. Trotzdem begann in der Nacht zum 12. März 1938 der Einmarsch deutscher Truppen. Ein Vorauskommando sicherte für die deutsche Reichsbank über 90 Tonnen Gold der Österreichischen Nationalbank und 2,7 Milliarden Goldschilling. Diese riesige Geldmenge war das Ergebnis der Sparpolitik der vorhergehenden Jahre. Sie ermöglichte die weitere militärische Aufrüstung des Deutschen Reiches, dessen Devisenreserven schon fast erschöpft waren. Die Besetzung Österreichs verlief kampflos. Bis dahin illegale Anhängerinnen und Anhänger der NSDAP und weite Bevölkerungskreise bereiteten den einmarschierenden Soldaten und dem bald nachfolgenden Hitler einen jubelnden Empfang. Schon am 13. März 1938 gab Hitler den „Anschluss“ Österreichs an das Deutsche Reich bekannt. Am 10. April 1938 ließ er dies durch eine von der NSDAP kontrollierte Volksabstimmung bestätigen. Viele bekannte Persönlichkeiten, darunter auch der Sozialdemokrat Karl Renner und Kardinal Theodor Innitzer mit den österreichischen Bischöfen, sprachen sich für ein „Ja“ zum „Anschluss“ aus. L Der Einmarsch der deutschen Wehrmacht am 12. März 1938, dem kein Widerstand entgegengesetzt wurde, beendete endgültig die Kleinstaatlichkeit. An die 200 000 Menschen jubelten am Heldenplatz Adolf Hitler als „Befreier“ zu. Gleichzeitig begannen erste Verhaftungswellen; 50 000 Österreicher/innen, politische Gegner/innen sowie Jüdinnen und Juden waren Opfer dieser Terroraktionen. Damit wurde auch bereits der Rahmen der VolksabstimStände statt Parteien Nach dem Bürgerkrieg beendete Dollfuß am 1. Mai 1934 mit einer neuen Verfassung die Erste Republik. Österreich wurde damit ein antidemokratischer, autoritärer „Bundesstaat“ mit Führerprinzip, ähnlich dem faschistischen Italien und dem nationalsozialistischen Deutschen Reich. An die Stelle der Parteien trat die „Vaterländische Front“, welche alle Österreicherinnen und Österreicher erfassen sollte. Auch die Christlichsoziale Partei musste sich auflösen. Ihre Führungskräfte übernahmen aber die Spitzenpositionen in der „Vaterländischen Front“. Vertreter der Berufsstände sollten den Volkswillen zum Ausdruck bringen. Der Bundespräsident sollte von nun an nicht mehr durch das Volk, sondern von den Bürgermeistern gewählt werden. Bürgermeister wurden aber nur noch Angehörige der „Vaterländischen Front“. Die römisch-katholische Kirche erhielt einen sehr großen Einfluss auf Schulwesen, Familienrecht und Ehebestimmungen. Der „Juliputsch“ und das „Juliabkommen“ Im Sommer 1934 planten die Nationalsozialisten einen gewaltsamen Umsturz. Am 25. Juli 1934 drang eine Gruppe von Nationalsozialisten in Uniformen des Bundesheeres in das Kanzleramt ein. Sie schossen auf Dollfuß und verletzten ihn so schwer, dass er nach wenigen Stunden starb. Der Umsturzversuch aber scheiterte. Die Anführer wurden vor Gericht gestellt, einige Todesurteile vollstreckt. Hitler griff nicht ein. Mussolini zeigte seine Unterstützung für Österreich, indem er Truppen an der Brennergrenze aufmarschieren ließ. Kurt Schuschnigg wurde neuer Bundeskanzler. Er bemühte sich um den Erhalt der Unabhängigkeit Österreichs. Angebote der (illegalen) Sozialdemokraten, eine Einheitsfront gegen die aggressive Politik Hitlers zu bilden, lehnte er jedoch ab. Mussolini aber gab nach dem Überfall auf Abessinien und der darauf folgenden Annäherung an Hitler seine Schutzfunktion für den österreichischen Ständestaat auf. Er riet Schuschnigg, sich mit Hitler zu verständigen. 6. Austrofaschistischer Ständestaat und sieben Jahre NS-Herrschaft Beschreibe und analysiere mit Hilfe des Plakats die Ideale des austrofaschistischen Ständestaates. Ideale im Ständestaat. Plakat, 1936. Das Kruckenkreuz der „Vaterländischen Front“ war das Symbol der „Erneuerung“ Österreichs im Sinne des Austrofaschismus. 48 Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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