Zeitbilder 7/8, Schülerbuch

„Amerikanisierung“ des Lebens in den Großstädten Thomas H. Benton, „City Activities with Dance Hall“. Gemälde (Ausschnitt), 1931. Benton stellte in seinen Gemälden die amerikanische Kultur und Lebenswelt dar. Benenne die dargestellten „City Activities“. Erkläre, inwiefern das Gemälde den „American Way of Life“ und die „Roaring Twenties“ thematisiert. In den 1920er Jahren orientierte man sich am „American Way of Life“. Dieser war gekennzeichnet durch höhere Mobilität in Beruf und Freizeit, durch Massenkonsum und vielfältige Freizeitangebote. Unter den Metropolen in Europa verkörperte besonders Berlin diese moderne Welt. Die Infrastruktur der Großstädte wurde verbessert: Man baute Schulen, Krankenhäuser, Schwimmbäder und große Fußballstadien (Wembley in London, Prater in Wien). Eine Weltstadt wie Berlin bot denjenigen, die es sich leisten konnten, zahlreiche Vergnügungsmöglichkeiten: Tausende Bars, Nachtclubs, Varietétheater, Tanzpaläste und Warenhäuser entstanden. Kulturelle Importe aus den USA eroberten die „alte Welt“: In den großen Kinos wurden Hollywoodfilme gezeigt, die Jazzmusik fand Liebhaber und entschiedene Gegner. Neue Modetänze wie Charleston, Tango und Foxtrott lösten ein regelrechtes „Tanzfieber“ aus. So „golden“ waren die 1920er Jahre nicht Spricht man über die Zwischenkriegszeit, so fällt oft das Schlagwort von den „Goldenen Zwanzigerjahren“. Gemeint ist damit die kurze wirtschaftliche Erholungsphase von 1924 bis zum Einsetzen der Weltwirtschaftskrise 1929. Seit Mitte der 1920er Jahre entstanden in Europa durch den Zusammenschluss von Unternehmen große Konzerne. Amerikanische Firmen bauten riesige Produktionsanlagen, vor allem im Deutschen Reich. Diese Großunternehmen rationalisierten ihre Produktionsmethoden und sparten dadurch Arbeitskräfte ein. Dies bedeutete für viele Arbeiterinnen und Arbeiter weniger Lohn aufgrund der großen Konkurrenz. Dazu kamen noch härtere Arbeitsbedingungen, vor allem durch den Einsatz des Fließbandes. Klein- und Mittelbetriebe, die insgesamt mehr Menschen beschäftigten als die Großbetriebe, gerieten wegen der neuen Konzerne in Schwierigkeiten. In den Großstädten entstanden große Kaufhäuser. Sie lockten die Kundinnen und Kunden durch raffinierte Werbung und Sonderangebote. Kleine Geschäfte gerieten dadurch unter großen Konkurrenzdruck. Auch die Landwirtschaft war wegen der hohen Kosten für die Technisierung einem Strukturwandel unterworfen – Zwangsversteigerungen von Bauernhöfen nahmen stark zu. Der wirtschaftliche Wandel zeigte sich auch im gesellschaftlichen Bereich: Die Zahl der Angestellten wuchs kontinuierlich an. Diese wollten sich durch die Annahme moderner Lebensgewohnheiten bewusst von den „proletarischen“ Arbeiterinnen und Arbeitern unterscheiden. Werbeplakat (Ausschnitt), Die französische Schauspielerin und Tänzerin Edmonde Guy mit dem Staubsauger AEG Vampyr. Entwurf: Umberto Brunelleschi, Farbdruck, 1928. In den Familien der Ober- und Mittelschichten hielten Elektrogeräte Einzug in den Haushalten. 4. „Goldene“ Zwanzigerjahre? 18 Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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