Zeitbilder 7/8, Schülerbuch

Mussolinis Machtergreifung Benito Mussolini (1883 – 1945), ursprünglich ein sozialistischer Funktionär, gründete 1919 in Mailand die „Faschistischen Kampfbünde“ („Fasci italiani di combattimento“). Die Faschisten stellten sich auf die Seite der Großgrundbesitzer und der Industriellen. Sie bekämpften ihre politischen Gegner, vor allem Sozialisten und Kommunisten, mit äußerster Brutalität. Faschistische Schlägertrupps, erkennbar an ihren schwarzen Hemden („Schwarzhemden“), führten Überfälle und Morde aus. Vom bürgerlich-konservativen Staatsapparat wurden sie geduldet, weil dieser mehr Angst vor dem Sozialismus als vor Mussolini hatte. 1921 gelang der faschistischen Partei der Einzug ins Parlament. Mussolini wollte aber mit einem gewaltsamen „Marsch auf Rom“ die alleinige Macht in Italien an sich reißen: Daher standen im Oktober 1922 die faschistischen Kampfgruppen in der Umgebung Roms bereit. Nun ernannte der italienische König Mussolini zum Ministerpräsidenten. Die Faschisten konnten daher ohne Kampf in die italienische Hauptstadt einrücken. Benito Mussolini während einer Rede auf der Tribüne des Mailänder Domplatzes. Foto, 1930. Das Bild zeigt eine der typischen Rednergesten des „Duce“ (= „Führer“). Italien wird faschistisch 1925 verkündete der „Duce“ die Diktatur seiner Partei: Alle nicht faschistischen politischen Gruppen wurden verboten, politische Gegner verhaftet. Schritt für Schritt baute Mussolini Italien in eine faschistische Diktatur um: –– Verbot nichtfaschistischer Parteien und der oppositionellen Presse, des Streikrechtes und der Betriebsräte, –– Aufbau einer Geheimpolizei, –– Deportation von Gegnern. Mit einer Änderung des Wahlrechtes 1928, nach der nur mehr die faschistische Einheitsliste wählbar war, war der Umbau Italiens zu einem totalitären, faschistischen Einheitsstaat vollzogen. Diktaturen in Europa 1917–1938. Benenne mit Hilfe der Karte die jeweiligen Herrschaftsformen in den abgebildeten Staaten. Nach dem Ersten Weltkrieg wurde in vielen Ländern Europas die Regierungsform geändert. Die ersten Diktaturen entstanden 1922 in Italien, 1923 in Spanien, 1926 in Polen und Portugal und 1929 in Jugoslawien. Im Gefolge der Weltwirtschaftskrise zeigte sich dann ab 1930 ein allgemeiner Trend zu Diktaturen bzw. diktaturähnlichen Staatsformen: Im Deutschen Reich (1933) und in Österreich (1933/34), in den baltischen Ländern Estland und Lettland 1934 (Litauen 1926) sowie in Spanien (1939) kamen rechtsgerichtete Diktaturen an die Macht. Demokratisch blieben Frankreich, Großbritannien, die Benelux-Länder, Skandinavien und die Schweiz. In diesen Staaten hatte das jeweilige politische System bereits vor 1914 bestanden. 7.1 Faschismus in Italien Italien nach dem „verlorenen Frieden“ Italien gehörte zwar zu den Siegern des Ersten Weltkrieges. Hohe Staatsausgaben für Kriegsinvalide und Witwen sowie eine enorme Arbeitslosigkeit führten in den Jahren nach 1918 aber zu großen Problemen. Die Mehrheit der Bevölkerung fühlte sich von der Entente um den Preis des Sieges geprellt. Die Friedensverträge sprachen Italien nämlich nur das Trentino mit Südtirol, Triest und Istrien zu, nicht jedoch die übrigen beanspruchten Gebiete (z. B. Rijeka an der dalmatinischen Küste sowie einen Anteil an den ehemaligen deutschen Kolonien). So entstand das Schlagwort vom „verlorenen Frieden“. Die sozialistische Partei hatte 1915 den Kriegseintritt Italiens abgelehnt. Dies verhalf ihr 1919 bei den Parlamentswahlen zur Mehrheit. Sie fand aber keine geeigneten Maßnahmen zur Bekämpfung der großen wirtschaftlichen Probleme. Streiks und Fabriksbesetzungen waren die Folge. 7. Diktatorische Systeme in Europa 26 Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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