Bäuerinnen und Bauern, Gewerbetreibende und Arbeiterschaft gingen zahlenmäßig stark zurück. Eine neue Mittelschicht der Angestellten (im Dienstleistungs- und öffentlichen Sektor) nahm stark zu. Das führte bei den ehemaligen „Lagerparteien“ der Ersten Republik zu einem massiven Rückgang ihrer Stammwählerschaft (ÖVP: Bäuerinnen und Bauern, Selbstständige; SPÖ: Arbeiterschaft). Diese neue Mittelschicht fühlt sich nicht mehr eng an eine Partei gebunden. L 47 Prozent [der Wahlberechtigten] bezeichneten sich als mobile, parteiungebundene Wähler, die sich vor jeder Wahl neu entscheiden (…). Die Stammwählerschaften von ÖVP und SPÖ haben sich auf ihre engsten Kernwählerschichten reduziert. Aber selbst bei diesen Kernwählern (…) gibt es mittlerweile keine unüberwindbaren Schranken mehr, die einem Parteiwechsel im Wege stehen. (Plasser/Sommer, Wahlen im Schatten der Flüchtlingskrise, 2018, S. 22) Die Gruppe der Wechselwählerinnen und -wähler nahm in den letzten dreißig Jahren deutlich zu. Wählermobilität bei Nationalrats- und Landtagswahlen 1999–2017 Haben bei Nationalrats- bzw. Landtagswahlen immer dieselbe Partei gewählt. Haben sich im Laufe der Zeit auch schon einmal für eine andere Partei entschieden. In Prozent der Wahlberechtigten 0 10 20 30 40 50 60 70 80 58 1990 1995 2002 2008 2017 26 44 44 41 53 33 62 27 68 Quelle: GfK Austria, bundesweite Repräsentativbefragung 1990– 2017. In: Plasser/Sommer, Wahlen im Schatten der Flüchtlingskrise, 2018. Analysiere diese Grafik in Bezug auf das Verhältnis von Stamm- und Wechselwählerinnen und -wählern und vergleiche das Ergebnis mit der Aussage der Textquelle darüber. Diskutiert – jedoch nur auf freiwilliger Basis! –, zu welcher Gruppe von Wählerinnen und Wählern ihr euch zählt, und begründet eure Haltung. Wechselwählerinnen und -wähler entscheiden oft erst in den letzten Tagen, wem sie ihre Stimme geben. Gerade diese Gruppe wird von den Parteien in ihren Wahl- und Parteiprogrammen angesprochen. Die Parteien haben sich zu nach allen Seiten offenen „Allerwelts-“ oder „Volksparteien“ entwickelt, die regelmäßig bei Wahlen um Stimmen kämpfen. Ähnlich wie in den USA stehen daher mittlerweile auch in Österreich in den Wahlkämpfen die Personen stärker im Vordergrund als Sachthemen. Wählerumfrage: „Welche Partei vertritt Ihrer Meinung nach jeweils die vernünftigere und glaubwürdigere Position?“ In Prozent halten beim Thema für glaubwürdiger SPÖ ÖVP FPÖ Grüne NEOS Sicherung ausreichender Pensionen 35 20 7 2 2 Bekämpfung eines radikalen Islam 7 25 34 2 1 Maßnahmen gegen den Missbrauch von Sozialleistungen 15 23 27 3 2 Verhinderung eines Ansturms von Flüchtlingen und Asylanten 10 35 27 5 1 Verringerung der Anzahl von Migranten und Ausländern 9 30 31 4 1 Maßnahmen gegen die ungleiche Verteilung von Einkommen und Lebenschancen 29 17 11 7 4 Milderung der hohen Steuerbelastung 26 26 10 1 5 Kampf gegen die steigende Kriminalität 14 24 29 2 1 Ursachen des Klimawandels bekämpfen 11 16 4 30 2 Maßnahmen gegen die hohe Arbeitslosigkeit 32 24 10 1 3 Vorkehrungen gegen terroristische Anschläge in Österreich 12 28 23 2 0 Senkung der hohen Miet- und Wohnpreise 30 16 8 5 3 Verbesserung der Situation in den Schulen und Klassen 18 22 12 5 5 Belebung der Konjunktur- und Wirtschaftslage 19 34 6 2 5 Kompetenzfelder der Parteien aus Sicht der Wählerinnen und Wähler. Quelle: GfK Austria, bundesweite Repräsentativumfrage (Juli 2017). In: Plasser/Sommer, Wahlen im Schatten der Flüchtlingskrise, 2018, S. 89. Fragen und Arbeitsaufträge 1. Fasse die Informationen zu Aufstieg bzw. Abstieg der im Nationalrat vertretenen Parteien zusammen. 2. Erläutere die Ziele und Programme, die sie deiner Meinung nach vertreten. 3. Ermittle mit Hilfe der Tabelle, für welche Bereiche die angeführten Parteien als glaubwürdig gelten. Vergleiche diese Ergebnisse mit deiner eigenen Einstellung dazu. Politische und rechtliche Systeme 193 Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv
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