lich der wesentliche Treiber aller übrigen Globalisierungsprozesse ist. Aus der Sicht der Autoren ist ein Weg in die Zukunft, der die heutigen ressourcenintensiven Lebensstile der westlichen Welt auf eine Weltbevölkerung von zukünftig 10 Mrd. und mehr Menschen ausdehnt, nicht zukunftsfähig. Demgegenüber könnte die Verfolgung der Leitidee einer weltweiten sozialen und ökologischen Marktwirtschaft einen wichtigen Beitrag leisten (…). (Auf dem Weg in eine globale nachhaltige Informationsgesellschaft – eine europäische Perspektive. Jahrbuch Arbeit und Technik, Friedrich-Ebert-Stiftung Bonn 1999, Zusammenfassung) In einer Zusammenfassung neuester Untersuchungen gelangt der in Indien geborene und in Deutschland lebende Erziehungswissenschafter Asit Datta 2013 zur Auffassung, dass die Globalisierung zwar große Chancen biete. Diese ließen sich aber nur nützen, wenn stärker auf einen globalen Ausgleich geachtet werde und wenn – beginnend in den Industriestaaten – eine Änderung des Konsumverhaltens eintrete. Beides erachtet Datta als besonders schwierig (vgl. Datta, Armutszeugnis, 2013). ATTAC – Gegenbewegung „von unten“ Aufgrund einer Wirtschaftskrise in Südostasien im Jahr 1997 (Thailand, Hongkong, Südkorea), die durch Finanzspekulationen ausgelöst wurde, forderten immer mehr Expertinnen und Experten eine Kontrolle der internationalen Finanzmärkte. Ignacio Ramonet, der Chefredakteur der französischen Monatszeitung „Le Monde diplomatique“, machte den Vorschlag, Währungsspekulationen durch die Einführung einer geringen Umsatzsteuer (0,1 Prozent) bei spekulativen internationalen Geldgeschäften einzudämmen („Tobin Tax“). Da gegenwärtig täglich ca. 4 000 Mrd. Dollar weltweit gehandelt werden, ergäbe das beträchtliche Einnahmen. Diese könnten z.B. für den Kampf gegen soziale Ungleichheiten und für das Schul- oder Gesundheitswesen eingesetzt werden. Im Jahr 1998 wurde aufgrund dieses Vorschlages in Paris die Charta von „ATTAC-International“ verabschiedet. Ziel der ATTAC-Bewegung ist es, die Bürgerinnen und Bürger zum aktiven Widerstand zu ermutigen. Man ist also bestrebt, unter ihrer Beteiligung auf globaler Ebene einen demokratischen Raum zu schaffen. L ATTAC-Österreich fordert in seiner Gründungsdeklaration (September 2000) gerechte Rahmenbedingungen für die Weltwirtschaft und den Vorrang demokratischer Politik vor neoliberaler Marktideologie. Die drei zentralen Institutionen – Internationaler Währungsfonds, Weltbank und Welthandelsorganisation – haben in dieser Frage nicht nur versagt, sondern sie ergreifen erwiesenermaßen einseitig Partei für kurzfristige Profitinteressen, erschweren alternative Entwicklungswege und stellen eine Bedrohung für das gesellschaftliche Über- und Zusammenleben dar. (Gründungsdeklaration von ATTAC-Österreich, September 2003) Der britische Historiker Eric Hobsbawm fasste diese Probleme folgendermaßen zusammen: L Erstens hat die gegenwärtig so geschätzte Globalisierung des freien Marktes dazu geführt, dass die Ungleichheit auf nationaler wie auf internationaler Ebene dramatisch zugenommen hat. (…) Zweitens bekommen diejenigen die Globalisierung am stärksten zu spüren, die am wenigsten von ihr profitieren. Daher rührt auch die zunehmende Polarisierung der Ansichten über Globalisierung: zwischen denen, die weitgehend von ihren negativen Folgen geschützt sind – den Unternehmern, die ihre Kosten in Billigländer „outsourcen“ können, den Hightechfachkräften und den Hochschulabsolventen, die in jeder Marktwirtschaft mit hohen Löhnen Arbeit finden – und diejenigen, bei denen das nicht der Fall ist. (…) Drittens schließlich (…) sind die politischen und kulturellen Auswirkungen unverhältnismäßig groß. So ist die Zuwanderung in den meisten Volkswirtschaften des Westens ein zentrales politisches Problem. (…) (Hobsbawm, Globalisierung, Demokratie und Terrorismus, 2009, S. 11 f.) Globalisierungskritik: „Tittytainment“ reicht nicht Die römischen Kaiser gaben dem Volk „Brot und Spiele“, um es für sich zu gewinnen und bei Laune zu halten. „Tittytainment“ ist dem vergleichbar: Die Mehrzahl der arbeitsfähigen Menschen, die zu den 80 Prozent Unterprivilegierten gehören werden, folgen einer Kombination von ausreichender Ernährung (titis = nährende Brüste – „Konsumismus“) und betäubender Unterhaltung (entertainment – „Event Kultur“, z. B. Musik- oder Sportveranstaltungen). Sie halten sich damit bei Laune. Doch solcherart lassen sich die Probleme der Menschheit nicht lösen. Martin und Schumann, die Verfasser des Bestsellers „Die Globalisierungsfalle“, machen überlegenswerte Vorschläge: Soziale und ökologische Mindeststandards sollen für den Welthandel gelten. Weiters: Durchsetzung der Einhaltung von Konventionen, etwa der ILO (International Labour Organisation) gegen Sozialdumping; Boykott von Produkten aus Kinderarbeit, rücksichtsloser Umweltbelastung und Hungerlöhnen; Begrenzung der ökologisch verheerenden Zunahme des Gütertransports u. a. m. Eine andere Forschergruppe setzt vorwiegend auf „globale Verträge“. Damit sollen Demokratie, Toleranz und Solidarität mit den Schwächeren weltweit gefördert werden (Gruppe von Lissabon: Grenzen des Wettbewerbs, 1997). Eine Gruppe von Universitätsprofessorinnen und -professoren analysierte im Jahr 1999 im Auftrag der EUKommission das Phänomen der globalen Gesellschaft: L Wir beobachten heute, dass sich als Folge der Globalisierung und der mächtigen Potenziale der Informationsgesellschaft die Welt hinbewegt auf einen einzigen integrierten weltweiten Markt, der letzt138 Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv
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